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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Agrip Agri
Agrippina

Julia, des tapffern Germanici
Tochter, die Jüngere, des Käy-
sers Claudii Gemahlin, ein kluges
und verständiges Weib, war sehr
beredt, brachte es auch durch ihre
Beredsamkeit so weit, daß ihr Ge-
mahl das Römische Reich ihrem
Sohne dem Tyrannischen Neroni
abtratt, der sie aber hernachmahls
zur Danckbarkeit tödten ließ. Sie
hat sich durch unterschiedene
Schrifften der gelehrten Welt be-
kannt gemacht; aus ihren Lucu-
brationibus
hat Plinius einige Ex-
cerpta
seiner Historiae naturali Lib
VII. c.
8. einverleibet. Ihr Com-
mentarius
von ihrem und ihrer
Kinder Leben wird von dem Vossio
in Libro de Historic. Latin. Lib. I.
c.
25. und andern sehr gerühmet.
Vid. D. Val. Ernest. Loescher. in
Disputat. Bibliotheca Purpurata
dicta
§. 4. Ihr erster Gemahl war
Cneus Domitius AEnorbabus ein la-
sterhaffter Herr. Als ihr Sohn Nero
sie hatte lassen umbringen, begab er
sich zu ihren entseelten Cörper, ließ
selbigen auffschneiden, und wolte
den Ort besehen, wo er gelegen
hätte.

Agrischen

Weiber und Heroinnen. Wa-
ren recht tapffere und heldenmü-
thige Weiber, so sich bey der damah-
ligen Belagerung zu Agra, so Ma-
chomet A.
1552. mit einer unzehli-
gen Menge Volcks unternahm,
tapffer und heldenmäßig erzeigten.
Ihr fester Vorsatz war, lieber ihre
Gräber in Agra zu suchen, als die
Stadt zu übergeben; Vid. Thuan
T. 1. L. X. Histor. ad An.
1552.

[Spaltenumbruch]
Agtstein Ala
Agtstein oder Bernstein,

Ist eine gelbe oder weisse aus
solchen Steinen rund gedrehe-
te Coralle, so das gemeine Weibes-
Volck täglich auch öfters das Frau-
enzimmer wieder die Flüsse um den
Halß zu binden pfleget.

A la braise,

Heist ein gedämpfftes Essen,
welches in einem zugemachten und
mit einem Deckel verkleibten Topf,
so unten in heisser Asche stehen, und
oben mit glüenden Kohlen beschüt-
tet werden muß, zubereitet wird.

A la braise von Capaunen,
Hünern und dergleichen.

Diese werden ebenfalls also zu-
gerichtet, und kanst du sie zu Pota-
gen
oder Ragout brauchen. Hier-
bey ist zu mercken, daß nicht alles
muß gespickt seyn: es werden auch
diese eingesetzte Sachen auf solche
Art viel weisser und mürber, als
wenn mans in einen Topff wie or-
dinair
kochet.

A la braise von Tauben.

Würge Tauben ab, und putze sie
auffs reineste. Dann schneide sie
unten auff und thue das Eingewei-
de hinweg, wasche sie wohl aus,
haue ihnen die Beine ab, und blan-
chire
sie ein wenig im heissen Was-
ser. Hierauff lege sie in kalt
Wasser, wasche sie wiederum auffs
beste und spicke sie fein sauber.
Wenn dieses alles geschehen, nimm
einen kupffern Topff mit einem
Deckel, (in Ermangelung dessen
muß auch eine Casserole angehen)
lege unten auf des Topffs Boden

Speck,
B 3
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Agrip Agri
Agrippina

Julia, des tapffern Germanici
Tochter, die Juͤngere, des Kaͤy-
ſers Claudii Gemahlin, ein kluges
und verſtaͤndiges Weib, war ſehr
beredt, brachte es auch durch ihre
Beredſamkeit ſo weit, daß ihr Ge-
mahl das Roͤmiſche Reich ihrem
Sohne dem Tyranniſchen Neroni
abtratt, der ſie aber hernachmahls
zur Danckbarkeit toͤdten ließ. Sie
hat ſich durch unterſchiedene
Schrifften der gelehrten Welt be-
kannt gemacht; aus ihren Lucu-
brationibus
hat Plinius einige Ex-
cerpta
ſeiner Hiſtoriæ naturali Lib
VII. c.
8. einverleibet. Ihr Com-
mentarius
von ihrem und ihrer
Kinder Leben wird von dem Voſſio
in Libro de Hiſtoric. Latin. Lib. I.
c.
25. und andern ſehr geruͤhmet.
Vid. D. Val. Erneſt. Lœſcher. in
Diſputat. Bibliotheca Purpurata
dicta
§. 4. Ihr erſter Gemahl war
Cneus Domitius Ænorbabus ein la-
ſteꝛhaffter Herr. Als ihr Sohn Nero
ſie hatte laſſen umbringen, begab er
ſich zu ihren entſeelten Coͤrper, ließ
ſelbigen auffſchneiden, und wolte
den Ort beſehen, wo er gelegen
haͤtte.

Agriſchen

Weiber und Heroinnen. Wa-
ren recht tapffere und heldenmuͤ-
thige Weiber, ſo ſich bey der damah-
ligen Belagerung zu Agra, ſo Ma-
chomet A.
1552. mit einer unzehli-
gen Menge Volcks unternahm,
tapffer und heldenmaͤßig erzeigten.
Ihr feſter Vorſatz war, lieber ihre
Graͤber in Agra zu ſuchen, als die
Stadt zu uͤbergeben; Vid. Thuan
T. 1. L. X. Hiſtor. ad An.
1552.

