Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_709.001 p2c_709.011 p2c_709.001 p2c_709.011 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0233" n="709"/><lb n="p2c_709.001"/> seyn. Es muß kein <hi rendition="#g">logisches</hi> Geripp <lb n="p2c_709.002"/> von Begriffen darstellen, sondern einen alles belebenden <lb n="p2c_709.003"/> Hauptgedanken, der das ganze Daseyn begreiflich gemacht. <lb n="p2c_709.004"/> Die Art, wie der Dichter diesen Hauptgedanken <lb n="p2c_709.005"/> findet, und ausbildet, (die <hi rendition="#g">analytische <lb n="p2c_709.006"/> Methode</hi>) das Zusammenwirken aller Seelenkräfte, <lb n="p2c_709.007"/> des Empfindungs=, Begehrungsvermögens, u. s. w. <lb n="p2c_709.008"/> um den Verstand bey seinen Arbeiten zu unterstützen, <lb n="p2c_709.009"/> dies ist der eigentliche Jnhalt des Gedichts, und giebt <lb n="p2c_709.010"/> den Grund zur Disposition der Gedankenreihe.</p> <p><lb n="p2c_709.011"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> Selbst Lukrez, ungeachtet er ein großes <lb n="p2c_709.012"/> lehrendes Werk schreiben wollte, hat sich wohl gehütet, <lb n="p2c_709.013"/> eine <hi rendition="#g">synthetische</hi> logische Disposition zu machen. Er <lb n="p2c_709.014"/> spricht zwar z. B. <hi rendition="#aq">V. 65. me huc rationis detulit ordo</hi>. <lb n="p2c_709.015"/> Er hat auch einen gewissen Plan befolgt. Allein er verbirgt <lb n="p2c_709.016"/> diesen doch so viel er kann. Das erste Buch handelt von <lb n="p2c_709.017"/> den Atomen, das zweyte betrachtet sie nach ihren Affektionen <lb n="p2c_709.018"/> und Bewegungen. Jn dem dritten Buch erklärt er <lb n="p2c_709.019"/> daraus Seele und Lebenskraft, in dem vierten Buch erklärt <lb n="p2c_709.020"/> er die materiellen Jdeen. Jm fünften und sechsten Buch die <lb n="p2c_709.021"/> Wunder der Natur. Logisch müßte man das Werk also <lb n="p2c_709.022"/> ungefähr so abtheilen. Das erste und zweyte Buch handelt <lb n="p2c_709.023"/> von den Urkräften der Dinge. Die übrigen Bücher von <lb n="p2c_709.024"/> dem, was aus ihnen entsteht. Jm ersten Buch werden die <lb n="p2c_709.025"/> Urkräfte an sich, im andern nach ihren besondern Eigenschaften <lb n="p2c_709.026"/> und Lagen betrachtet. Jm dritten und vierten Buch </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [709/0233]
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seyn. Es muß kein logisches Geripp p2c_709.002
von Begriffen darstellen, sondern einen alles belebenden p2c_709.003
Hauptgedanken, der das ganze Daseyn begreiflich gemacht. p2c_709.004
Die Art, wie der Dichter diesen Hauptgedanken p2c_709.005
findet, und ausbildet, (die analytische p2c_709.006
Methode) das Zusammenwirken aller Seelenkräfte, p2c_709.007
des Empfindungs=, Begehrungsvermögens, u. s. w. p2c_709.008
um den Verstand bey seinen Arbeiten zu unterstützen, p2c_709.009
dies ist der eigentliche Jnhalt des Gedichts, und giebt p2c_709.010
den Grund zur Disposition der Gedankenreihe.
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Anmerk. Selbst Lukrez, ungeachtet er ein großes p2c_709.012
lehrendes Werk schreiben wollte, hat sich wohl gehütet, p2c_709.013
eine synthetische logische Disposition zu machen. Er p2c_709.014
spricht zwar z. B. V. 65. me huc rationis detulit ordo. p2c_709.015
Er hat auch einen gewissen Plan befolgt. Allein er verbirgt p2c_709.016
diesen doch so viel er kann. Das erste Buch handelt von p2c_709.017
den Atomen, das zweyte betrachtet sie nach ihren Affektionen p2c_709.018
und Bewegungen. Jn dem dritten Buch erklärt er p2c_709.019
daraus Seele und Lebenskraft, in dem vierten Buch erklärt p2c_709.020
er die materiellen Jdeen. Jm fünften und sechsten Buch die p2c_709.021
Wunder der Natur. Logisch müßte man das Werk also p2c_709.022
ungefähr so abtheilen. Das erste und zweyte Buch handelt p2c_709.023
von den Urkräften der Dinge. Die übrigen Bücher von p2c_709.024
dem, was aus ihnen entsteht. Jm ersten Buch werden die p2c_709.025
Urkräfte an sich, im andern nach ihren besondern Eigenschaften p2c_709.026
und Lagen betrachtet. Jm dritten und vierten Buch
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