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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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suchte durch vorläufige Unterkunftsmittel auszuhelfen, bis endlich
im Frühjahr 1879 die Vorsteherschaft sich entschloß, ein zweites
Gebäude zu errichten. Ein drittes folgte zehn Jahre später.
Der Gesammtname Newnham College ist seit Erlangung der
Corporationsrechte gewählt nach der Ortschaft, in der die Ge-
bäude liegen, einer Vorstadt von Cambridge. Es ist in den
drei Gebäuden Raum für hundertundvierzig Studirende, da-
neben für die Vorsteherinnen (eine derselben eine Tochter
Gladstone's) und für einen Theil der Lehrerinnen, dazu die
gemeinsamen Räumlichkeiten für Vorlesungen, Bibliothek,
Laboratorium, Turnhalle. Seit dem Jahre 1881 hat die
Universität Cambridge den weiblichen Studirenden die Zu-
lassung zu ihren Prüfungen gewährt, indessen bisher die Gra-
duirung ihnen vorenthalten wegen der an die akademischen
Grade (in Cambridge wie Oxford) sich knüpfenden öffentlichen
Rechte in der Körperschaft der Universität.

Alles das ist zu Stande gekommen durch freie Gemein-
nützigkeit. Zuerst entstand eine Gesellschaft zur Einrichtung
von Vorlesungen für weibliche Studirende, dann eine Gesellschaft
zur Herstellung eines Wohngebäudes für weibliche Studirende,
und so ging es weiter fort. Jetzt besteht eine Anzahl ansehn-
licher Stipendien, mehrere gestiftet von den reichen Zunft-
gesellschaften der City von London. Wohlthäter weiblichen
Geschlechts zeichnen sich vor den andern aus.

Ein fernerer Act der freien Gemeinnützigkeit war die Grün-
dung der Gesellschaft für Mädchenschulen, die es sich zur Aufgabe
machte, die Mädchenschulen so einzurichten, daß sie den An-
forderungen der Universität angepaßt würden. Jn jenen wurde
fortan Latein und Mathematik obligatorisch. An diese reiht
sich, durch entsprechende Prüfungen vermittelt, das Studium

suchte durch vorläufige Unterkunftsmittel auszuhelfen, bis endlich
im Frühjahr 1879 die Vorsteherschaft sich entschloß, ein zweites
Gebäude zu errichten. Ein drittes folgte zehn Jahre später.
Der Gesammtname Newnham College ist seit Erlangung der
Corporationsrechte gewählt nach der Ortschaft, in der die Ge-
bäude liegen, einer Vorstadt von Cambridge. Es ist in den
drei Gebäuden Raum für hundertundvierzig Studirende, da-
neben für die Vorsteherinnen (eine derselben eine Tochter
Gladstone's) und für einen Theil der Lehrerinnen, dazu die
gemeinsamen Räumlichkeiten für Vorlesungen, Bibliothek,
Laboratorium, Turnhalle. Seit dem Jahre 1881 hat die
Universität Cambridge den weiblichen Studirenden die Zu-
lassung zu ihren Prüfungen gewährt, indessen bisher die Gra-
duirung ihnen vorenthalten wegen der an die akademischen
Grade (in Cambridge wie Oxford) sich knüpfenden öffentlichen
Rechte in der Körperschaft der Universität.

Alles das ist zu Stande gekommen durch freie Gemein-
nützigkeit. Zuerst entstand eine Gesellschaft zur Einrichtung
von Vorlesungen für weibliche Studirende, dann eine Gesellschaft
zur Herstellung eines Wohngebäudes für weibliche Studirende,
und so ging es weiter fort. Jetzt besteht eine Anzahl ansehn-
licher Stipendien, mehrere gestiftet von den reichen Zunft-
gesellschaften der City von London. Wohlthäter weiblichen
Geschlechts zeichnen sich vor den andern aus.

Ein fernerer Act der freien Gemeinnützigkeit war die Grün-
dung der Gesellschaft für Mädchenschulen, die es sich zur Aufgabe
machte, die Mädchenschulen so einzurichten, daß sie den An-
forderungen der Universität angepaßt würden. Jn jenen wurde
fortan Latein und Mathematik obligatorisch. An diese reiht
sich, durch entsprechende Prüfungen vermittelt, das Studium

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[174/0190] suchte durch vorläufige Unterkunftsmittel auszuhelfen, bis endlich im Frühjahr 1879 die Vorsteherschaft sich entschloß, ein zweites Gebäude zu errichten. Ein drittes folgte zehn Jahre später. Der Gesammtname Newnham College ist seit Erlangung der Corporationsrechte gewählt nach der Ortschaft, in der die Ge- bäude liegen, einer Vorstadt von Cambridge. Es ist in den drei Gebäuden Raum für hundertundvierzig Studirende, da- neben für die Vorsteherinnen (eine derselben eine Tochter Gladstone's) und für einen Theil der Lehrerinnen, dazu die gemeinsamen Räumlichkeiten für Vorlesungen, Bibliothek, Laboratorium, Turnhalle. Seit dem Jahre 1881 hat die Universität Cambridge den weiblichen Studirenden die Zu- lassung zu ihren Prüfungen gewährt, indessen bisher die Gra- duirung ihnen vorenthalten wegen der an die akademischen Grade (in Cambridge wie Oxford) sich knüpfenden öffentlichen Rechte in der Körperschaft der Universität. Alles das ist zu Stande gekommen durch freie Gemein- nützigkeit. Zuerst entstand eine Gesellschaft zur Einrichtung von Vorlesungen für weibliche Studirende, dann eine Gesellschaft zur Herstellung eines Wohngebäudes für weibliche Studirende, und so ging es weiter fort. Jetzt besteht eine Anzahl ansehn- licher Stipendien, mehrere gestiftet von den reichen Zunft- gesellschaften der City von London. Wohlthäter weiblichen Geschlechts zeichnen sich vor den andern aus. Ein fernerer Act der freien Gemeinnützigkeit war die Grün- dung der Gesellschaft für Mädchenschulen, die es sich zur Aufgabe machte, die Mädchenschulen so einzurichten, daß sie den An- forderungen der Universität angepaßt würden. Jn jenen wurde fortan Latein und Mathematik obligatorisch. An diese reiht sich, durch entsprechende Prüfungen vermittelt, das Studium

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/190>, abgerufen am 10.05.2024.