Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

Bild:
<< vorherige Seite

"Ist Herr Doctor Mensch zu sprechen --?"
hörte Adam eine rauhe, belegt-fettige, wie verbogene
Stimme fragen.

Das Mädchen gab Bescheid. Es klopfte an die
Stubenthür.

Hedwig zuckte zusammen. Vielleicht eine Nachricht
von ihrem Vater --? .. eine Anfrage von ihm bei
Adam, ob -- --? ..

"Herein --!"

Ein Herr trat in's Zimmer. "Herr Doctor
Mensch --?"

"Ja! Und darf ich fragen -- --" Adam
hatte sich erhoben.

"Mein Name ist von Schnauzl. Habe die
Ehre, von Herrn von Bodenburg -- --" Herr von
Schnauzl stockte. Er warf einen fragenden Blick
auf Hedwig, die ihn mit ängstlicher Spannung, zu-
gleich äußerst verlegen und genirt, ansah.

Adam fand den Zusammenhang.

"Sei so gut, mein Lieb, und laß uns einen Augen-
blick allein --"

Hedwig entfernte sich.

"Nun --?" fragte Adam, einen Ton beleidigen-
der Abweisung und Ungeduld in der Stimme.

"Herr von Bodenburg --"

"Wollen Sie sich nicht setzen, Herr von ... von --"

"Von Schnauzl! Danke verbindlichst!"

Herr von Schnauzl geruhte, mit steifer Nach-
lässigkeit ein Fleckchen Causeuse für seine dreidimen-
sionale Leiblichkeit in Anspruch zu nehmen.

„Iſt Herr Doctor Menſch zu ſprechen —?“
hörte Adam eine rauhe, belegt-fettige, wie verbogene
Stimme fragen.

Das Mädchen gab Beſcheid. Es klopfte an die
Stubenthür.

Hedwig zuckte zuſammen. Vielleicht eine Nachricht
von ihrem Vater —? .. eine Anfrage von ihm bei
Adam, ob — —? ..

„Herein —!“

Ein Herr trat in's Zimmer. „Herr Doctor
Menſch —?“

„Ja! Und darf ich fragen — —“ Adam
hatte ſich erhoben.

„Mein Name iſt von Schnauzl. Habe die
Ehre, von Herrn von Bodenburg — —“ Herr von
Schnauzl ſtockte. Er warf einen fragenden Blick
auf Hedwig, die ihn mit ängſtlicher Spannung, zu-
gleich äußerſt verlegen und genirt, anſah.

Adam fand den Zuſammenhang.

„Sei ſo gut, mein Lieb, und laß uns einen Augen-
blick allein —“

Hedwig entfernte ſich.

„Nun —?“ fragte Adam, einen Ton beleidigen-
der Abweiſung und Ungeduld in der Stimme.

„Herr von Bodenburg —“

„Wollen Sie ſich nicht ſetzen, Herr von ... von —“

„Von Schnauzl! Danke verbindlichſt!“

Herr von Schnauzl geruhte, mit ſteifer Nach-
läſſigkeit ein Fleckchen Cauſeuſe für ſeine dreidimen-
ſionale Leiblichkeit in Anſpruch zu nehmen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0322" n="314"/>
        <p>&#x201E;I&#x017F;t Herr Doctor Men&#x017F;ch zu &#x017F;prechen &#x2014;?&#x201C;<lb/>
hörte Adam eine rauhe, belegt-fettige, wie verbogene<lb/>
Stimme fragen.</p><lb/>
        <p>Das Mädchen gab Be&#x017F;cheid. Es klopfte an die<lb/>
Stubenthür.</p><lb/>
        <p>Hedwig zuckte zu&#x017F;ammen. Vielleicht eine Nachricht<lb/>
von ihrem Vater &#x2014;? .. eine Anfrage von ihm bei<lb/>
Adam, ob &#x2014; &#x2014;? ..</p><lb/>
        <p>&#x201E;Herein &#x2014;!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ein Herr trat in's Zimmer. &#x201E;Herr Doctor<lb/>
Men&#x017F;ch &#x2014;?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja! Und darf ich fragen &#x2014; &#x2014;&#x201C; Adam<lb/>
hatte &#x017F;ich erhoben.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mein Name i&#x017F;t von Schnauzl. Habe die<lb/>
Ehre, von Herrn von Bodenburg &#x2014; &#x2014;&#x201C; Herr von<lb/>
Schnauzl &#x017F;tockte. Er warf einen fragenden Blick<lb/>
auf Hedwig, die ihn mit äng&#x017F;tlicher Spannung, zu-<lb/>
gleich äußer&#x017F;t verlegen und genirt, an&#x017F;ah.</p><lb/>
        <p>Adam fand den Zu&#x017F;ammenhang.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sei &#x017F;o gut, mein Lieb, und laß uns einen Augen-<lb/>
blick allein &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Hedwig entfernte &#x017F;ich.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun &#x2014;?&#x201C; fragte Adam, einen Ton beleidigen-<lb/>
der Abwei&#x017F;ung und Ungeduld in der Stimme.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Herr von Bodenburg &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wollen Sie &#x017F;ich nicht &#x017F;etzen, Herr von ... von &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Von Schnauzl! Danke verbindlich&#x017F;t!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Herr von Schnauzl geruhte, mit &#x017F;teifer Nach-<lb/>&#x017F;&#x017F;igkeit ein Fleckchen Cau&#x017F;eu&#x017F;e für &#x017F;eine dreidimen-<lb/>
&#x017F;ionale Leiblichkeit in An&#x017F;pruch zu nehmen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0322] „Iſt Herr Doctor Menſch zu ſprechen —?“ hörte Adam eine rauhe, belegt-fettige, wie verbogene Stimme fragen. Das Mädchen gab Beſcheid. Es klopfte an die Stubenthür. Hedwig zuckte zuſammen. Vielleicht eine Nachricht von ihrem Vater —? .. eine Anfrage von ihm bei Adam, ob — —? .. „Herein —!“ Ein Herr trat in's Zimmer. „Herr Doctor Menſch —?“ „Ja! Und darf ich fragen — —“ Adam hatte ſich erhoben. „Mein Name iſt von Schnauzl. Habe die Ehre, von Herrn von Bodenburg — —“ Herr von Schnauzl ſtockte. Er warf einen fragenden Blick auf Hedwig, die ihn mit ängſtlicher Spannung, zu- gleich äußerſt verlegen und genirt, anſah. Adam fand den Zuſammenhang. „Sei ſo gut, mein Lieb, und laß uns einen Augen- blick allein —“ Hedwig entfernte ſich. „Nun —?“ fragte Adam, einen Ton beleidigen- der Abweiſung und Ungeduld in der Stimme. „Herr von Bodenburg —“ „Wollen Sie ſich nicht ſetzen, Herr von ... von —“ „Von Schnauzl! Danke verbindlichſt!“ Herr von Schnauzl geruhte, mit ſteifer Nach- läſſigkeit ein Fleckchen Cauſeuſe für ſeine dreidimen- ſionale Leiblichkeit in Anſpruch zu nehmen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/322
Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/322>, abgerufen am 22.11.2024.