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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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zumal durch die Auswanderung derart zu, daß für die Be-
völkerung des Deutschen Reiches eine Million mehr an weib-
licher Bevölkerung vorhanden ist, als an männlicher. Dieses
Verhältniß ist in manchen anderen Ländern, so in Groß-
britannien*), noch stärker als in Deutschland. Da, wo es
wesentlich anders ist, da, wo das männliche Geschlecht über-
wiegt, hat es seinen Grund nicht in verschiedenen natürlichen
Lebensbedingungen der beiden Geschlechter, sondern in Zu-
wanderungen, bei denen immer das männliche Geschlecht über-
wiegt. Wie nämlich die Auswanderung in Ländern gleich
Deutschland und England den Einfluß hat, die Zahl der
männlichen Personen zu vermindern, weil überwiegend männ-
liche Personen sich an der Auswanderung betheiligen, so sind
es die Einwanderungsländer, welche diesen Zufluß an zu-
gewanderten Männern und dadurch einen Ueberschuß an Männern
erhalten. Daher haben die Vereinigten Staaten von Amerika
herkömmlich und auch heute noch einen starken Ueberschuß an
männlicher Bevölkerung (auf 30 1/2 Millionen weiblicher Ein-
wohner hatten sie 32 Millionen männlicher im Jahre 1890).
Bezeichnender Weise haben aber bereits die alten Staaten der
Union einen Ueberschuß an weiblicher Bevölkerung (so die
Staaten New-York, New-Jersey, New-Hampshire, Massachusetts,
Maryland, beide Carolina, Virginia).

Beide Regelmäßigkeiten, die wir bisher festgestellt, die

*) Jn England und Wales kamen im Jahre 1891 aus 14,05 Mill.
männlicher Bevölkerung 14,95 Mill. weiblicher Personen; genauer ist
der Ueberschuß an letzteren 896723, d. h. auf 1000 männliche Personen
kamen 1064 weibliche Personen. Jm Deutschen Reich ist das Ver-
hältnis nur wie 1000 zu 1040. Laut der Berufszählung vom 14. Juni
1895 hat es sich hier noch etwas verbessert: auf 25,406 Mill. männ-
licher kamen 26,352 Mill. weiblicher Personen, d. h. wie 1000:1037.

zumal durch die Auswanderung derart zu, daß für die Be-
völkerung des Deutschen Reiches eine Million mehr an weib-
licher Bevölkerung vorhanden ist, als an männlicher. Dieses
Verhältniß ist in manchen anderen Ländern, so in Groß-
britannien*), noch stärker als in Deutschland. Da, wo es
wesentlich anders ist, da, wo das männliche Geschlecht über-
wiegt, hat es seinen Grund nicht in verschiedenen natürlichen
Lebensbedingungen der beiden Geschlechter, sondern in Zu-
wanderungen, bei denen immer das männliche Geschlecht über-
wiegt. Wie nämlich die Auswanderung in Ländern gleich
Deutschland und England den Einfluß hat, die Zahl der
männlichen Personen zu vermindern, weil überwiegend männ-
liche Personen sich an der Auswanderung betheiligen, so sind
es die Einwanderungsländer, welche diesen Zufluß an zu-
gewanderten Männern und dadurch einen Ueberschuß an Männern
erhalten. Daher haben die Vereinigten Staaten von Amerika
herkömmlich und auch heute noch einen starken Ueberschuß an
männlicher Bevölkerung (auf 30 ½ Millionen weiblicher Ein-
wohner hatten sie 32 Millionen männlicher im Jahre 1890).
Bezeichnender Weise haben aber bereits die alten Staaten der
Union einen Ueberschuß an weiblicher Bevölkerung (so die
Staaten New-York, New-Jersey, New-Hampshire, Massachusetts,
Maryland, beide Carolina, Virginia).

Beide Regelmäßigkeiten, die wir bisher festgestellt, die

*) Jn England und Wales kamen im Jahre 1891 aus 14,05 Mill.
männlicher Bevölkerung 14,95 Mill. weiblicher Personen; genauer ist
der Ueberschuß an letzteren 896723, d. h. auf 1000 männliche Personen
kamen 1064 weibliche Personen. Jm Deutschen Reich ist das Ver-
hältnis nur wie 1000 zu 1040. Laut der Berufszählung vom 14. Juni
1895 hat es sich hier noch etwas verbessert: auf 25,406 Mill. männ-
licher kamen 26,352 Mill. weiblicher Personen, d. h. wie 1000:1037.
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[56/0072] zumal durch die Auswanderung derart zu, daß für die Be- völkerung des Deutschen Reiches eine Million mehr an weib- licher Bevölkerung vorhanden ist, als an männlicher. Dieses Verhältniß ist in manchen anderen Ländern, so in Groß- britannien *), noch stärker als in Deutschland. Da, wo es wesentlich anders ist, da, wo das männliche Geschlecht über- wiegt, hat es seinen Grund nicht in verschiedenen natürlichen Lebensbedingungen der beiden Geschlechter, sondern in Zu- wanderungen, bei denen immer das männliche Geschlecht über- wiegt. Wie nämlich die Auswanderung in Ländern gleich Deutschland und England den Einfluß hat, die Zahl der männlichen Personen zu vermindern, weil überwiegend männ- liche Personen sich an der Auswanderung betheiligen, so sind es die Einwanderungsländer, welche diesen Zufluß an zu- gewanderten Männern und dadurch einen Ueberschuß an Männern erhalten. Daher haben die Vereinigten Staaten von Amerika herkömmlich und auch heute noch einen starken Ueberschuß an männlicher Bevölkerung (auf 30 ½ Millionen weiblicher Ein- wohner hatten sie 32 Millionen männlicher im Jahre 1890). Bezeichnender Weise haben aber bereits die alten Staaten der Union einen Ueberschuß an weiblicher Bevölkerung (so die Staaten New-York, New-Jersey, New-Hampshire, Massachusetts, Maryland, beide Carolina, Virginia). Beide Regelmäßigkeiten, die wir bisher festgestellt, die *) Jn England und Wales kamen im Jahre 1891 aus 14,05 Mill. männlicher Bevölkerung 14,95 Mill. weiblicher Personen; genauer ist der Ueberschuß an letzteren 896723, d. h. auf 1000 männliche Personen kamen 1064 weibliche Personen. Jm Deutschen Reich ist das Ver- hältnis nur wie 1000 zu 1040. Laut der Berufszählung vom 14. Juni 1895 hat es sich hier noch etwas verbessert: auf 25,406 Mill. männ- licher kamen 26,352 Mill. weiblicher Personen, d. h. wie 1000:1037.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/72>, abgerufen am 16.04.2024.