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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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Constanz in der Anzahl der Eheschließungen durch lange Zeit-
räume und der Ueberschuß an weiblicher Bevölkerung aus natür-
lichen und verwandten Ursachen, würden zunächst die negative
Bedeutung haben, zu zeigen, daß die vermeintlichen neuen Ur-
sachen der beobachteten Erscheinung eines Ueberschusses der 4 bis
5 1/2 Millionen lediger weiblicher Personen im Deutschen Reiche
nicht vorhanden sind.

Aber nur zu einem Theile! Jm Uebrigen dient zur Er-
klärung desselben die Beobachtung, daß durch die verschiedensten
Länder hindurch bei der größten Mannigfaltigkeit der wirth-
schaftlichen Zustände, zum Theil gerade in solchen, die am
wenigsten von der neuen Zeit berührt sind, die Erscheinung sich
wiederholt, daß ein großer Theil der Bevölkerung im heiraths-
fähigen Alter nicht verheirathet ist. Wenn man diejenigen
Lebensjahre aussondert, in welchen die Mehrzahl der Ehen
geschlossen ist und der Tod noch nicht eine große Zahl der-
selben gelöst hat, das heißt die Altersclassen von vierzig bis
fünfzig Jahren, so zeigt sich, daß im Deutschen Reiche ein
Fünftel in diesem Lebensalter unverheirathet lebt, dagegen in
der Schweiz und in Portugal nahezu ein Drittel. Jn den
bayrischen Alpen (so z. B. in den Bezirken Tölz und Berchtes-
gaden) fast die Hälfte.*) - Bereits im Jahre 1741 schrieb
der Berliner Geistliche Johann Peter Süßmilch:**) "Jetzt
wird selten vor dem dreißigsten Jahre vom männlichen Ge-
schlecht daran gedacht, zu heirathen, sowohl in Städten als
auf den Dörfern, wo alle Haushaltungen besetzt sind, und also

*) Georg Mayr, Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben.
1877. S. 176.
**) Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des mensch-
lichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung
desselben erwiesen. Dritte Auflage 1765. Cap. IV.

Constanz in der Anzahl der Eheschließungen durch lange Zeit-
räume und der Ueberschuß an weiblicher Bevölkerung aus natür-
lichen und verwandten Ursachen, würden zunächst die negative
Bedeutung haben, zu zeigen, daß die vermeintlichen neuen Ur-
sachen der beobachteten Erscheinung eines Ueberschusses der 4 bis
5 ½ Millionen lediger weiblicher Personen im Deutschen Reiche
nicht vorhanden sind.

Aber nur zu einem Theile! Jm Uebrigen dient zur Er-
klärung desselben die Beobachtung, daß durch die verschiedensten
Länder hindurch bei der größten Mannigfaltigkeit der wirth-
schaftlichen Zustände, zum Theil gerade in solchen, die am
wenigsten von der neuen Zeit berührt sind, die Erscheinung sich
wiederholt, daß ein großer Theil der Bevölkerung im heiraths-
fähigen Alter nicht verheirathet ist. Wenn man diejenigen
Lebensjahre aussondert, in welchen die Mehrzahl der Ehen
geschlossen ist und der Tod noch nicht eine große Zahl der-
selben gelöst hat, das heißt die Altersclassen von vierzig bis
fünfzig Jahren, so zeigt sich, daß im Deutschen Reiche ein
Fünftel in diesem Lebensalter unverheirathet lebt, dagegen in
der Schweiz und in Portugal nahezu ein Drittel. Jn den
bayrischen Alpen (so z. B. in den Bezirken Tölz und Berchtes-
gaden) fast die Hälfte.*) – Bereits im Jahre 1741 schrieb
der Berliner Geistliche Johann Peter Süßmilch:**) „Jetzt
wird selten vor dem dreißigsten Jahre vom männlichen Ge-
schlecht daran gedacht, zu heirathen, sowohl in Städten als
auf den Dörfern, wo alle Haushaltungen besetzt sind, und also

*) Georg Mayr, Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben.
1877. S. 176.
**) Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des mensch-
lichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung
desselben erwiesen. Dritte Auflage 1765. Cap. IV.
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[57/0073] Constanz in der Anzahl der Eheschließungen durch lange Zeit- räume und der Ueberschuß an weiblicher Bevölkerung aus natür- lichen und verwandten Ursachen, würden zunächst die negative Bedeutung haben, zu zeigen, daß die vermeintlichen neuen Ur- sachen der beobachteten Erscheinung eines Ueberschusses der 4 bis 5 ½ Millionen lediger weiblicher Personen im Deutschen Reiche nicht vorhanden sind. Aber nur zu einem Theile! Jm Uebrigen dient zur Er- klärung desselben die Beobachtung, daß durch die verschiedensten Länder hindurch bei der größten Mannigfaltigkeit der wirth- schaftlichen Zustände, zum Theil gerade in solchen, die am wenigsten von der neuen Zeit berührt sind, die Erscheinung sich wiederholt, daß ein großer Theil der Bevölkerung im heiraths- fähigen Alter nicht verheirathet ist. Wenn man diejenigen Lebensjahre aussondert, in welchen die Mehrzahl der Ehen geschlossen ist und der Tod noch nicht eine große Zahl der- selben gelöst hat, das heißt die Altersclassen von vierzig bis fünfzig Jahren, so zeigt sich, daß im Deutschen Reiche ein Fünftel in diesem Lebensalter unverheirathet lebt, dagegen in der Schweiz und in Portugal nahezu ein Drittel. Jn den bayrischen Alpen (so z. B. in den Bezirken Tölz und Berchtes- gaden) fast die Hälfte. *) – Bereits im Jahre 1741 schrieb der Berliner Geistliche Johann Peter Süßmilch: **) „Jetzt wird selten vor dem dreißigsten Jahre vom männlichen Ge- schlecht daran gedacht, zu heirathen, sowohl in Städten als auf den Dörfern, wo alle Haushaltungen besetzt sind, und also *) Georg Mayr, Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben. 1877. S. 176. **) Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des mensch- lichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen. Dritte Auflage 1765. Cap. IV.

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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/73>, abgerufen am 05.12.2024.