Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.Neben Defoe und Mary Astell trat noch eine dritte Schrift *) Jn dem Artikel von Karl D. Bülbring über "Mary Astell
an advocate of woman's Rights 200 years ago" (The Journal of Education, a monthly Record and Review. London, published by William Rice, April 1 und May 1, 1891). Hier soll gegen einen anderen Artikel (Westminster Review, January 1891) das Verdienst der Mary Astell hervorgehoben werden, und dieserhalb wird ihr auch die oben erwähnte Schrift "An essay in Defence of the female Sex" (1696) zugetheilt. Jndessen ich habe mich überzeugt, daß dieses ein Versehen ist. Allerdings schreibt der Catalog des British Museum die Schrift der Mary Astell zu, doch nähere Prüfung zeigt das fol- gende. Freilich ist auch dieses Büchlein der Prinzessin Anna von Dänemark gewidmet. Was steht aber in der Widmung: "Unser Geschlecht ist von Natur zärtlich für seine Kinder und darf noch größere Zärtlichkeit für die Kinder des Geistes als für die anderen in An- spruch nehmen, weil ihrer so wenig sind und sie so vielen Feinden bei ihrem ersten Auftreten in der Welt begegnen. Jch hoffe daher Verzeihung zu finden, wenn ich gleich einer nachsichtigen Mutter mich bemüht habe, mein erstes Buch zu fördern, indem ich es frühzeitig in Euer Hoheit Dienst gebracht habe." Also - "mein erstes Buch". Dieses ist 1696 erschienen; dagegen "An Advice to the Ladies" 1694. Neben diesem äußeren Grunde spricht gegen die Autorschaft der Mary Astell die Verschiedenheit der Schreibweise. Es fehlt darin der religiöse Ton, der bei der Astell sehr stark hervortritt. - Uebrigens ist die Mannigfaltigkeit der Ausgaben, von welcher Bülbring redet, nur eine scheinbare. Nach ihm gibt es zwei Ausgaben von 1696, eine dritte von 1697. Thatsächlich zeigt mir der Besitz des British Museum, daß die Ausgabe von 1697 ein bloßer Abdruck und zwar im buchstäblichen Sinne, ein Abdruck des Satzes von 1696 ist. Denn zwar fehlt das Druckfehlerverzeichniß der Ausgabe von 1696 in der Ausgabe von 1697. Aber die Druckfehler sind 1697 geblieben wie 1696. Das Papier ist in der Ausgabe von 1697 weißer als in der Ausgabe von 1696. Dieses aber mag an der bessern Conservirung des einzelnen Exemplars Neben Defoe und Mary Astell trat noch eine dritte Schrift *) Jn dem Artikel von Karl D. Bülbring über „Mary Astell
an advocate of woman’s Rights 200 years ago“ (The Journal of Education, a monthly Record and Review. London, published by William Rice, April 1 und May 1, 1891). Hier soll gegen einen anderen Artikel (Westminster Review, January 1891) das Verdienst der Mary Astell hervorgehoben werden, und dieserhalb wird ihr auch die oben erwähnte Schrift „An essay in Defence of the female Sex“ (1696) zugetheilt. Jndessen ich habe mich überzeugt, daß dieses ein Versehen ist. Allerdings schreibt der Catalog des British Museum die Schrift der Mary Astell zu, doch nähere Prüfung zeigt das fol- gende. Freilich ist auch dieses Büchlein der Prinzessin Anna von Dänemark gewidmet. Was steht aber in der Widmung: „Unser Geschlecht ist von Natur zärtlich für seine Kinder und darf noch größere Zärtlichkeit für die Kinder des Geistes als für die anderen in An- spruch nehmen, weil ihrer so wenig sind und sie so vielen Feinden bei ihrem ersten Auftreten in der Welt begegnen. Jch hoffe daher Verzeihung zu finden, wenn ich gleich einer nachsichtigen Mutter mich bemüht habe, mein erstes Buch zu fördern, indem ich es frühzeitig in Euer Hoheit Dienst gebracht habe.“ Also – „mein erstes Buch“. Dieses ist 1696 erschienen; dagegen „An Advice to the Ladies“ 1694. Neben diesem äußeren Grunde spricht gegen die Autorschaft der Mary Astell die Verschiedenheit der Schreibweise. Es fehlt darin der religiöse Ton, der bei der Astell sehr stark hervortritt. – Uebrigens ist die Mannigfaltigkeit der Ausgaben, von welcher Bülbring redet, nur eine scheinbare. Nach ihm gibt es zwei Ausgaben von 1696, eine dritte von 1697. Thatsächlich zeigt mir der Besitz des British Museum, daß die Ausgabe von 1697 ein bloßer Abdruck und zwar im buchstäblichen Sinne, ein Abdruck des Satzes von 1696 ist. Denn zwar fehlt das Druckfehlerverzeichniß der Ausgabe von 1696 in der Ausgabe von 1697. Aber die Druckfehler sind 1697 geblieben wie 1696. Das Papier ist in der Ausgabe von 1697 weißer als in der Ausgabe von 1696. Dieses aber mag an der bessern Conservirung des einzelnen Exemplars <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0098" n="82"/> <p>Neben Defoe und Mary Astell trat noch eine dritte Schrift<lb/> in denselben Tagen auf, auch von einer Dame, deren Ano-<lb/> nymität aber nicht enthüllt ist. Jrrigerweise<note xml:id="Foot03" next="#Foot04" place="foot" n="*)"><p xml:id="p01" next="#p02">Jn dem Artikel von Karl D. Bülbring über „<hi rendition="#aq">Mary Astell<lb/> an advocate of woman’s Rights 200 years ago“ (The Journal of<lb/> Education, a