Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].uns auch nur Mosesblicke vorbehalten -- wir uns auch nur Moſesblicke vorbehalten — wir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="235"/> uns auch nur Moſesblicke vorbehalten — wir<lb/> glauben an das Germanenthum, das ſeine höchſte<lb/> Miſſion: die Ueberwindung und Knechtung des<lb/> ſemitiſchen Geiſtes, erfüllen wird — mag dann<lb/> nachher der Konflikt zwiſchen germaniſchem Nationa-<lb/> lismus und europäiſchem Internationalismus gelöſt<lb/> werden ... Allerdings! ein Bedenken dürfen wir<lb/> nicht verſchweigen: vielleicht kann der ſemitiſche Geiſt<lb/> in ſeinen Wurzeln nur durch die gewaltſamen Ex-<lb/> propriationsakte der Zukunftsdemokratie ausgerodet<lb/> und ausgerottet werden. Ohne jene Gewaltakte wird<lb/> es aber überhaupt nicht abgehen, wenn einmal der<lb/> Verſuch gemacht wird, einige allzu hagebüchene Un-<lb/> terſchiede auszugleichen, einige allzu freche Unge-<lb/> rechtigkeiten zu ſühnen. Und dieſer Verſuch wird<lb/> allem Anſchein nach gemacht werden müſſen. Am<lb/> Ende dieſes Jahrhunderts — wie wird es da in<lb/> Europa ausſehen? Eins iſt jedenfalls gewiß: eine<lb/> ganz anſehnliche, gar nicht ſo minorenne Menge irriger<lb/> Anſchauungen und eingewurzelter Vorurtheile wird<lb/> dann beſeitigt ſein. Z. B. die von gewiſſen Zöpfen<lb/> und Perrücken heute noch mit ſperrangelweit auf-<lb/> klaffenden Mäulern beanſtandeten „materialiſtiſchen“<lb/> Auffaſſungen in puncto der Beurtheilung von ſoge-<lb/> nannten „Verbrechern“ — überhaupt von allen „Ge-<lb/> ſetzesübertretern“ — ſie werden natürliches Gemein-<lb/> gut Aller geworden ſein. Die Aera der ſeeliſchen Ver-<lb/> tiefung und Erkenntniß — des <hi rendition="#g">pſychologiſchen<lb/> Verſtändniſſes</hi> wird gekommen ſein. Die<lb/> Märchen vom „freien Willen,“ von „perſönlicher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0243]
uns auch nur Moſesblicke vorbehalten — wir
glauben an das Germanenthum, das ſeine höchſte
Miſſion: die Ueberwindung und Knechtung des
ſemitiſchen Geiſtes, erfüllen wird — mag dann
nachher der Konflikt zwiſchen germaniſchem Nationa-
lismus und europäiſchem Internationalismus gelöſt
werden ... Allerdings! ein Bedenken dürfen wir
nicht verſchweigen: vielleicht kann der ſemitiſche Geiſt
in ſeinen Wurzeln nur durch die gewaltſamen Ex-
propriationsakte der Zukunftsdemokratie ausgerodet
und ausgerottet werden. Ohne jene Gewaltakte wird
es aber überhaupt nicht abgehen, wenn einmal der
Verſuch gemacht wird, einige allzu hagebüchene Un-
terſchiede auszugleichen, einige allzu freche Unge-
rechtigkeiten zu ſühnen. Und dieſer Verſuch wird
allem Anſchein nach gemacht werden müſſen. Am
Ende dieſes Jahrhunderts — wie wird es da in
Europa ausſehen? Eins iſt jedenfalls gewiß: eine
ganz anſehnliche, gar nicht ſo minorenne Menge irriger
Anſchauungen und eingewurzelter Vorurtheile wird
dann beſeitigt ſein. Z. B. die von gewiſſen Zöpfen
und Perrücken heute noch mit ſperrangelweit auf-
klaffenden Mäulern beanſtandeten „materialiſtiſchen“
Auffaſſungen in puncto der Beurtheilung von ſoge-
nannten „Verbrechern“ — überhaupt von allen „Ge-
ſetzesübertretern“ — ſie werden natürliches Gemein-
gut Aller geworden ſein. Die Aera der ſeeliſchen Ver-
tiefung und Erkenntniß — des pſychologiſchen
Verſtändniſſes wird gekommen ſein. Die
Märchen vom „freien Willen,“ von „perſönlicher
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