bleibt .. Ich bitte, in meinen freimüthigen Worten weiter keinen Cynismus zu suchen --"
Adam lächelte sehr ironisch.
Er spielte mit den Fingern der rechten Hand an dem Griffe seines Weinglases herum und warf nun mit gutmüthig-boshaftem Gesichtsausdruck die Frage über den Tisch zu seinem Gegner hinüber: "Dann gehören Sie also, Herr Referendar, so ungefähr zu den Leuten, die im Grunde als erste Autorität über sich ihren -- Cylinder anerkennen --?"
Frau Möbius sah recht erschrocken aus. Lydia lächelte wie zustimmend, lenkte dann aber mit seinem Takte ab: "Und die Cigaretten, Herr Vetter --?"
Traugott Quöck verstand. Er erhob sich, warf dabei Adam einen nicht gerade "gnädigen," kaum freundlichen und aufmunternden Blick zu und wünschte seinen Gästen "Gesegnete Mahlzeit!" --
"Sie rauchen doch, Herr Referendar --?"
Oettinger starrte noch immer auf Adam hin. Es schien ihm unbegreiflich zu sein, daß dieser Mensch gerade ihm mit seinen Impertinenzen zu kommen wagte. Sollte er die Beleidigung auf sich sitzen lassen --? Sollte er einen Skandal provociren --? Er war unschlüssig. Adam machte ein unschuldig- heiteres Gesicht. Er wandte sich jetzt zu Fräulein Irmer, die hinter ihrem Stuhle stand und theil- nahmslos vor sich hinsah, mit der Frage: "Rauchen Sie auch, mein gnädiges Fräulein?"
"Nein!" kam es kurz und schroff von Hedwigs Lippen.
Conradi, Adam Mensch. 5
bleibt .. Ich bitte, in meinen freimüthigen Worten weiter keinen Cynismus zu ſuchen —“
Adam lächelte ſehr ironiſch.
Er ſpielte mit den Fingern der rechten Hand an dem Griffe ſeines Weinglaſes herum und warf nun mit gutmüthig-boshaftem Geſichtsausdruck die Frage über den Tiſch zu ſeinem Gegner hinüber: „Dann gehören Sie alſo, Herr Referendar, ſo ungefähr zu den Leuten, die im Grunde als erſte Autorität über ſich ihren — Cylinder anerkennen —?“
Frau Möbius ſah recht erſchrocken aus. Lydia lächelte wie zuſtimmend, lenkte dann aber mit ſeinem Takte ab: „Und die Cigaretten, Herr Vetter —?“
Traugott Quöck verſtand. Er erhob ſich, warf dabei Adam einen nicht gerade „gnädigen,“ kaum freundlichen und aufmunternden Blick zu und wünſchte ſeinen Gäſten „Geſegnete Mahlzeit!“ —
„Sie rauchen doch, Herr Referendar —?“
Oettinger ſtarrte noch immer auf Adam hin. Es ſchien ihm unbegreiflich zu ſein, daß dieſer Menſch gerade ihm mit ſeinen Impertinenzen zu kommen wagte. Sollte er die Beleidigung auf ſich ſitzen laſſen —? Sollte er einen Skandal provociren —? Er war unſchlüſſig. Adam machte ein unſchuldig- heiteres Geſicht. Er wandte ſich jetzt zu Fräulein Irmer, die hinter ihrem Stuhle ſtand und theil- nahmslos vor ſich hinſah, mit der Frage: „Rauchen Sie auch, mein gnädiges Fräulein?“
„Nein!“ kam es kurz und ſchroff von Hedwigs Lippen.
Conradi, Adam Menſch. 5
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bleibt .. Ich bitte, in meinen freimüthigen Worten
weiter keinen Cynismus zu ſuchen —“
Adam lächelte ſehr ironiſch.
Er ſpielte mit den Fingern der rechten Hand an
dem Griffe ſeines Weinglaſes herum und warf nun
mit gutmüthig-boshaftem Geſichtsausdruck die Frage
über den Tiſch zu ſeinem Gegner hinüber: „Dann
gehören Sie alſo, Herr Referendar, ſo ungefähr
zu den Leuten, die im Grunde als erſte Autorität
über ſich ihren — Cylinder anerkennen —?“
Frau Möbius ſah recht erſchrocken aus. Lydia
lächelte wie zuſtimmend, lenkte dann aber mit ſeinem
Takte ab: „Und die Cigaretten, Herr Vetter —?“
Traugott Quöck verſtand. Er erhob ſich, warf
dabei Adam einen nicht gerade „gnädigen,“ kaum
freundlichen und aufmunternden Blick zu und
wünſchte ſeinen Gäſten „Geſegnete Mahlzeit!“ —
„Sie rauchen doch, Herr Referendar —?“
Oettinger ſtarrte noch immer auf Adam hin. Es
ſchien ihm unbegreiflich zu ſein, daß dieſer Menſch
gerade ihm mit ſeinen Impertinenzen zu kommen
wagte. Sollte er die Beleidigung auf ſich ſitzen
laſſen —? Sollte er einen Skandal provociren —?
Er war unſchlüſſig. Adam machte ein unſchuldig-
heiteres Geſicht. Er wandte ſich jetzt zu Fräulein
Irmer, die hinter ihrem Stuhle ſtand und theil-
nahmslos vor ſich hinſah, mit der Frage: „Rauchen
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„Nein!“ kam es kurz und ſchroff von Hedwigs
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Conradi, Adam Menſch. 5
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/73>, abgerufen am 23.11.2024.
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