monthly Record and Review. London, published<lb/> by William Rice, April 1 und May 1, 1891). Hier soll gegen einen<lb/> anderen Artikel (Westminster Review, January 1891</hi>) das Verdienst<lb/> der Mary Astell hervorgehoben werden, und dieserhalb wird ihr auch<lb/> die oben erwähnte Schrift „<hi rendition="#aq">An essay in Defence of the female Sex</hi>“<lb/> (1696) zugetheilt. Jndessen ich habe mich überzeugt, daß dieses ein<lb/> Versehen ist. Allerdings schreibt der Catalog des <hi rendition="#aq">British Museum</hi><lb/> die Schrift der Mary Astell zu, doch nähere Prüfung zeigt das fol-<lb/> gende. Freilich ist auch dieses Büchlein der Prinzessin Anna von<lb/> Dänemark gewidmet. Was steht aber in der Widmung: „Unser<lb/> Geschlecht ist von Natur zärtlich für seine Kinder und darf noch größere<lb/> Zärtlichkeit für die Kinder des Geistes als für die anderen in An-<lb/> spruch nehmen, weil ihrer so wenig sind und sie so vielen Feinden<lb/> bei ihrem ersten Auftreten in der Welt begegnen. Jch hoffe daher<lb/> Verzeihung zu finden, wenn ich gleich einer nachsichtigen Mutter mich<lb/> bemüht habe, <hi rendition="#g">mein erstes</hi> Buch zu fördern, indem ich es frühzeitig<lb/> in Euer Hoheit Dienst gebracht habe.“ Also – „mein erstes Buch“.<lb/> Dieses ist 1696 erschienen; dagegen „<hi rendition="#aq">An Advice to the Ladies</hi>“ 1694.<lb/> Neben diesem äußeren Grunde spricht gegen die Autorschaft der Mary<lb/> Astell die Verschiedenheit der Schreibweise. Es fehlt darin der religiöse<lb/> Ton, der bei der Astell sehr stark hervortritt. – Uebrigens ist die<lb/> Mannigfaltigkeit der Ausgaben, von welcher Bülbring redet, nur eine<lb/> scheinbare. Nach ihm gibt es zwei Ausgaben von 1696, eine dritte<lb/> von 1697. Thatsächlich zeigt mir der Besitz des <hi rendition="#aq">British Museum</hi>, daß<lb/> die Ausgabe von 1697 ein bloßer Abdruck und zwar im buchstäblichen<lb/> Sinne, ein Abdruck des Satzes von 1696 ist. Denn zwar fehlt das<lb/> Druckfehlerverzeichniß der Ausgabe von 1696 in der Ausgabe von<lb/> 1697. Aber die Druckfehler sind 1697 geblieben wie 1696. Das Papier<lb/> ist in der Ausgabe von 1697 weißer als in der Ausgabe von 1696.<lb/> Dieses aber mag an der bessern Conservirung des einzelnen Exemplars</p></note> hat man sie der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0098]
Neben Defoe und Mary Astell trat noch eine dritte Schrift
in denselben Tagen auf, auch von einer Dame, deren Ano-
nymität aber nicht enthüllt ist. Jrrigerweise *) hat man sie der
*) Jn dem Artikel von Karl D. Bülbring über „Mary Astell
an advocate of woman’s Rights 200 years ago“ (The Journal of
Education, a monthly Record and Review. London, published
by William Rice, April 1 und May 1, 1891). Hier soll gegen einen
anderen Artikel (Westminster Review, January 1891) das Verdienst
der Mary Astell hervorgehoben werden, und dieserhalb wird ihr auch
die oben erwähnte Schrift „An essay in Defence of the female Sex“
(1696) zugetheilt. Jndessen ich habe mich überzeugt, daß dieses ein
Versehen ist. Allerdings schreibt der Catalog des British Museum
die Schrift der Mary Astell zu, doch nähere Prüfung zeigt das fol-
gende. Freilich ist auch dieses Büchlein der Prinzessin Anna von
Dänemark gewidmet. Was steht aber in der Widmung: „Unser
Geschlecht ist von Natur zärtlich für seine Kinder und darf noch größere
Zärtlichkeit für die Kinder des Geistes als für die anderen in An-
spruch nehmen, weil ihrer so wenig sind und sie so vielen Feinden
bei ihrem ersten Auftreten in der Welt begegnen. Jch hoffe daher
Verzeihung zu finden, wenn ich gleich einer nachsichtigen Mutter mich
bemüht habe, mein erstes Buch zu fördern, indem ich es frühzeitig
in Euer Hoheit Dienst gebracht habe.“ Also – „mein erstes Buch“.
Dieses ist 1696 erschienen; dagegen „An Advice to the Ladies“ 1694.
Neben diesem äußeren Grunde spricht gegen die Autorschaft der Mary
Astell die Verschiedenheit der Schreibweise. Es fehlt darin der religiöse
Ton, der bei der Astell sehr stark hervortritt. – Uebrigens ist die
Mannigfaltigkeit der Ausgaben, von welcher Bülbring redet, nur eine
scheinbare. Nach ihm gibt es zwei Ausgaben von 1696, eine dritte
von 1697. Thatsächlich zeigt mir der Besitz des British Museum, daß
die Ausgabe von 1697 ein bloßer Abdruck und zwar im buchstäblichen
Sinne, ein Abdruck des Satzes von 1696 ist. Denn zwar fehlt das
Druckfehlerverzeichniß der Ausgabe von 1696 in der Ausgabe von
1697. Aber die Druckfehler sind 1697 geblieben wie 1696. Das Papier
ist in der Ausgabe von 1697 weißer als in der Ausgabe von 1696.
Dieses aber mag an der bessern Conservirung des einzelnen Exemplars
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(2021-02-18T15:54:56Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2021-02-18T15:54:56Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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