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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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sehr gut. Und doch -- ich weiß es -- ich ersehe
es aus Deinem ganzen Betragen mir gegenüber --
Du wirst mir wohl den psychologischen Blick dafür
zutrauen -- und doch, sage ich, schmerzt es Dich
auch Deinetwegen -- und vielleicht am Meisten
Deinetwegen -- daß ich Lydia heirathen will. Aber
zwischen uns liegt die Sache doch anders und ein-
facher, dächt' ich. Wir können ja unser Verhältniß
nach wie vor aufrecht erhalten. Ich weiß zwar
nicht, ob wir hierbleiben werden nach unserer Ver-
heirathung, Lydia und ich. Aber wäre das der
Fall --: was hindert uns beide, Emmy, unseren
Verkehr ruhig fortzusetzen --? Nichts. Du bist
doch nun einmal "so Eine" -- verzeih'! ich wollte
Dich nicht kränken -- aber die äußere Thatsache
bleibt doch bestehen. Und ich bin froh genug, daß
ich Dich damals dem Freiberger Seidenfritzen, der
sich übrigens nie wieder gemeldet hat, abgejagt habe.
Also bitte -- wenn Du mich nur ein Wenig gern
hast, wirst Du schon einwilligen. Und dann, wenn
die Tage gekommen sind -- na! Du weißt schon:
dann erinnerst Du mich an die Zeit, da ich jung
und frei war .. da ich Dich liebte .. und mich
manchmal in meinem Elend unsäglich reich und stolz
gefühlt habe ... Aber nun muß ich wirklich machen,
daß ich zum Bahnhof komme .. Sonst provocire ich
'gleich den ersten Sturm -- und dazu -- ist's später auch
noch Zeit .. Also Adieu, Emmy! Ich schreibe Dir --"

Adam stürmte hinweg, Emmy blieb unwillkürlich
stehen, verblüfft über die jähe Verabschiedung. Dann

ſehr gut. Und doch — ich weiß es — ich erſehe
es aus Deinem ganzen Betragen mir gegenüber —
Du wirſt mir wohl den pſychologiſchen Blick dafür
zutrauen — und doch, ſage ich, ſchmerzt es Dich
auch Deinetwegen — und vielleicht am Meiſten
Deinetwegen — daß ich Lydia heirathen will. Aber
zwiſchen uns liegt die Sache doch anders und ein-
facher, dächt' ich. Wir können ja unſer Verhältniß
nach wie vor aufrecht erhalten. Ich weiß zwar
nicht, ob wir hierbleiben werden nach unſerer Ver-
heirathung, Lydia und ich. Aber wäre das der
Fall —: was hindert uns beide, Emmy, unſeren
Verkehr ruhig fortzuſetzen —? Nichts. Du biſt
doch nun einmal „ſo Eine“ — verzeih'! ich wollte
Dich nicht kränken — aber die äußere Thatſache
bleibt doch beſtehen. Und ich bin froh genug, daß
ich Dich damals dem Freiberger Seidenfritzen, der
ſich übrigens nie wieder gemeldet hat, abgejagt habe.
Alſo bitte — wenn Du mich nur ein Wenig gern
haſt, wirſt Du ſchon einwilligen. Und dann, wenn
die Tage gekommen ſind — na! Du weißt ſchon:
dann erinnerſt Du mich an die Zeit, da ich jung
und frei war .. da ich Dich liebte .. und mich
manchmal in meinem Elend unſäglich reich und ſtolz
gefühlt habe ... Aber nun muß ich wirklich machen,
daß ich zum Bahnhof komme .. Sonſt provocire ich
'gleich den erſten Sturm — und dazu — iſt's ſpäter auch
noch Zeit .. Alſo Adieu, Emmy! Ich ſchreibe Dir —“

Adam ſtürmte hinweg, Emmy blieb unwillkürlich
ſtehen, verblüfft über die jähe Verabſchiedung. Dann

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[152/0460] ſehr gut. Und doch — ich weiß es — ich erſehe es aus Deinem ganzen Betragen mir gegenüber — Du wirſt mir wohl den pſychologiſchen Blick dafür zutrauen — und doch, ſage ich, ſchmerzt es Dich auch Deinetwegen — und vielleicht am Meiſten Deinetwegen — daß ich Lydia heirathen will. Aber zwiſchen uns liegt die Sache doch anders und ein- facher, dächt' ich. Wir können ja unſer Verhältniß nach wie vor aufrecht erhalten. Ich weiß zwar nicht, ob wir hierbleiben werden nach unſerer Ver- heirathung, Lydia und ich. Aber wäre das der Fall —: was hindert uns beide, Emmy, unſeren Verkehr ruhig fortzuſetzen —? Nichts. Du biſt doch nun einmal „ſo Eine“ — verzeih'! ich wollte Dich nicht kränken — aber die äußere Thatſache bleibt doch beſtehen. Und ich bin froh genug, daß ich Dich damals dem Freiberger Seidenfritzen, der ſich übrigens nie wieder gemeldet hat, abgejagt habe. Alſo bitte — wenn Du mich nur ein Wenig gern haſt, wirſt Du ſchon einwilligen. Und dann, wenn die Tage gekommen ſind — na! Du weißt ſchon: dann erinnerſt Du mich an die Zeit, da ich jung und frei war .. da ich Dich liebte .. und mich manchmal in meinem Elend unſäglich reich und ſtolz gefühlt habe ... Aber nun muß ich wirklich machen, daß ich zum Bahnhof komme .. Sonſt provocire ich 'gleich den erſten Sturm — und dazu — iſt's ſpäter auch noch Zeit .. Alſo Adieu, Emmy! Ich ſchreibe Dir —“ Adam ſtürmte hinweg, Emmy blieb unwillkürlich ſtehen, verblüfft über die jähe Verabſchiedung. Dann

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/460>, abgerufen am 22.11.2024.