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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Agnodice
daselbst nochmahlen in Güte von
dem Christlichen Glauben abge-
mahnet, weil sie aber sich nicht wol-
te bewegen lassen, ließ sie selbiger
zum Spott und Hohn, nachdem er
solches zuvorhero öffentlich aus-
ruffen lassen, gantz nackend durch
die Stadt in das Frauen-Hauß
führen, um allda eine gemeine Me-
tze abzugeben. In währender sol-
cher Hinführung aber ereignete
sich ein rechtes Wunderwerck mit
ihr, massen ihr in einem Augen-
blick ihre Haare auf dem Kopffe so
lang und häuffig wuchsen, daß sie
ihren gantzen nackenden Leib über
und über damit bedecken, und also
dadurch den ihr angedroheten
Spott und Schimpff zu nichte ma-
chen konte. Endlich aber ward sie
auf Befehl des Römischen Stadt-
halters Aspasii auf einen brennenden
Scheiter-Hauffen geworffen, und
weil sie in selbigen dennoch nicht ver-
brannte, angesehen sich die Flamme
zertheilte, und ihr kein Leyd that,
mit Messern vollends als eine
Märtyrin A. C. 306. zu Tode ge-
stochen, auch von ihren Eltern nahe
bey der Stadt Rom in der Numen-
tani
schen Strasse begraben. Am-
brosius in Conc. 91. Rabbi
Mar-
tyrer Buch P. I. p. 25.

Agnodice,

Eine gelehrte Jungfer, welche
die Medicin vortrefflich erlernet,
und in angenommenen Männer-
Habit die schwangern Weiber
glücklich curirte. Ihrentwegen
machten auch die Athenienser ein
neu Gesetze, Krafft dessen allen Wei-
bes-Bildern frey stunde, sich auff
die Medicin zu legen; Und grün-
[Spaltenumbruch]

Agraffe Agri
den sich vielleicht heute zu Tage au[f]
solches Recht die alten Weiber[,]
welche durch ihre vermeynten Cu-
ren denen Medicis und Barbierer[n]
mit ihren so genannten Hauß-
Mitteln einpfuschern.

Agraffe,

Heisset eigentlich ein Häcklein
an einem Juwel; dem Frauenzim-
mer aber ein von Gold oder Silber
durchbrochenes in form eines breit-
länglichten Schildes, mit Dia-
manten, Perlen und andern Ju-
welen reich besetztes Brust-Stücke,
so an etlichen Orten das Weibes-
Volck auf den Ober-Theil des
Schnür-Leibs vorn an der Brust
mit einem Bändlein anzustecken
pfleget. Weßwegen es auch ein
Brust-Stück genennet wird.

Agremente,

Ist eine Spitze von Gold oder
Silber, mit allerhand erhabner
künstlich gedreheter und beschlun-
gener Arbeit, so das Frauenzimmer
um allerhand Putz zu frisiren
pfleget.

Agricolae

Catharina, aus Meißen, eines
gelehrten Mannes Tochter, ist eine
gute Poetin und in der Music wohl
geübt gewesen, sie hat um das Jahr
1628. gelebet, und einen zu dersel-
ben Zeit netten deutschen Vers ge-
macht, welches das Carmen aus-
weiset, so sie einem gewissen vorneh-
men Musico auf seine Hochzeit ge-
macht, so bey Johann Frauen-
Lob in der lobwürdigen Gesell-
schafft gelehrter Weiber pag. 7.
zu finden.

Agrip-

[Spaltenumbruch]

Agnodice
daſelbſt nochmahlen in Guͤte von
dem Chriſtlichen Glauben abge-
mahnet, weil ſie aber ſich nicht wol-
te bewegen laſſen, ließ ſie ſelbiger
zum Spott und Hohn, nachdem er
ſolches zuvorhero oͤffentlich aus-
ruffen laſſen, gantz nackend durch
die Stadt in das Frauen-Hauß
fuͤhren, um allda eine gemeine Me-
tze abzugeben. In waͤhrender ſol-
cher Hinfuͤhrung aber ereignete
ſich ein rechtes Wunderwerck mit
ihr, maſſen ihr in einem Augen-
blick ihre Haare auf dem Kopffe ſo
lang und haͤuffig wuchſen, daß ſie
ihren gantzen nackenden Leib uͤber
und uͤber damit bedecken, und alſo
dadurch den ihr angedroheten
Spott und Schimpff zu nichte ma-
chen konte. Endlich aber ward ſie
auf Befehl des Roͤmiſchen Stadt-
halters Aſpaſii auf einen breñenden
Scheiter-Hauffen geworffen, und
weil ſie in ſelbigen deñoch nicht ver-
brannte, angeſehen ſich die Flamme
zertheilte, und ihr kein Leyd that,
mit Meſſern vollends als eine
Maͤrtyrin A. C. 306. zu Tode ge-
ſtochen, auch von ihren Eltern nahe
bey der Stadt Rom in der Numen-
tani
ſchen Straſſe begraben. Am-
broſius in Conc. 91. Rabbi
Mar-
tyrer Buch P. I. p. 25.

Agnodice,

Eine gelehrte Jungfer, welche
die Medicin vortrefflich erlernet,
und in angenommenen Maͤnner-
Habit die ſchwangern Weiber
gluͤcklich curirte. Ihrentwegen
machten auch die Athenienſer ein
neu Geſetze, Kꝛafft deſſen allen Wei-
bes-Bildern frey ſtunde, ſich auff
die Medicin zu legen; Und gruͤn-
[Spaltenumbruch]

Agraffe Agri
den ſich vielleicht heute zu Tage au[f]
ſolches Recht die alten Weiber[,]
welche durch ihre vermeynten Cu-
ren denen Medicis und Barbierer[n]
mit ihren ſo genannten Hauß-
Mitteln einpfuſchern.

