Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.in der Verwandtschaft des königlichen Hauses gab es gelehrte Blicken wir in das letzte Jahrhundert, so erscheint uns *) Hausrath, Peter Abälard (1893). Abälard sagt von ihr: "per abundantiam litterarum erat suprema." *) Robert von Mohl, Geschichte und Literatur der Staats-
wissenschaften (1858), Bd. (III "S. 46. in der Verwandtschaft des königlichen Hauses gab es gelehrte Blicken wir in das letzte Jahrhundert, so erscheint uns *) Hausrath, Peter Abälard (1893). Abälard sagt von ihr: „per abundantiam litterarum erat suprema.“ *) Robert von Mohl, Geschichte und Literatur der Staats-
wissenschaften (1858), Bd. (III „S. 46. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0179" n="163"/> in der Verwandtschaft des königlichen Hauses gab es gelehrte<lb/> Frauen. Darunter jene Hedwig von Schwaben, deren An-<lb/> denken uns von Scheffel im „Ekkehard“ erneuert worden ist;<lb/> oder ihre Schwester Gerbirg, die Aebtissin des sächsischen Stiftes<lb/> Gandersheim sammt deren Schülerin Hrotsvith, welche die<lb/> schwierigeren lateinischen Schriftsteller beherrschte und ein gutes<lb/> Latein schreiben lernte, in dem sie dann fünf Legenden, sechs<lb/> Comödien, ein Lobgedicht auf Otto <hi rendition="#aq">I</hi> und eine Geschichte der<lb/> Anfänge des Klosters Gandersheim abfaßte. Oder Heloise, die<lb/> Nichte des Canonicus Fulbert in Paris, die Schülerin und<lb/> Gattin des großen Abälard. Sie war wegen ihrer Gelehrsam-<lb/> keit in ganz Frankreich berühmt<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Hausrath</hi>, Peter Abälard (1893). Abälard sagt von ihr:<lb/> „<hi rendition="#aq">per abundantiam litterarum erat suprema.</hi>“</note>. Abälard hatte sie in diese<lb/> Gelehrsamkeit eingeführt, indem er ihr Unterricht im Griechi-<lb/> schen, Hebräischen, in der Theologie gab. Die Zeugnisse ihres<lb/> lateinischen Stils und ihres darin verewigten Geistes findet<lb/> man in ihrem Briefwechsel mit Abälard. Das Höchste, und<lb/> nicht bloß in einzelnen Frauen, zeigt uns dann das Zeitalter<lb/> der Renaissance in Jtalien (vgl. S. 76).</p><lb/> <p>Blicken wir in das letzte Jahrhundert, so erscheint uns<lb/> in Frankreich die Gestalt des Fräulein von Lezardiere. Von<lb/> dieser gelehrten Dame ist ein großes rechtshistorisches Werk<lb/> verfaßt, welchem Robert von Mohl gründliche Gelehrsamkeit,<lb/> Festigkeit des Planes, Kunst der Stoffverwendung bei einem<lb/> schwierigen Gegenstände nachrühmt. Von früher Jugend an<lb/> hat die Verfasserin auf dem väterlichen Schlosse in der Vendée<lb/> ihre geschichtlichen Forschungen unermüdet fortgesetzt, bis die<lb/> Stürme der Revolution sie vertrieben<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Robert von Mohl</hi>, Geschichte und Literatur der Staats-<lb/> wissenschaften (1858), Bd. (<hi rendition="#aq">III</hi> „S. 46.</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0179]
in der Verwandtschaft des königlichen Hauses gab es gelehrte
Frauen. Darunter jene Hedwig von Schwaben, deren An-
denken uns von Scheffel im „Ekkehard“ erneuert worden ist;
oder ihre Schwester Gerbirg, die Aebtissin des sächsischen Stiftes
Gandersheim sammt deren Schülerin Hrotsvith, welche die
schwierigeren lateinischen Schriftsteller beherrschte und ein gutes
Latein schreiben lernte, in dem sie dann fünf Legenden, sechs
Comödien, ein Lobgedicht auf Otto I und eine Geschichte der
Anfänge des Klosters Gandersheim abfaßte. Oder Heloise, die
Nichte des Canonicus Fulbert in Paris, die Schülerin und
Gattin des großen Abälard. Sie war wegen ihrer Gelehrsam-
keit in ganz Frankreich berühmt *). Abälard hatte sie in diese
Gelehrsamkeit eingeführt, indem er ihr Unterricht im Griechi-
schen, Hebräischen, in der Theologie gab. Die Zeugnisse ihres
lateinischen Stils und ihres darin verewigten Geistes findet
man in ihrem Briefwechsel mit Abälard. Das Höchste, und
nicht bloß in einzelnen Frauen, zeigt uns dann das Zeitalter
der Renaissance in Jtalien (vgl. S. 76).
Blicken wir in das letzte Jahrhundert, so erscheint uns
in Frankreich die Gestalt des Fräulein von Lezardiere. Von
dieser gelehrten Dame ist ein großes rechtshistorisches Werk
verfaßt, welchem Robert von Mohl gründliche Gelehrsamkeit,
Festigkeit des Planes, Kunst der Stoffverwendung bei einem
schwierigen Gegenstände nachrühmt. Von früher Jugend an
hat die Verfasserin auf dem väterlichen Schlosse in der Vendée
ihre geschichtlichen Forschungen unermüdet fortgesetzt, bis die
Stürme der Revolution sie vertrieben *).
*) Hausrath, Peter Abälard (1893). Abälard sagt von ihr:
„per abundantiam litterarum erat suprema.“
*) Robert von Mohl, Geschichte und Literatur der Staats-
wissenschaften (1858), Bd. (III „S. 46.
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(2021-02-18T15:54:56Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2021-02-18T15:54:56Z)
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