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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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dann fragte sie mechanisch, mit dumpfer, verschleierter
Stimme, als wüßte sie nicht, was sie sich unter
seiner Frage denken sollte: "-- Geld --? -- was
für Geld --?"

"Nun, die tausend Mark, von denen Du mir
schriebst -- ich habe sie gestern an Dich abgehen
lassen --" erwiderte Adam, einen gewissen Ton des
Stolzes und der Befriedigung in der Stimme. Auch
Emmy mußte er damit imponiren.

Hedwig starrte immer noch zu ihm in die Höhe,
sie wußte nicht, was er meinte, sie verstand ihn
nicht -- "tausend Mark --?" wiederholte sie ebenso
mechanisch, sie schüttelte ein Wenig den Kopf -- was
wollte er nur von ihr --?

"Na ja!" fuhr Adam ärgerlich auf -- "Du
hast mir doch des Langen und Breiten davon ge-
schrieben -- erinnerst Du Dich denn nur gar
nicht --?"

"Tausend Mark --?" Hedwig schüttelte wieder
den Kopf. Plötzlich fragte sie, aber eigentlich nur
ganz gleichgültig: "-- wo hast Du denn das Geld
her --?" Sie schien durchaus keine Antwort da-
rauf zu erwarten.

Adam zuckte zusammen. Zuerst verblüffte ihn
diese Frage. Er war nicht gefaßt gewesen auf sie.
Nun schoß ihm ein teuflischer Gedanke durch den
Kopf. Wär's nicht am Besten, jetzt sofort -- und
auch vor Emmy sogleich! -- zwei Fliegen mit der be-
wußten einen Klappe zu schlagen? Mit der Wahrheit
herauszurücken? Den Zusammenhang aufzudecken?

Conradi, Adam Mensch. 28

dann fragte ſie mechaniſch, mit dumpfer, verſchleierter
Stimme, als wüßte ſie nicht, was ſie ſich unter
ſeiner Frage denken ſollte: „— Geld —? — was
für Geld —?“

„Nun, die tauſend Mark, von denen Du mir
ſchriebſt — ich habe ſie geſtern an Dich abgehen
laſſen —“ erwiderte Adam, einen gewiſſen Ton des
Stolzes und der Befriedigung in der Stimme. Auch
Emmy mußte er damit imponiren.

Hedwig ſtarrte immer noch zu ihm in die Höhe,
ſie wußte nicht, was er meinte, ſie verſtand ihn
nicht — „tauſend Mark —?“ wiederholte ſie ebenſo
mechaniſch, ſie ſchüttelte ein Wenig den Kopf — was
wollte er nur von ihr —?

„Na ja!“ fuhr Adam ärgerlich auf — „Du
haſt mir doch des Langen und Breiten davon ge-
ſchrieben — erinnerſt Du Dich denn nur gar
nicht —?“

„Tauſend Mark —?“ Hedwig ſchüttelte wieder
den Kopf. Plötzlich fragte ſie, aber eigentlich nur
ganz gleichgültig: „— wo haſt Du denn das Geld
her —?“ Sie ſchien durchaus keine Antwort da-
rauf zu erwarten.

Adam zuckte zuſammen. Zuerſt verblüffte ihn
dieſe Frage. Er war nicht gefaßt geweſen auf ſie.
Nun ſchoß ihm ein teufliſcher Gedanke durch den
Kopf. Wär's nicht am Beſten, jetzt ſofort — und
auch vor Emmy ſogleich! — zwei Fliegen mit der be-
wußten einen Klappe zu ſchlagen? Mit der Wahrheit
herauszurücken? Den Zuſammenhang aufzudecken?

Conradi, Adam Menſch. 28
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[433/0441] dann fragte ſie mechaniſch, mit dumpfer, verſchleierter Stimme, als wüßte ſie nicht, was ſie ſich unter ſeiner Frage denken ſollte: „— Geld —? — was für Geld —?“ „Nun, die tauſend Mark, von denen Du mir ſchriebſt — ich habe ſie geſtern an Dich abgehen laſſen —“ erwiderte Adam, einen gewiſſen Ton des Stolzes und der Befriedigung in der Stimme. Auch Emmy mußte er damit imponiren. Hedwig ſtarrte immer noch zu ihm in die Höhe, ſie wußte nicht, was er meinte, ſie verſtand ihn nicht — „tauſend Mark —?“ wiederholte ſie ebenſo mechaniſch, ſie ſchüttelte ein Wenig den Kopf — was wollte er nur von ihr —? „Na ja!“ fuhr Adam ärgerlich auf — „Du haſt mir doch des Langen und Breiten davon ge- ſchrieben — erinnerſt Du Dich denn nur gar nicht —?“ „Tauſend Mark —?“ Hedwig ſchüttelte wieder den Kopf. Plötzlich fragte ſie, aber eigentlich nur ganz gleichgültig: „— wo haſt Du denn das Geld her —?“ Sie ſchien durchaus keine Antwort da- rauf zu erwarten. Adam zuckte zuſammen. Zuerſt verblüffte ihn dieſe Frage. Er war nicht gefaßt geweſen auf ſie. Nun ſchoß ihm ein teufliſcher Gedanke durch den Kopf. Wär's nicht am Beſten, jetzt ſofort — und auch vor Emmy ſogleich! — zwei Fliegen mit der be- wußten einen Klappe zu ſchlagen? Mit der Wahrheit herauszurücken? Den Zuſammenhang aufzudecken? Conradi, Adam Menſch. 28

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/441>, abgerufen am 12.05.2024.