[Spaltenumbruch]
Agtſtein Ala
Agtſtein oder Bernſtein,

Iſt eine gelbe oder weiſſe aus
ſolchen Steinen rund gedrehe-
te Coralle, ſo das gemeine Weibes-
Volck taͤglich auch oͤfters das Fꝛau-
enzimmer wieder die Fluͤſſe um den
Halß zu binden pfleget.

A la braiſe,

Heiſt ein gedaͤmpfftes Eſſen,
welches in einem zugemachten und
mit einem Deckel verkleibten Topf,
ſo unten in heiſſer Aſche ſtehen, und
oben mit gluͤenden Kohlen beſchuͤt-
tet werden muß, zubereitet wird.

A la braiſe von Capaunen,
Huͤnern und dergleichen.

Dieſe werden ebenfalls alſo zu-
gerichtet, und kanſt du ſie zu Pota-
gen
oder Ragout brauchen. Hier-
bey iſt zu mercken, daß nicht alles
muß geſpickt ſeyn: es werden auch
dieſe eingeſetzte Sachen auf ſolche
Art viel weiſſer und muͤrber, als
wenn mans in einen Topff wie or-
dinair
kochet.

A la braiſe von Tauben.

Wuͤrge Tauben ab, und putze ſie
auffs reineſte. Dann ſchneide ſie
unten auff und thue das Eingewei-
de hinweg, waſche ſie wohl aus,
haue ihnen die Beine ab, und blan-
chire
ſie ein wenig im heiſſen Waſ-
ſer. Hierauff lege ſie in kalt
Waſſer, waſche ſie wiederum auffs
beſte und ſpicke ſie fein ſauber.
Wenn dieſes alles geſchehen, nimm
einen kupffern Topff mit einem
Deckel, (in Ermangelung deſſen
muß auch eine Caſſerole angehen)
lege unten auf des Topffs Boden

Speck,
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[0043] Agrip Agri Agtſtein Ala Agrippina Julia, des tapffern Germanici Tochter, die Juͤngere, des Kaͤy- ſers Claudii Gemahlin, ein kluges und verſtaͤndiges Weib, war ſehr beredt, brachte es auch durch ihre Beredſamkeit ſo weit, daß ihr Ge- mahl das Roͤmiſche Reich ihrem Sohne dem Tyranniſchen Neroni abtratt, der ſie aber hernachmahls zur Danckbarkeit toͤdten ließ. Sie hat ſich durch unterſchiedene Schrifften der gelehrten Welt be- kannt gemacht; aus ihren Lucu- brationibus hat Plinius einige Ex- cerpta ſeiner Hiſtoriæ naturali Lib VII. c. 8. einverleibet. Ihr Com- mentarius von ihrem und ihrer Kinder Leben wird von dem Voſſio in Libro de Hiſtoric. Latin. Lib. I. c. 25. und andern ſehr geruͤhmet. Vid. D. Val. Erneſt. Lœſcher. in Diſputat. Bibliotheca Purpurata dicta §. 4. Ihr erſter Gemahl war Cneus Domitius Ænorbabus ein la- ſteꝛhaffter Herr. Als ihr Sohn Nero ſie hatte laſſen umbringen, begab er ſich zu ihren entſeelten Coͤrper, ließ ſelbigen auffſchneiden, und wolte den Ort beſehen, wo er gelegen haͤtte. Agriſchen Weiber und Heroinnen. Wa- ren recht tapffere und heldenmuͤ- thige Weiber, ſo ſich bey der damah- ligen Belagerung zu Agra, ſo Ma- chomet A. 1552. mit einer unzehli- gen Menge Volcks unternahm, tapffer und heldenmaͤßig erzeigten. Ihr feſter Vorſatz war, lieber ihre Graͤber in Agra zu ſuchen, als die Stadt zu uͤbergeben; Vid. Thuan T. 1. L. X. Hiſtor. ad An. 1552. Agtſtein oder Bernſtein, Iſt eine gelbe oder weiſſe aus ſolchen Steinen rund gedrehe- te Coralle, ſo das gemeine Weibes- Volck taͤglich auch oͤfters das Fꝛau- enzimmer wieder die Fluͤſſe um den Halß zu binden pfleget. A la braiſe, Heiſt ein gedaͤmpfftes Eſſen, welches in einem zugemachten und mit einem Deckel verkleibten Topf, ſo unten in heiſſer Aſche ſtehen, und oben mit gluͤenden Kohlen beſchuͤt- tet werden muß, zubereitet wird. A la braiſe von Capaunen, Huͤnern und dergleichen. Dieſe werden ebenfalls alſo zu- gerichtet, und kanſt du ſie zu Pota- gen oder Ragout brauchen. Hier- bey iſt zu mercken, daß nicht alles muß geſpickt ſeyn: es werden auch dieſe eingeſetzte Sachen auf ſolche Art viel weiſſer und muͤrber, als wenn mans in einen Topff wie or- dinair kochet. A la braiſe von Tauben. Wuͤrge Tauben ab, und putze ſie auffs reineſte. Dann ſchneide ſie unten auff und thue das Eingewei- de hinweg, waſche ſie wohl aus, haue ihnen die Beine ab, und blan- chire ſie ein wenig im heiſſen Waſ- ſer. Hierauff lege ſie in kalt Waſſer, waſche ſie wiederum auffs beſte und ſpicke ſie fein ſauber. Wenn dieſes alles geſchehen, nimm einen kupffern Topff mit einem Deckel, (in Ermangelung deſſen muß auch eine Caſſerole angehen) lege unten auf des Topffs Boden Speck, B 3

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/43>, abgerufen am 27.11.2024.