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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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unbenommen bleibt, nun! so ist doch die einfache
Folge davon die, daß ich Ihnen einen großen
Respect vor dem -- Cylinder als dem Symbole
der auf das Aeußerliche gestellten Bildung vindiciren
darf -- die einfache Consequenz, nichts weiter --"

"Ich glaube aber kaum, Herr Doctor, daß es
erlaubt ist, derartige etwas -- verzeihen Sie! --
immerhin -- immerhin etwas boshaft-gesuchte Conse-
quenzen öffentlich auszusprechen .. Ich kann -- ja!
ich muß das geradezu als eine persönliche Beleidigung
auffassen -- und ich sähe mich genöthigt, wenn Sie
nicht revociren -- --"

Adam lachte: ",Beleidigung'! -- -- ,revociren'
-- -- Sie scherzen, Herr Referendar! Sie scherzen
jetzt, wie ich vorhin -- gescherzt habe -- wir sind
also quitt -- nicht --?"

"Das ist eine sonderbare Auffassung, Herr
Doctor --"

Herr Quöck trat wieder ein.

"Wie schmeckt Ihnen das Kraut, Doctor --?"

"Vorzüglich, Herr Quöck ... etwas schwer zwar --"

"Ach! Nee! schwer --? Finden Sie auch, Herr
Referendar --? Aber bitte, meine Herren -- --
es ist Alles bereit -- kommet und gehet ein in den
Freudenhimmel, allwo duftende Blumen in Fülle
wachsen -- wo es Könige giebt und Fürsten -- --"

"Auf Kartenblättern -- famos, Herr Quöck!
Die Herren dieser Welt sind doch eigentlich furchtbar
witzige Kerle, daß sie ihre Bilder auf Münze und
Karte malen lassen .. immer noch malen lassen ...

unbenommen bleibt, nun! ſo iſt doch die einfache
Folge davon die, daß ich Ihnen einen großen
Reſpect vor dem — Cylinder als dem Symbole
der auf das Aeußerliche geſtellten Bildung vindiciren
darf — die einfache Conſequenz, nichts weiter —“

„Ich glaube aber kaum, Herr Doctor, daß es
erlaubt iſt, derartige etwas — verzeihen Sie! —
immerhin — immerhin etwas boshaft-geſuchte Conſe-
quenzen öffentlich auszuſprechen .. Ich kann — ja!
ich muß das geradezu als eine perſönliche Beleidigung
auffaſſen — und ich ſähe mich genöthigt, wenn Sie
nicht revociren — —“

Adam lachte: „‚Beleidigung‘! — — ‚revociren‘
— — Sie ſcherzen, Herr Referendar! Sie ſcherzen
jetzt, wie ich vorhin — geſcherzt habe — wir ſind
alſo quitt — nicht —?“

„Das iſt eine ſonderbare Auffaſſung, Herr
Doctor —“

Herr Quöck trat wieder ein.

„Wie ſchmeckt Ihnen das Kraut, Doctor —?“

„Vorzüglich, Herr Quöck ... etwas ſchwer zwar —“

„Ach! Nee! ſchwer —? Finden Sie auch, Herr
Referendar —? Aber bitte, meine Herren — —
es iſt Alles bereit — kommet und gehet ein in den
Freudenhimmel, allwo duftende Blumen in Fülle
wachſen — wo es Könige giebt und Fürſten — —“

„Auf Kartenblättern — famos, Herr Quöck!
Die Herren dieſer Welt ſind doch eigentlich furchtbar
witzige Kerle, daß ſie ihre Bilder auf Münze und
Karte malen laſſen .. immer noch malen laſſen ...

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[69/0077] unbenommen bleibt, nun! ſo iſt doch die einfache Folge davon die, daß ich Ihnen einen großen Reſpect vor dem — Cylinder als dem Symbole der auf das Aeußerliche geſtellten Bildung vindiciren darf — die einfache Conſequenz, nichts weiter —“ „Ich glaube aber kaum, Herr Doctor, daß es erlaubt iſt, derartige etwas — verzeihen Sie! — immerhin — immerhin etwas boshaft-geſuchte Conſe- quenzen öffentlich auszuſprechen .. Ich kann — ja! ich muß das geradezu als eine perſönliche Beleidigung auffaſſen — und ich ſähe mich genöthigt, wenn Sie nicht revociren — —“ Adam lachte: „‚Beleidigung‘! — — ‚revociren‘ — — Sie ſcherzen, Herr Referendar! Sie ſcherzen jetzt, wie ich vorhin — geſcherzt habe — wir ſind alſo quitt — nicht —?“ „Das iſt eine ſonderbare Auffaſſung, Herr Doctor —“ Herr Quöck trat wieder ein. „Wie ſchmeckt Ihnen das Kraut, Doctor —?“ „Vorzüglich, Herr Quöck ... etwas ſchwer zwar —“ „Ach! Nee! ſchwer —? Finden Sie auch, Herr Referendar —? Aber bitte, meine Herren — — es iſt Alles bereit — kommet und gehet ein in den Freudenhimmel, allwo duftende Blumen in Fülle wachſen — wo es Könige giebt und Fürſten — —“ „Auf Kartenblättern — famos, Herr Quöck! Die Herren dieſer Welt ſind doch eigentlich furchtbar witzige Kerle, daß ſie ihre Bilder auf Münze und Karte malen laſſen .. immer noch malen laſſen ...

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/77>, abgerufen am 24.11.2024.