Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

examen zu absolviren, den Nachweis eines Universitätsstudiums
von sechs oder acht Semestern zu liefern hat.

Allerdings ist es für die Sache selber bei einem Studium
wie dem medicinischen nichts geringes, die dafür nothwendigen
Veranstaltungen zu schaffen. Jndessen es kommt dabei wesent-
lich auf gemeinnützige Hülfe an, auf die Gewinnung ökono-
mischer Mittel, wie das die Erfahrung und zwar an den Er-
folgen gezeigt hat. Dagegen die Hauptsache bleibt übrig. Zur
Erwerbung der akademischen Grade oder der analogen Zeug-
nisse, welche die Berechtigung zur ärztlichen Praxis gewähren,
bedarf es eines Kampfes gegen die Schwierigkeiten, welche jede
einzelne für Ertheilung jener Grade privilegirte Körperschaft
der neuen Bewegung entgegensetzt; jede einzelne derselben muß
erobert werden oder zum mindesten alle diejenigen, welche durch
ihr Ansehen die von ihnen verliehenen Grade oder Zeugnisse
als besonders begehrenswerth erscheinen lassen.

Nur kürzlich hat in den beiden Universitäten Oxford und
Cambridge*) der Kampf um die Grade für das weibliche Ge-
schlecht getobt und hat mit einer Niederlage für die Neuerer
geendet. Bei diesen Graden handelt es sich um Ziele, die wir
treffender mit dem Kampf um Ablegung der Maturitätsprüfung
vergleichen, um sie deutschen Verhältnissen gegenüber zu halten
und verständlich zu machen, als mit dem Kampf um den
deutschen Doctorgrad. Denn die Grade des Baccalaureus
Artium
und Magister Artium (B. A., - M. A. - in üblicher
Abkürzung des Titels hinter dem Namen des Jnhabers), welche
die Hauptrolle in Oxford und Cambridge für die Mehrzahl
der Studirenden und Studirten bilden, sind im Wesentlichen

*) Vergl. den Aufsatz "The battle of the Universities" in
"The Englishwoman's Review," April 1896.

examen zu absolviren, den Nachweis eines Universitätsstudiums
von sechs oder acht Semestern zu liefern hat.

Allerdings ist es für die Sache selber bei einem Studium
wie dem medicinischen nichts geringes, die dafür nothwendigen
Veranstaltungen zu schaffen. Jndessen es kommt dabei wesent-
lich auf gemeinnützige Hülfe an, auf die Gewinnung ökono-
mischer Mittel, wie das die Erfahrung und zwar an den Er-
folgen gezeigt hat. Dagegen die Hauptsache bleibt übrig. Zur
Erwerbung der akademischen Grade oder der analogen Zeug-
nisse, welche die Berechtigung zur ärztlichen Praxis gewähren,
bedarf es eines Kampfes gegen die Schwierigkeiten, welche jede
einzelne für Ertheilung jener Grade privilegirte Körperschaft
der neuen Bewegung entgegensetzt; jede einzelne derselben muß
erobert werden oder zum mindesten alle diejenigen, welche durch
ihr Ansehen die von ihnen verliehenen Grade oder Zeugnisse
als besonders begehrenswerth erscheinen lassen.

Nur kürzlich hat in den beiden Universitäten Oxford und
Cambridge*) der Kampf um die Grade für das weibliche Ge-
schlecht getobt und hat mit einer Niederlage für die Neuerer
geendet. Bei diesen Graden handelt es sich um Ziele, die wir
treffender mit dem Kampf um Ablegung der Maturitätsprüfung
vergleichen, um sie deutschen Verhältnissen gegenüber zu halten
und verständlich zu machen, als mit dem Kampf um den
deutschen Doctorgrad. Denn die Grade des Baccalaureus
Artium
und Magister Artium (B. A., – M. A. – in üblicher
Abkürzung des Titels hinter dem Namen des Jnhabers), welche
die Hauptrolle in Oxford und Cambridge für die Mehrzahl
der Studirenden und Studirten bilden, sind im Wesentlichen

