lung statt, worauf am 27. Februar 1866 der neue Verein con- stituirt wurde. Gleich im ersten Jahre hatte er eine Mitglieder- zahl von 332, die dann bald sich vermehrte, im Jahre 1877 bereits über 1000 betrug, in den Jahren 1883-1890 über 1100. Man begann damit, daß man Lehrinstitute, zumal durch Freistellen, unterstützte, die in der Richtung des Vereins wirksam waren. Ferner errichtete man das Bureau für Arbeits- nachweis, welches eine wachsende Zahl von Stellesuchenden im Laufe der Jahre unterbrachte (im Jahre 1869: 1073 Stelle- suchende, im Jahre 1890: 4030). Daran schloß sich ein "Bazar" für Ausstellung und Verkauf weiblicher Handarbeiten und künstlerischer Erzeugnisse; die Zahl der ständig hierfür be- schäftigten Damen war zu Ende des Jahres 1867 etwa 40; mehr als 100 waren zeitweilig beschäftigt. Dieser Anfang führte auf den Gedanken, eine Allgemeine Frauen-Jndustrie-Ausstellung in Berlin zu veranstalten, um eine Uebersicht der bereits vor- handenen, für Frauen besonders geeigneten Erwerbszweige zu gewähren, die Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage zu erweitern, die Absatzgebiete auszudehnen. Die Ausstellung wurde am 2. October 1868 eröffnet und dauerte bis gegen Weih- nachten hin; etwa 1200 Gegenstände waren dazu aus allen Theilen Deutschlands, aus Oesterreich-Ungarn, aus England, aus der Schweiz, den russischen Ostseeprovinzen und noch von weiter her eingeliefert. Die dem Comitee angehörenden Damen be- aufsichtigten, von jugendlichen Hülfskräften unterstützt, die Aus- stellung und den Verkauf. Der Erfolg war der, daß einmal die Leistungen einer größeren Zahl von Frauen bekannt wurden, daß sie Bestellungen nach sich zogen, daß namentlich aber ein Ueberblick gewonnen wurde über die geeigneten Ziele weiblicher Arbeit.
Aus den loseren Beziehungen des Vereins zu den Unter-
Cohn, Die deutsche Frauenbewegung. 2
lung statt, worauf am 27. Februar 1866 der neue Verein con- stituirt wurde. Gleich im ersten Jahre hatte er eine Mitglieder- zahl von 332, die dann bald sich vermehrte, im Jahre 1877 bereits über 1000 betrug, in den Jahren 1883-1890 über 1100. Man begann damit, daß man Lehrinstitute, zumal durch Freistellen, unterstützte, die in der Richtung des Vereins wirksam waren. Ferner errichtete man das Bureau für Arbeits- nachweis, welches eine wachsende Zahl von Stellesuchenden im Laufe der Jahre unterbrachte (im Jahre 1869: 1073 Stelle- suchende, im Jahre 1890: 4030). Daran schloß sich ein „Bazar“ für Ausstellung und Verkauf weiblicher Handarbeiten und künstlerischer Erzeugnisse; die Zahl der ständig hierfür be- schäftigten Damen war zu Ende des Jahres 1867 etwa 40; mehr als 100 waren zeitweilig beschäftigt. Dieser Anfang führte auf den Gedanken, eine Allgemeine Frauen-Jndustrie-Ausstellung in Berlin zu veranstalten, um eine Uebersicht der bereits vor- handenen, für Frauen besonders geeigneten Erwerbszweige zu gewähren, die Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage zu erweitern, die Absatzgebiete auszudehnen. Die Ausstellung wurde am 2. October 1868 eröffnet und dauerte bis gegen Weih- nachten hin; etwa 1200 Gegenstände waren dazu aus allen Theilen Deutschlands, aus Oesterreich-Ungarn, aus England, aus der Schweiz, den russischen Ostseeprovinzen und noch von weiter her eingeliefert. Die dem Comitee angehörenden Damen be- aufsichtigten, von jugendlichen Hülfskräften unterstützt, die Aus- stellung und den Verkauf. Der Erfolg war der, daß einmal die Leistungen einer größeren Zahl von Frauen bekannt wurden, daß sie Bestellungen nach sich zogen, daß namentlich aber ein Ueberblick gewonnen wurde über die geeigneten Ziele weiblicher Arbeit.
Aus den loseren Beziehungen des Vereins zu den Unter-
Cohn, Die deutsche Frauenbewegung. 2
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lung statt, worauf am 27. Februar 1866 der neue Verein con-
stituirt wurde. Gleich im ersten Jahre hatte er eine Mitglieder-
zahl von 332, die dann bald sich vermehrte, im Jahre 1877
bereits über 1000 betrug, in den Jahren 1883-1890 über
1100. Man begann damit, daß man Lehrinstitute, zumal
durch Freistellen, unterstützte, die in der Richtung des Vereins
wirksam waren. Ferner errichtete man das Bureau für Arbeits-
nachweis, welches eine wachsende Zahl von Stellesuchenden im
Laufe der Jahre unterbrachte (im Jahre 1869: 1073 Stelle-
suchende, im Jahre 1890: 4030). Daran schloß sich ein
„Bazar“ für Ausstellung und Verkauf weiblicher Handarbeiten
und künstlerischer Erzeugnisse; die Zahl der ständig hierfür be-
schäftigten Damen war zu Ende des Jahres 1867 etwa 40;
mehr als 100 waren zeitweilig beschäftigt. Dieser Anfang führte
auf den Gedanken, eine Allgemeine Frauen-Jndustrie-Ausstellung
in Berlin zu veranstalten, um eine Uebersicht der bereits vor-
handenen, für Frauen besonders geeigneten Erwerbszweige zu
gewähren, die Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage zu
erweitern, die Absatzgebiete auszudehnen. Die Ausstellung wurde
am 2. October 1868 eröffnet und dauerte bis gegen Weih-
nachten hin; etwa 1200 Gegenstände waren dazu aus allen
Theilen Deutschlands, aus Oesterreich-Ungarn, aus England, aus
der Schweiz, den russischen Ostseeprovinzen und noch von weiter
her eingeliefert. Die dem Comitee angehörenden Damen be-
aufsichtigten, von jugendlichen Hülfskräften unterstützt, die Aus-
stellung und den Verkauf. Der Erfolg war der, daß einmal
die Leistungen einer größeren Zahl von Frauen bekannt wurden,
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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/33>, abgerufen am 17.07.2024.
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