Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.gen ermüdeter Verstand ausruhen kann: So ent- steht eine neue Frage. Woher ist dieses erste Paar von Menschen? Woher ist das erste Paar von Thieren? Denn was von Menschen gilt, gilt noch vielmehr von der unedlern Art der Le- bendigen, von allen Thieren. Sollen wir sie für Wesen halten, die nicht von andern entstan- den; die allezeit waren; die keinen weitern Grund ihres Daseyns brauchten? Wenn sie nicht, wie alle Menschen und Thiere nach ihnen zufällige Wesen; wenn sie ewig und nicht allein nach ihrer Beschaffenheit, sondern auch nach ih- rem Daseyn nothwendig waren: Warum haben sie denn aufgehört, zu seyn? Warum sind sie nicht mehr? Was ist nothwendig? Was ist selbstständig? Das, was nicht anders seyn kann, als es ist. Also können nicht die ersten Lebendi- gen, weder die ersten Menschen, noch die ersten Thiere ewige, nothwendige und selbstständige Wesen seyn; es muß außer ihnen ein Wesen ge- ben, dem die Ewigkeit, Nothwendigkeit und Selbstständigkeit des Daseyns zukömmt. Jn welch einer genauen Uebereinstimmung der
gen ermüdeter Verſtand ausruhen kann: So ent- ſteht eine neue Frage. Woher iſt dieſes erſte Paar von Menſchen? Woher iſt das erſte Paar von Thieren? Denn was von Menſchen gilt, gilt noch vielmehr von der unedlern Art der Le- bendigen, von allen Thieren. Sollen wir ſie für Weſen halten, die nicht von andern entſtan- den; die allezeit waren; die keinen weitern Grund ihres Daſeyns brauchten? Wenn ſie nicht, wie alle Menſchen und Thiere nach ihnen zufällige Weſen; wenn ſie ewig und nicht allein nach ihrer Beſchaffenheit, ſondern auch nach ih- rem Daſeyn nothwendig waren: Warum haben ſie denn aufgehört, zu ſeyn? Warum ſind ſie nicht mehr? Was iſt nothwendig? Was iſt ſelbſtſtändig? Das, was nicht anders ſeyn kann, als es iſt. Alſo können nicht die erſten Lebendi- gen, weder die erſten Menſchen, noch die erſten Thiere ewige, nothwendige und ſelbſtſtändige Weſen ſeyn; es muß außer ihnen ein Weſen ge- ben, dem die Ewigkeit, Nothwendigkeit und Selbſtſtändigkeit des Daſeyns zukömmt. Jn welch einer genauen Uebereinſtimmung der
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gen ermüdeter Verſtand ausruhen kann: So ent-
ſteht eine neue Frage. Woher iſt dieſes erſte
Paar von Menſchen? Woher iſt das erſte Paar
von Thieren? Denn was von Menſchen gilt,
gilt noch vielmehr von der unedlern Art der Le-
bendigen, von allen Thieren. Sollen wir ſie
für Weſen halten, die nicht von andern entſtan-
den; die allezeit waren; die keinen weitern
Grund ihres Daſeyns brauchten? Wenn ſie
nicht, wie alle Menſchen und Thiere nach ihnen
zufällige Weſen; wenn ſie ewig und nicht allein
nach ihrer Beſchaffenheit, ſondern auch nach ih-
rem Daſeyn nothwendig waren: Warum haben
ſie denn aufgehört, zu ſeyn? Warum ſind ſie
nicht mehr? Was iſt nothwendig? Was iſt
ſelbſtſtändig? Das, was nicht anders ſeyn kann,
als es iſt. Alſo können nicht die erſten Lebendi-
gen, weder die erſten Menſchen, noch die erſten
Thiere ewige, nothwendige und ſelbſtſtändige
Weſen ſeyn; es muß außer ihnen ein Weſen ge-
ben, dem die Ewigkeit, Nothwendigkeit und
Selbſtſtändigkeit des Daſeyns zukömmt.
Jn welch einer genauen Uebereinſtimmung
ſtehet nicht die Geſchichte mit dieſen unwider-
ſprechlichen Schlüſſen der Vernunft, deren
Wahrheit auf unſerm innern Bewußtſeyn, auf
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