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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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licher Thätigkeit oder einen Dienst für das weibliche Geschlecht
betreffen.

Jch wähle ferner das "Jahrbuch der Engländerin"*) in
seinem neuesten Jahrgang. Dieses sagt uns in der Vorrede:
"Der Fortschritt des weiblichen Geschlechts in all den ver-
schiedenen Sphären der Arbeit, welcher in unserem Jahrbuch
verzeichnet ist, bedürfte einer ganzen Encyclopädie, wenn wir
ihn gehörig darstellen wollten. Das Feld ist weit - es um-
faßt alle Aemter und Berufsarten von weiblichen Wesen jeder
Classe und jeder Stufe, ob ihre Arbeit eine freiwillige, ob sie
für das tägliche Brot, ob mit der Hand oder mit dem Kopf,
oder ob sie von öffentlichem Charakter ist. Die weiblichen
Arbeiter zusammen bilden eine beständig zunehmende Armee -
viele hoch gebildet und qualificirt für ihre besonderen Aufgaben,
eine größere Zahl den anständigen Durchschnitt erreichend, dann
eine Arrieregarde von solchen, die um das tägliche Brot ver-
legen sind, aber nichts produciren, was die Welt braucht, und
von jenen, die in Muße und Behagen der Welt keine würdige
Gegenleistung liefern für die Fürsorge, die Gatten oder Väter
ihnen zu Theil werden lassen, - aber am tiefsten unten das
Residuum, dessen wir nur mit Pein und Scham gedenken
können. "

Wohlan, in diesen Zeugnissen der heutigen englischen Frauen-
literatur und Frauenbewegung ist ungefähr alles inbegriffen,
was, sei es durch, sei es für das weibliche Geschlecht gethan
wird. Sowohl das Ziel der Bewegung als die bewegenden
Kräfte sind hier das, was der Frauenbewegung den Namen

*) The Englishwoman`s Yearbook and Directory to all Jn-
stitutions existing for the benefit of women and children. By
Louisa M. Hubbard. London. F. Kirby. 1896.

licher Thätigkeit oder einen Dienst für das weibliche Geschlecht
betreffen.

Jch wähle ferner das „Jahrbuch der Engländerin“*) in
seinem neuesten Jahrgang. Dieses sagt uns in der Vorrede:
„Der Fortschritt des weiblichen Geschlechts in all den ver-
schiedenen Sphären der Arbeit, welcher in unserem Jahrbuch
verzeichnet ist, bedürfte einer ganzen Encyclopädie, wenn wir
ihn gehörig darstellen wollten. Das Feld ist weit – es um-
faßt alle Aemter und Berufsarten von weiblichen Wesen jeder
Classe und jeder Stufe, ob ihre Arbeit eine freiwillige, ob sie
für das tägliche Brot, ob mit der Hand oder mit dem Kopf,
oder ob sie von öffentlichem Charakter ist. Die weiblichen
Arbeiter zusammen bilden eine beständig zunehmende Armee –
viele hoch gebildet und qualificirt für ihre besonderen Aufgaben,
eine größere Zahl den anständigen Durchschnitt erreichend, dann
eine Arrieregarde von solchen, die um das tägliche Brot ver-
legen sind, aber nichts produciren, was die Welt braucht, und
von jenen, die in Muße und Behagen der Welt keine würdige
Gegenleistung liefern für die Fürsorge, die Gatten oder Väter
ihnen zu Theil werden lassen, – aber am tiefsten unten das
Residuum, dessen wir nur mit Pein und Scham gedenken
können. “

Wohlan, in diesen Zeugnissen der heutigen englischen Frauen-
literatur und Frauenbewegung ist ungefähr alles inbegriffen,
was, sei es durch, sei es für das weibliche Geschlecht gethan
wird. Sowohl das Ziel der Bewegung als die bewegenden
Kräfte sind hier das, was der Frauenbewegung den Namen

*) The Englishwoman`s Yearbook and Directory to all Jn-
stitutions existing for the benefit of women and children. By
Louisa M. Hubbard. London. F. Kirby. 1896.
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[6/0022] licher Thätigkeit oder einen Dienst für das weibliche Geschlecht betreffen. Jch wähle ferner das „Jahrbuch der Engländerin“ *) in seinem neuesten Jahrgang. Dieses sagt uns in der Vorrede: „Der Fortschritt des weiblichen Geschlechts in all den ver- schiedenen Sphären der Arbeit, welcher in unserem Jahrbuch verzeichnet ist, bedürfte einer ganzen Encyclopädie, wenn wir ihn gehörig darstellen wollten. Das Feld ist weit – es um- faßt alle Aemter und Berufsarten von weiblichen Wesen jeder Classe und jeder Stufe, ob ihre Arbeit eine freiwillige, ob sie für das tägliche Brot, ob mit der Hand oder mit dem Kopf, oder ob sie von öffentlichem Charakter ist. Die weiblichen Arbeiter zusammen bilden eine beständig zunehmende Armee – viele hoch gebildet und qualificirt für ihre besonderen Aufgaben, eine größere Zahl den anständigen Durchschnitt erreichend, dann eine Arrieregarde von solchen, die um das tägliche Brot ver- legen sind, aber nichts produciren, was die Welt braucht, und von jenen, die in Muße und Behagen der Welt keine würdige Gegenleistung liefern für die Fürsorge, die Gatten oder Väter ihnen zu Theil werden lassen, – aber am tiefsten unten das Residuum, dessen wir nur mit Pein und Scham gedenken können. “ Wohlan, in diesen Zeugnissen der heutigen englischen Frauen- literatur und Frauenbewegung ist ungefähr alles inbegriffen, was, sei es durch, sei es für das weibliche Geschlecht gethan wird. Sowohl das Ziel der Bewegung als die bewegenden Kräfte sind hier das, was der Frauenbewegung den Namen *) The Englishwoman`s Yearbook and Directory to all Jn- stitutions existing for the benefit of women and children. By Louisa M. Hubbard. London. F. Kirby. 1896.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/22>, abgerufen am 19.04.2024.