"Also fühlt sich Herr von Bodenburg wirklich be- leidigt? Aber mein Gott! -- wodurch denn nur --?"
"Herr von Bodenburg, mein verehrter, langjähriger Freund -- wir waren Kompennäler und später zu- sammen aktiv in Göttingen --"
"So --?"
"Ja!" versicherte Herr von Schnauzl mit un- willkürlicher Treuherzigkeit .. und fuhr dann fort: "Herr von Bodenburg war also vorhin bei mir und ersuchte mich, Ihnen eine Pistolenforderung ... für den Fall, daß Sie nicht revociren und depreciren -- natürlich in Gegenwart der bei der betreffenden Scene betheiligt gewesenen Personen -- also vor Allem in Gegenwart der Dame, mit welcher mein Freund --"
"Ah! In Gegenwart meiner Emmy --?"
Adam war doch unverbesserlich. War das nun Absicht gewesen -- oder hatte er wirklich ganz vergessen, daß sich Hedwig im Nebenzimmer befand und sicher auf jedes Wort, das hier gesprochen wurde, auf- merksam hörte? Aber ... schlimmsten Falls ... wenn es sich -- vor ihr -- nicht anders drehen und wenden ließ: schlimmsten Falls konnte er den faux pas als eine kleine, harmlose Rache hinstellen -- ganz bewußt beabsichtigt -- das war doch noch etwas pikant -- warum hatte sie sich denn heute so ganz und gar nur von der Sorge um ihren Vater erfüllen lassen? -- und ihn so gut wie gar nicht berücksichtigt?.
"Verzeihung! Ihrer Emmy, sagen Sie ... hm! --" fragte Herr von Schnauzl verblüfft und pikirt zugleich.
„Alſo fühlt ſich Herr von Bodenburg wirklich be- leidigt? Aber mein Gott! — wodurch denn nur —?“
„Herr von Bodenburg, mein verehrter, langjähriger Freund — wir waren Kompennäler und ſpäter zu- ſammen aktiv in Göttingen —“
„So —?“
„Ja!“ verſicherte Herr von Schnauzl mit un- willkürlicher Treuherzigkeit .. und fuhr dann fort: „Herr von Bodenburg war alſo vorhin bei mir und erſuchte mich, Ihnen eine Piſtolenforderung ... für den Fall, daß Sie nicht revociren und depreciren — natürlich in Gegenwart der bei der betreffenden Scene betheiligt geweſenen Perſonen — alſo vor Allem in Gegenwart der Dame, mit welcher mein Freund —“
„Ah! In Gegenwart meiner Emmy —?“
Adam war doch unverbeſſerlich. War das nun Abſicht geweſen — oder hatte er wirklich ganz vergeſſen, daß ſich Hedwig im Nebenzimmer befand und ſicher auf jedes Wort, das hier geſprochen wurde, auf- merkſam hörte? Aber ... ſchlimmſten Falls ... wenn es ſich — vor ihr — nicht anders drehen und wenden ließ: ſchlimmſten Falls konnte er den faux pas als eine kleine, harmloſe Rache hinſtellen — ganz bewußt beabſichtigt — das war doch noch etwas pikant — warum hatte ſie ſich denn heute ſo ganz und gar nur von der Sorge um ihren Vater erfüllen laſſen? — und ihn ſo gut wie gar nicht berückſichtigt?.
„Verzeihung! Ihrer Emmy, ſagen Sie ... hm! —“ fragte Herr von Schnauzl verblüfft und pikirt zugleich.
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„Alſo fühlt ſich Herr von Bodenburg wirklich be-
leidigt? Aber mein Gott! — wodurch denn nur —?“
„Herr von Bodenburg, mein verehrter, langjähriger
Freund — wir waren Kompennäler und ſpäter zu-
ſammen aktiv in Göttingen —“
„So —?“
„Ja!“ verſicherte Herr von Schnauzl mit un-
willkürlicher Treuherzigkeit .. und fuhr dann fort:
„Herr von Bodenburg war alſo vorhin bei mir und
erſuchte mich, Ihnen eine Piſtolenforderung ... für
den Fall, daß Sie nicht revociren und depreciren —
natürlich in Gegenwart der bei der betreffenden
Scene betheiligt geweſenen Perſonen — alſo vor Allem
in Gegenwart der Dame, mit welcher mein Freund —“
„Ah! In Gegenwart meiner Emmy —?“
Adam war doch unverbeſſerlich. War das nun
Abſicht geweſen — oder hatte er wirklich ganz vergeſſen,
daß ſich Hedwig im Nebenzimmer befand und ſicher
auf jedes Wort, das hier geſprochen wurde, auf-
merkſam hörte? Aber ... ſchlimmſten Falls ...
wenn es ſich — vor ihr — nicht anders drehen und
wenden ließ: ſchlimmſten Falls konnte er den faux
pas als eine kleine, harmloſe Rache hinſtellen — ganz
bewußt beabſichtigt — das war doch noch etwas
pikant — warum hatte ſie ſich denn heute ſo ganz
und gar nur von der Sorge um ihren Vater erfüllen
laſſen? — und ihn ſo gut wie gar nicht berückſichtigt?.
„Verzeihung! Ihrer Emmy, ſagen Sie ...
hm! —“ fragte Herr von Schnauzl verblüfft und
pikirt zugleich.
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/323>, abgerufen am 13.05.2024.
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