Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_707.001 p2c_707.002 Von der höhern didaktischen Poesie. p2c_707.004 p2c_707.005 p2c_707.009 p2c_707.020 p2c_707.001 p2c_707.002 Von der höhern didaktischen Poesie. p2c_707.004 p2c_707.005 p2c_707.009 p2c_707.020 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0231" n="707"/> <lb n="p2c_707.001"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_707.002"/> II.</hi> </p> <lb n="p2c_707.003"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Von der höhern didaktischen Poesie</hi>.</hi> </p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_707.004"/> §. 1.</hi> </p> <p><lb n="p2c_707.005"/> Das <hi rendition="#g">höhere Lehrgedicht</hi> stellt den Verstand <lb n="p2c_707.006"/> in Aufsuchung der allgemeinsten Prinzipien dar, durch <lb n="p2c_707.007"/> welche Welt und Daseyn überhaupt als ein Ganzes <lb n="p2c_707.008"/> begreiflich wird.</p> <p><lb n="p2c_707.009"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 1. Da die <hi rendition="#g">Philosophie</hi> sich besonders <lb n="p2c_707.010"/> mit Nachdenken über den letzten Grund und Zusammenhang <lb n="p2c_707.011"/> aller Dinge beschäftigt, so nennt man das höhere <lb n="p2c_707.012"/> Lehrgedicht zuweilen auch das <hi rendition="#g">philosophische.</hi> Allerdings <lb n="p2c_707.013"/> wird hier von den Dichtern gewöhnlich irgend ein <hi rendition="#g">metaphysisches</hi> <lb n="p2c_707.014"/> System dargestellt, z. B. von Lukrez, das <lb n="p2c_707.015"/> <hi rendition="#g">atomistische,</hi> von Pope (<hi rendition="#aq">essai on Man</hi>) der Optimism. <lb n="p2c_707.016"/> ─ Jndessen kann der Gesichtspunkt auch moralisch und <lb n="p2c_707.017"/> <hi rendition="#g">religiös</hi> seyn. Z. B. <hi rendition="#aq">Louis Racine la Religion, ─ <lb n="p2c_707.018"/> Voltaire la Religion naturelle</hi>. Man muß also <hi rendition="#g">Philosophie</hi> <lb n="p2c_707.019"/> hier im weitsten Sinne des Worts nehmen.</p> <p><lb n="p2c_707.020"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 2. Nicht immer sucht die <hi rendition="#g">höhere didaktische</hi> <lb n="p2c_707.021"/> Poesie ein vollkommnes System über die Welt <lb n="p2c_707.022"/> darzustellen, wie z. B. Lukrez <hi rendition="#aq">de rerum natura</hi> ─ oft </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [707/0231]
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II.
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Von der höhern didaktischen Poesie.
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§. 1.
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Das höhere Lehrgedicht stellt den Verstand p2c_707.006
in Aufsuchung der allgemeinsten Prinzipien dar, durch p2c_707.007
welche Welt und Daseyn überhaupt als ein Ganzes p2c_707.008
begreiflich wird.
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Anmerk. 1. Da die Philosophie sich besonders p2c_707.010
mit Nachdenken über den letzten Grund und Zusammenhang p2c_707.011
aller Dinge beschäftigt, so nennt man das höhere p2c_707.012
Lehrgedicht zuweilen auch das philosophische. Allerdings p2c_707.013
wird hier von den Dichtern gewöhnlich irgend ein metaphysisches p2c_707.014
System dargestellt, z. B. von Lukrez, das p2c_707.015
atomistische, von Pope (essai on Man) der Optimism. p2c_707.016
─ Jndessen kann der Gesichtspunkt auch moralisch und p2c_707.017
religiös seyn. Z. B. Louis Racine la Religion, ─ p2c_707.018
Voltaire la Religion naturelle. Man muß also Philosophie p2c_707.019
hier im weitsten Sinne des Worts nehmen.
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Poesie ein vollkommnes System über die Welt p2c_707.022
darzustellen, wie z. B. Lukrez de rerum natura ─ oft
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