Agraffe,

Heiſſet eigentlich ein Haͤcklein
an einem Juwel; dem Frauenzim-
mer aber ein von Gold oder Silber
durchbrochenes in form eines breit-
laͤnglichten Schildes, mit Dia-
manten, Perlen und andern Ju-
welen reich beſetztes Bruſt-Stuͤcke,
ſo an etlichen Orten das Weibes-
Volck auf den Ober-Theil des
Schnuͤr-Leibs vorn an der Bruſt
mit einem Baͤndlein anzuſtecken
pfleget. Weßwegen es auch ein
Bruſt-Stuͤck genennet wird.

Agremente,

Iſt eine Spitze von Gold oder
Silber, mit allerhand erhabner
kuͤnſtlich gedreheter und beſchlun-
gener Arbeit, ſo das Frauenzimmer
um allerhand Putz zu friſiren
pfleget.

Agricolæ

Catharina, aus Meißen, eines
gelehrten Mannes Tochter, iſt eine
gute Poetin und in der Muſic wohl
geuͤbt geweſen, ſie hat um das Jahr
1628. gelebet, und einen zu derſel-
ben Zeit netten deutſchen Vers ge-
macht, welches das Carmen aus-
weiſet, ſo ſie einem gewiſſen voꝛneh-
men Muſico auf ſeine Hochzeit ge-
macht, ſo bey Johann Frauen-
Lob in der lobwuͤrdigen Geſell-
ſchafft gelehrter Weiber pag. 7.
zu finden.

Agrip-
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[0042] Agnodice Agraffe Agri daſelbſt nochmahlen in Guͤte von dem Chriſtlichen Glauben abge- mahnet, weil ſie aber ſich nicht wol- te bewegen laſſen, ließ ſie ſelbiger zum Spott und Hohn, nachdem er ſolches zuvorhero oͤffentlich aus- ruffen laſſen, gantz nackend durch die Stadt in das Frauen-Hauß fuͤhren, um allda eine gemeine Me- tze abzugeben. In waͤhrender ſol- cher Hinfuͤhrung aber ereignete ſich ein rechtes Wunderwerck mit ihr, maſſen ihr in einem Augen- blick ihre Haare auf dem Kopffe ſo lang und haͤuffig wuchſen, daß ſie ihren gantzen nackenden Leib uͤber und uͤber damit bedecken, und alſo dadurch den ihr angedroheten Spott und Schimpff zu nichte ma- chen konte. Endlich aber ward ſie auf Befehl des Roͤmiſchen Stadt- halters Aſpaſii auf einen breñenden Scheiter-Hauffen geworffen, und weil ſie in ſelbigen deñoch nicht ver- brannte, angeſehen ſich die Flamme zertheilte, und ihr kein Leyd that, mit Meſſern vollends als eine Maͤrtyrin A. C. 306. zu Tode ge- ſtochen, auch von ihren Eltern nahe bey der Stadt Rom in der Numen- taniſchen Straſſe begraben. Am- broſius in Conc. 91. Rabbi Mar- tyrer Buch P. I. p. 25. Agnodice, Eine gelehrte Jungfer, welche die Medicin vortrefflich erlernet, und in angenommenen Maͤnner- Habit die ſchwangern Weiber gluͤcklich curirte. Ihrentwegen machten auch die Athenienſer ein neu Geſetze, Kꝛafft deſſen allen Wei- bes-Bildern frey ſtunde, ſich auff die Medicin zu legen; Und gruͤn- den ſich vielleicht heute zu Tage auf ſolches Recht die alten Weiber, welche durch ihre vermeynten Cu- ren denen Medicis und Barbierern mit ihren ſo genannten Hauß- Mitteln einpfuſchern. Agraffe, Heiſſet eigentlich ein Haͤcklein an einem Juwel; dem Frauenzim- mer aber ein von Gold oder Silber durchbrochenes in form eines breit- laͤnglichten Schildes, mit Dia- manten, Perlen und andern Ju- welen reich beſetztes Bruſt-Stuͤcke, ſo an etlichen Orten das Weibes- Volck auf den Ober-Theil des Schnuͤr-Leibs vorn an der Bruſt mit einem Baͤndlein anzuſtecken pfleget. Weßwegen es auch ein Bruſt-Stuͤck genennet wird. Agremente, Iſt eine Spitze von Gold oder Silber, mit allerhand erhabner kuͤnſtlich gedreheter und beſchlun- gener Arbeit, ſo das Frauenzimmer um allerhand Putz zu friſiren pfleget. Agricolæ Catharina, aus Meißen, eines gelehrten Mannes Tochter, iſt eine gute Poetin und in der Muſic wohl geuͤbt geweſen, ſie hat um das Jahr 1628. gelebet, und einen zu derſel- ben Zeit netten deutſchen Vers ge- macht, welches das Carmen aus- weiſet, ſo ſie einem gewiſſen voꝛneh- men Muſico auf ſeine Hochzeit ge- macht, ſo bey Johann Frauen- Lob in der lobwuͤrdigen Geſell- ſchafft gelehrter Weiber pag. 7. zu finden. Agrip-

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/42>, abgerufen am 27.11.2024.