*) Vergl. den Aufsatz „The battle of the Universities“ in
The Englishwoman’s Review,“ April 1896.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0198" n="182"/>
examen zu absolviren, den Nachweis eines Universitätsstudiums<lb/>
von sechs oder acht Semestern zu liefern hat.</p><lb/>
          <p>Allerdings ist es für die Sache selber bei einem Studium<lb/>
wie dem medicinischen nichts geringes, die dafür nothwendigen<lb/>
Veranstaltungen zu schaffen. Jndessen es kommt dabei wesent-<lb/>
lich auf gemeinnützige Hülfe an, auf die Gewinnung ökono-<lb/>
mischer Mittel, wie das die Erfahrung und zwar an den Er-<lb/>
folgen gezeigt hat. Dagegen die Hauptsache bleibt übrig. Zur<lb/>
Erwerbung der akademischen Grade oder der analogen Zeug-<lb/>
nisse, welche die Berechtigung zur ärztlichen Praxis gewähren,<lb/>
bedarf es eines Kampfes gegen die Schwierigkeiten, welche jede<lb/>
einzelne für Ertheilung jener Grade privilegirte Körperschaft<lb/>
der neuen Bewegung entgegensetzt; jede einzelne derselben muß<lb/>
erobert werden oder zum mindesten alle diejenigen, welche durch<lb/>
ihr Ansehen die von ihnen verliehenen Grade oder Zeugnisse<lb/>
als besonders begehrenswerth erscheinen lassen.</p><lb/>
          <p>Nur kürzlich hat in den beiden Universitäten Oxford und<lb/>
Cambridge<note place="foot" n="*)"> Vergl. den Aufsatz &#x201E;<hi rendition="#aq">The battle of the Universities</hi>&#x201C; in<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">The Englishwoman&#x2019;s Review</hi>,&#x201C; April 1896.</note> der Kampf um die Grade für das weibliche Ge-<lb/>
schlecht getobt und hat mit einer Niederlage für die Neuerer<lb/>
geendet. Bei diesen Graden handelt es sich um Ziele, die wir<lb/>
treffender mit dem Kampf um Ablegung der Maturitätsprüfung<lb/>
vergleichen, um sie deutschen Verhältnissen gegenüber zu halten<lb/>
und verständlich zu machen, als mit dem Kampf um den<lb/>
deutschen Doctorgrad. Denn die Grade des <hi rendition="#aq">Baccalaureus<lb/>
Artium</hi> und <hi rendition="#aq">Magister Artium (B. A., &#x2013; M. A. &#x2013;</hi> in üblicher<lb/>
Abkürzung des Titels hinter dem Namen des Jnhabers), welche<lb/>
die Hauptrolle in Oxford und Cambridge für die Mehrzahl<lb/>
der Studirenden und Studirten bilden, sind im Wesentlichen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0198] examen zu absolviren, den Nachweis eines Universitätsstudiums von sechs oder acht Semestern zu liefern hat. Allerdings ist es für die Sache selber bei einem Studium wie dem medicinischen nichts geringes, die dafür nothwendigen Veranstaltungen zu schaffen. Jndessen es kommt dabei wesent- lich auf gemeinnützige Hülfe an, auf die Gewinnung ökono- mischer Mittel, wie das die Erfahrung und zwar an den Er- folgen gezeigt hat. Dagegen die Hauptsache bleibt übrig. Zur Erwerbung der akademischen Grade oder der analogen Zeug- nisse, welche die Berechtigung zur ärztlichen Praxis gewähren, bedarf es eines Kampfes gegen die Schwierigkeiten, welche jede einzelne für Ertheilung jener Grade privilegirte Körperschaft der neuen Bewegung entgegensetzt; jede einzelne derselben muß erobert werden oder zum mindesten alle diejenigen, welche durch ihr Ansehen die von ihnen verliehenen Grade oder Zeugnisse als besonders begehrenswerth erscheinen lassen. Nur kürzlich hat in den beiden Universitäten Oxford und Cambridge *) der Kampf um die Grade für das weibliche Ge- schlecht getobt und hat mit einer Niederlage für die Neuerer geendet. Bei diesen Graden handelt es sich um Ziele, die wir treffender mit dem Kampf um Ablegung der Maturitätsprüfung vergleichen, um sie deutschen Verhältnissen gegenüber zu halten und verständlich zu machen, als mit dem Kampf um den deutschen Doctorgrad. Denn die Grade des Baccalaureus Artium und Magister Artium (B. A., – M. A. – in üblicher Abkürzung des Titels hinter dem Namen des Jnhabers), welche die Hauptrolle in Oxford und Cambridge für die Mehrzahl der Studirenden und Studirten bilden, sind im Wesentlichen *) Vergl. den Aufsatz „The battle of the Universities“ in „The Englishwoman’s Review,“ April 1896.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/198
Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/198>, abgerufen am 28.03.2024.