"Ach so? Na! das ist wieder einmal die be- wußte alte, aber Gott sei's geklagt! ewig neue Ge- schichte! Dir ist verwehrt, was mir erlaubt ist? -- Hm! das kann vielleicht eine Formel aus dem ,Guten Tone' -- oder ein lobesamer Passus in dem Moralexercitium eines philosophasternden Theo- logen sein -- aber vernünftig ist dieser ekelhafte Gemeinplatz -- diese abgedroschene Trivialität beileibe nicht -- und zwei Menschen wie Du und ich sollten sich am Allerwenigsten von dieser capitalen Dummheit irre machen lassen. Habe ich nicht Recht --?"
"Vielleicht, Adam -- aber -- --"
"Aber? Ihr Weiber seid doch Alle über einen Leisten! Und meine Hedwig ist um kein Haar klüger ... denkt um kein Haar freier, als die ganze andere Gesellschaft! Nur so weiter, mein Lieb! Da wirst Du schon ganz ,vernünftig' werden mit der Zeit -- paß 'mal auf --"
"Adam! --"
"Nun ja! . Oder hätte ich Unrecht? Ich wüßte nicht ... Wenn das am grünen Holz geschieht -- --"
"Adam! .."
"Pardon! ,Grünes Holz' -- -- ich werde unangenehm -- ich werde boshaft -- verzeih, mein Lieb! Aber im Unrecht bist Du doch. Ich hätte .. wahrhaftig! ich hätte Lust, Dir 'mal einige pikante Geständnisse zu machen -- weißt Du: ,pikant' hin- sichtlich -- -- --"
„Du biſt auch ein Mann, Adam — aber ich —“
„Ach ſo? Na! das iſt wieder einmal die be- wußte alte, aber Gott ſei's geklagt! ewig neue Ge- ſchichte! Dir iſt verwehrt, was mir erlaubt iſt? — Hm! das kann vielleicht eine Formel aus dem ‚Guten Tone‘ — oder ein lobeſamer Paſſus in dem Moralexercitium eines philoſophaſternden Theo- logen ſein — aber vernünftig iſt dieſer ekelhafte Gemeinplatz — dieſe abgedroſchene Trivialität beileibe nicht — und zwei Menſchen wie Du und ich ſollten ſich am Allerwenigſten von dieſer capitalen Dummheit irre machen laſſen. Habe ich nicht Recht —?“
„Vielleicht, Adam — aber — —“
„Aber? Ihr Weiber ſeid doch Alle über einen Leiſten! Und meine Hedwig iſt um kein Haar klüger ... denkt um kein Haar freier, als die ganze andere Geſellſchaft! Nur ſo weiter, mein Lieb! Da wirſt Du ſchon ganz ‚vernünftig‘ werden mit der Zeit — paß 'mal auf —“
„Adam! —“
„Nun ja! . Oder hätte ich Unrecht? Ich wüßte nicht ... Wenn das am grünen Holz geſchieht — —“
„Adam! ..“
„Pardon! ‚Grünes Holz‘ — — ich werde unangenehm — ich werde boshaft — verzeih, mein Lieb! Aber im Unrecht biſt Du doch. Ich hätte .. wahrhaftig! ich hätte Luſt, Dir 'mal einige pikante Geſtändniſſe zu machen — weißt Du: ‚pikant‘ hin- ſichtlich — — —“
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„Du biſt auch ein Mann, Adam — aber
ich —“
„Ach ſo? Na! das iſt wieder einmal die be-
wußte alte, aber Gott ſei's geklagt! ewig neue Ge-
ſchichte! Dir iſt verwehrt, was mir erlaubt iſt? —
Hm! das kann vielleicht eine Formel aus dem
‚Guten Tone‘ — oder ein lobeſamer Paſſus in
dem Moralexercitium eines philoſophaſternden Theo-
logen ſein — aber vernünftig iſt dieſer ekelhafte
Gemeinplatz — dieſe abgedroſchene Trivialität beileibe
nicht — und zwei Menſchen wie Du und ich ſollten
ſich am Allerwenigſten von dieſer capitalen Dummheit
irre machen laſſen. Habe ich nicht Recht —?“
„Vielleicht, Adam — aber — —“
„Aber? Ihr Weiber ſeid doch Alle über einen
Leiſten! Und meine Hedwig iſt um kein Haar
klüger ... denkt um kein Haar freier, als die ganze
andere Geſellſchaft! Nur ſo weiter, mein Lieb!
Da wirſt Du ſchon ganz ‚vernünftig‘ werden mit
der Zeit — paß 'mal auf —“
„Adam! —“
„Nun ja! . Oder hätte ich Unrecht? Ich wüßte
nicht ... Wenn das am grünen Holz geſchieht — —“
„Adam! ..“
„Pardon! ‚Grünes Holz‘ — — ich werde
unangenehm — ich werde boshaft — verzeih, mein
Lieb! Aber im Unrecht biſt Du doch. Ich hätte ..
wahrhaftig! ich hätte Luſt, Dir 'mal einige pikante
Geſtändniſſe zu machen — weißt Du: ‚pikant‘ hin-
ſichtlich — — —“
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/255>, abgerufen am 13.05.2024.
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