Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Coriolan.
So heule nicht, und gib mir Rath, du Weiser!
Sulpitius.
Wenn du das Bündniß hältst, dann flucht der Enkel
Dir, dem Verräther seines Vaterlands.
Coriolan.
Und brech' ich das beschworne heil'ge Wort?
Sulpitius.
(zögernd.)
Es schlägt dann keine wackre Männerhand
Mehr in die deine, brichst du heil'gen Eyd!
Coriolan.
O deine Weisheit bringt mich noch zum Wahnsinn.
Sulpitius.
-- Da steht nun deine Menschenwürde, Sohn,
An einem Abgrund' -- es ist grausenvoll!
Coriolan.
(vor sich.)
Ist grausenvoll!
(Pause.)
Sulpitius.
(leise.)
Coriolan! Mein Gohn!
Liebst du die Tugend?
Coriolan.
(erwachend.)
Nun?
Sulpitius.
Ich meyne so,
Coriolan.
So heule nicht, und gib mir Rath, du Weiſer!
Sulpitius.
Wenn du das Bündniß hältſt, dann flucht der Enkel
Dir, dem Verräther ſeines Vaterlands.
Coriolan.
Und brech’ ich das beſchworne heil’ge Wort?
Sulpitius.
(zögernd.)
Es ſchlägt dann keine wackre Männerhand
Mehr in die deine, brichſt du heil’gen Eyd!
Coriolan.
O deine Weisheit bringt mich noch zum Wahnſinn.
Sulpitius.
— Da ſteht nun deine Menſchenwürde, Sohn,
An einem Abgrund’ — es iſt grauſenvoll!
Coriolan.
(vor ſich.)
Iſt grauſenvoll!
(Pauſe.)
Sulpitius.
(leiſe.)
Coriolan! Mein Gohn!
Liebſt du die Tugend?
Coriolan.
(erwachend.)
Nun?
Sulpitius.
Ich meyne ſo,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0095" n="87"/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>So heule nicht, und gib mir Rath, du Wei&#x017F;er!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wenn du das Bündniß hält&#x017F;t, dann flucht der Enkel<lb/>
Dir, dem Verräther &#x017F;eines Vaterlands.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Und brech&#x2019; ich das be&#x017F;chworne heil&#x2019;ge Wort?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(zögernd.)</stage><lb/>
            <p>Es &#x017F;chlägt dann keine wackre Männerhand<lb/>
Mehr in die deine, brich&#x017F;t du heil&#x2019;gen Eyd!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O deine Weisheit bringt mich noch zum Wahn&#x017F;inn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <p>&#x2014; Da &#x017F;teht nun deine Men&#x017F;chenwürde, Sohn,<lb/>
An einem Abgrund&#x2019; &#x2014; es i&#x017F;t grau&#x017F;envoll!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(vor &#x017F;ich.)</stage><lb/>
            <p>I&#x017F;t grau&#x017F;envoll!</p><lb/>
            <stage>(Pau&#x017F;e.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(lei&#x017F;e.)</stage><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Coriolan! Mein Gohn!</hi><lb/>
Lieb&#x017F;t du die Tugend?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(erwachend.)</stage><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Nun?</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SUL">
            <speaker><hi rendition="#g">Sulpitius</hi>.</speaker><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Ich meyne &#x017F;o,</hi><lb/>
            </p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] Coriolan. So heule nicht, und gib mir Rath, du Weiſer! Sulpitius. Wenn du das Bündniß hältſt, dann flucht der Enkel Dir, dem Verräther ſeines Vaterlands. Coriolan. Und brech’ ich das beſchworne heil’ge Wort? Sulpitius. (zögernd.) Es ſchlägt dann keine wackre Männerhand Mehr in die deine, brichſt du heil’gen Eyd! Coriolan. O deine Weisheit bringt mich noch zum Wahnſinn. Sulpitius. — Da ſteht nun deine Menſchenwürde, Sohn, An einem Abgrund’ — es iſt grauſenvoll! Coriolan. (vor ſich.) Iſt grauſenvoll! (Pauſe.) Sulpitius. (leiſe.) Coriolan! Mein Gohn! Liebſt du die Tugend? Coriolan. (erwachend.) Nun? Sulpitius. Ich meyne ſo,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/95
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/95>, abgerufen am 25.11.2024.