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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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"Hedwig --!"

Sie suchte sich langsam von ihm loszumachen.
"Laß mich, Adam --!"

"Fällt mir gar nicht ein! Und folgst Du nicht
willig, so brauch' ich Gewalt -- --"

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Nun Adam auf dem Sopha lag und sich nach
Belieben recken und dehnen konnte; nun die Ein-
drücke der Außenwelt auf eine geringe Anzahl, die
sich wohl noch bewältigen ließ, zusammengeschmolzen
waren .. nun er das Weib, welches er liebte, in so
enger, intimer Nähe bei sich fühlte; nun er es mit
seinen Armen umschlingen und küssen durfte, siedete
das Blut, dessen Leidenschaft schon erstorben war,
noch einmal zischend in die Höhe -- und alle ge-
schlechtlichen Instinkte des Mannes lechzten danach,
durch das Weibe erfüllt und befriedigt zu werden. -- --

Endlich legten sich ihre Arme wie ein zerschnüren-
der Ring um seinen Hals.

"Adam --! --"

"Hedwig --! --"

Die "Natur" läßt ihrer nicht spotten. --

-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --

Das Licht wuchs und wuchs. Die Beiden aber lagen
beieinander und genossen die Süßigkeit verdienten
Schlafes. Wohl war ihr Schlaf nur flach und
dünn, wie eine Linnendecke, die jeder Windhauch
aufscheucht und bläht .. dünn wie ein Lindenblatt,
das der junge, übermüthige Morgenwind ansäuselt ..
Sie begegneten sich so oft in den Bewegungen ihrer

„Hedwig —!“

Sie ſuchte ſich langſam von ihm loszumachen.
„Laß mich, Adam —!“

„Fällt mir gar nicht ein! Und folgſt Du nicht
willig, ſo brauch' ich Gewalt — —“

— — — — — — — — — — — — —

Nun Adam auf dem Sopha lag und ſich nach
Belieben recken und dehnen konnte; nun die Ein-
drücke der Außenwelt auf eine geringe Anzahl, die
ſich wohl noch bewältigen ließ, zuſammengeſchmolzen
waren .. nun er das Weib, welches er liebte, in ſo
enger, intimer Nähe bei ſich fühlte; nun er es mit
ſeinen Armen umſchlingen und küſſen durfte, ſiedete
das Blut, deſſen Leidenſchaft ſchon erſtorben war,
noch einmal ziſchend in die Höhe — und alle ge-
ſchlechtlichen Inſtinkte des Mannes lechzten danach,
durch das Weibe erfüllt und befriedigt zu werden. — —

Endlich legten ſich ihre Arme wie ein zerſchnüren-
der Ring um ſeinen Hals.

„Adam —! —“

„Hedwig —! —“

Die „Natur“ läßt ihrer nicht ſpotten. —

— — — — — — — — — — — — —

Das Licht wuchs und wuchs. Die Beiden aber lagen
beieinander und genoſſen die Süßigkeit verdienten
Schlafes. Wohl war ihr Schlaf nur flach und
dünn, wie eine Linnendecke, die jeder Windhauch
aufſcheucht und bläht .. dünn wie ein Lindenblatt,
das der junge, übermüthige Morgenwind anſäuſelt ..
Sie begegneten ſich ſo oft in den Bewegungen ihrer

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[297/0305] „Hedwig —!“ Sie ſuchte ſich langſam von ihm loszumachen. „Laß mich, Adam —!“ „Fällt mir gar nicht ein! Und folgſt Du nicht willig, ſo brauch' ich Gewalt — —“ — — — — — — — — — — — — — Nun Adam auf dem Sopha lag und ſich nach Belieben recken und dehnen konnte; nun die Ein- drücke der Außenwelt auf eine geringe Anzahl, die ſich wohl noch bewältigen ließ, zuſammengeſchmolzen waren .. nun er das Weib, welches er liebte, in ſo enger, intimer Nähe bei ſich fühlte; nun er es mit ſeinen Armen umſchlingen und küſſen durfte, ſiedete das Blut, deſſen Leidenſchaft ſchon erſtorben war, noch einmal ziſchend in die Höhe — und alle ge- ſchlechtlichen Inſtinkte des Mannes lechzten danach, durch das Weibe erfüllt und befriedigt zu werden. — — Endlich legten ſich ihre Arme wie ein zerſchnüren- der Ring um ſeinen Hals. „Adam —! —“ „Hedwig —! —“ Die „Natur“ läßt ihrer nicht ſpotten. — — — — — — — — — — — — — — Das Licht wuchs und wuchs. Die Beiden aber lagen beieinander und genoſſen die Süßigkeit verdienten Schlafes. Wohl war ihr Schlaf nur flach und dünn, wie eine Linnendecke, die jeder Windhauch aufſcheucht und bläht .. dünn wie ein Lindenblatt, das der junge, übermüthige Morgenwind anſäuſelt .. Sie begegneten ſich ſo oft in den Bewegungen ihrer

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/305>, abgerufen am 22.11.2024.