Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_708.001 p2c_708.010 p2c_708.011 p2c_708.001 p2c_708.010 p2c_708.011 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0232" n="708"/><lb n="p2c_708.001"/> wählt sie zum Gegenstand nur <hi rendition="#g">einige Hauptgrundsätze,</hi> <lb n="p2c_708.002"/> über ein besondres Kapitel der Metaphysik, die aber <lb n="p2c_708.003"/> Licht auf das Ganze werfen, und sich also auf die Erklärung <lb n="p2c_708.004"/> des Ganzen beziehn. Z. B. <hi rendition="#g">Haller</hi> über den Ursprung <lb n="p2c_708.005"/> des Uebels. <hi rendition="#aq">Voltaire le désastre de Lisbonne</hi>. Wenn <lb n="p2c_708.006"/> wir <hi rendition="#g">Uzens</hi> Ode Theodizee zu der darstellenden Dichtkunst <lb n="p2c_708.007"/> hinüberziehn, so gehört sie auch hierher. ─ Youngs Nachtgedanken <lb n="p2c_708.008"/> über Leben, Tod und Unsterblichkeit sind hier vorzüglich <lb n="p2c_708.009"/> anzuführen.</p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_708.010"/> §. 2.</hi> </p> <p><lb n="p2c_708.011"/> Der <hi rendition="#g">objektive</hi> Jnnhalt des <hi rendition="#g">höhern</hi> Lehrgedichts <lb n="p2c_708.012"/> ist nicht gerade eine Reihe <hi rendition="#g">allgemeiner <lb n="p2c_708.013"/> Grundsätze,</hi> über das Weltall und seine Bestimmung, <lb n="p2c_708.014"/> deren Zusammenstellung nach einer logischen <lb n="p2c_708.015"/> Ordnung die Schule <hi rendition="#g">System</hi> nennt, sondern irgend <lb n="p2c_708.016"/> ein <hi rendition="#g">Hauptprinzip,</hi> das der Verstand auf <hi rendition="#g">analytischen</hi> <lb n="p2c_708.017"/> Wege auffindet, welches ihm einen allumfassenden <lb n="p2c_708.018"/> Blick auf die Erklärung des Ganzen eröffnet. <lb n="p2c_708.019"/> Je mehr auf <hi rendition="#g">dieses Hauptprincip</hi> das ganze <lb n="p2c_708.020"/> Lehrgedicht concentrirt ist, desto mehr Freyheit bekommt <lb n="p2c_708.021"/> die Jdeenreihe bey der strengsten Einheit. Der Lehrdichter <lb n="p2c_708.022"/> ist kein Compendienschreiber, sondern ein philosophischer <lb n="p2c_708.023"/> Geist in dem Augenblick, da er den Grundstein <lb n="p2c_708.024"/> zu einem <hi rendition="#g">System</hi> findet. Jn dieser Hinsicht <lb n="p2c_708.025"/> muß also der <hi rendition="#g">Plan</hi> des <hi rendition="#g">höhern</hi> Lehrgedichts ausgearbeitet </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [708/0232]
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wählt sie zum Gegenstand nur einige Hauptgrundsätze, p2c_708.002
über ein besondres Kapitel der Metaphysik, die aber p2c_708.003
Licht auf das Ganze werfen, und sich also auf die Erklärung p2c_708.004
des Ganzen beziehn. Z. B. Haller über den Ursprung p2c_708.005
des Uebels. Voltaire le désastre de Lisbonne. Wenn p2c_708.006
wir Uzens Ode Theodizee zu der darstellenden Dichtkunst p2c_708.007
hinüberziehn, so gehört sie auch hierher. ─ Youngs Nachtgedanken p2c_708.008
über Leben, Tod und Unsterblichkeit sind hier vorzüglich p2c_708.009
anzuführen.
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§. 2.
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Der objektive Jnnhalt des höhern Lehrgedichts p2c_708.012
ist nicht gerade eine Reihe allgemeiner p2c_708.013
Grundsätze, über das Weltall und seine Bestimmung, p2c_708.014
deren Zusammenstellung nach einer logischen p2c_708.015
Ordnung die Schule System nennt, sondern irgend p2c_708.016
ein Hauptprinzip, das der Verstand auf analytischen p2c_708.017
Wege auffindet, welches ihm einen allumfassenden p2c_708.018
Blick auf die Erklärung des Ganzen eröffnet. p2c_708.019
Je mehr auf dieses Hauptprincip das ganze p2c_708.020
Lehrgedicht concentrirt ist, desto mehr Freyheit bekommt p2c_708.021
die Jdeenreihe bey der strengsten Einheit. Der Lehrdichter p2c_708.022
ist kein Compendienschreiber, sondern ein philosophischer p2c_708.023
Geist in dem Augenblick, da er den Grundstein p2c_708.024
zu einem System findet. Jn dieser Hinsicht p2c_708.025
muß also der Plan des höhern Lehrgedichts ausgearbeitet
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