Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804. p2c_706.001 p2c_706.002 p2c_706.001 p2c_706.002 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0230" n="706"/> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_706.001"/> §. 3.</hi> </p> <p><lb n="p2c_706.002"/> Das <hi rendition="#g">Jdeal</hi> des <hi rendition="#g">Verstandes,</hi> als einer ursprünglichen <lb n="p2c_706.003"/> Seelenkraft, ist ein durchaus begreifliches <lb n="p2c_706.004"/> <hi rendition="#g">Weltsystem.</hi> Er muß dahin streben die <hi rendition="#g">Vernunftidee</hi> <lb n="p2c_706.005"/> der <hi rendition="#g">Totalität</hi> zu realisiren. Die <hi rendition="#g">didaktische</hi> <lb n="p2c_706.006"/> Poesie wird also, um den Verstand zu interessiren, <lb n="p2c_706.007"/> in ihrer höchsten Richtung die <hi rendition="#g">allgemeinsten</hi> <lb n="p2c_706.008"/> Wahrheiten darzustellen suchen, welche den Weltlauf <lb n="p2c_706.009"/> im Ganzen erklären, oder wenigstens sich auf Erklärung <lb n="p2c_706.010"/> desselben beziehn. Sie wird sich das <hi rendition="#g">Absolute</hi> <lb n="p2c_706.011"/> als allumfassend und allbegreifend vorzustellen <lb n="p2c_706.012"/> suchen, wobey das <hi rendition="#g">Gefühl</hi> des <hi rendition="#g">höhern Schönen</hi> <lb n="p2c_706.013"/> entstehn muß. Nächstdem wird die <hi rendition="#g">didaktische <lb n="p2c_706.014"/> Poesie</hi> auch andre <hi rendition="#g">Begriffe</hi> und <hi rendition="#g">Systeme</hi> <lb n="p2c_706.015"/> von <hi rendition="#g">Begriffen</hi> zu ihrem Gegenstande wählen, welche <lb n="p2c_706.016"/> den <hi rendition="#g">höchsten</hi> Begriffen nur analog sind, welche <lb n="p2c_706.017"/> eine engere Sphäre von Erfahrungen umfassen, und <lb n="p2c_706.018"/> auch dadurch wird ein Lehrgedicht den Verstand interessiren, <lb n="p2c_706.019"/> indem es sein <hi rendition="#g">Begriffsvermögen</hi> in Ansehung <lb n="p2c_706.020"/> minder wichtiger Objekte unter der Form der <lb n="p2c_706.021"/> Schönheit darstellt. Hier wird vorzüglich das Gefühl <lb n="p2c_706.022"/> des <hi rendition="#g">niedern Schönen</hi> entstehn. Es giebt also <lb n="p2c_706.023"/> eine <hi rendition="#g">höhere</hi> und eine <hi rendition="#g">niedere</hi> didactische Poesie.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [706/0230]
p2c_706.001
§. 3.
p2c_706.002
Das Jdeal des Verstandes, als einer ursprünglichen p2c_706.003
Seelenkraft, ist ein durchaus begreifliches p2c_706.004
Weltsystem. Er muß dahin streben die Vernunftidee p2c_706.005
der Totalität zu realisiren. Die didaktische p2c_706.006
Poesie wird also, um den Verstand zu interessiren, p2c_706.007
in ihrer höchsten Richtung die allgemeinsten p2c_706.008
Wahrheiten darzustellen suchen, welche den Weltlauf p2c_706.009
im Ganzen erklären, oder wenigstens sich auf Erklärung p2c_706.010
desselben beziehn. Sie wird sich das Absolute p2c_706.011
als allumfassend und allbegreifend vorzustellen p2c_706.012
suchen, wobey das Gefühl des höhern Schönen p2c_706.013
entstehn muß. Nächstdem wird die didaktische p2c_706.014
Poesie auch andre Begriffe und Systeme p2c_706.015
von Begriffen zu ihrem Gegenstande wählen, welche p2c_706.016
den höchsten Begriffen nur analog sind, welche p2c_706.017
eine engere Sphäre von Erfahrungen umfassen, und p2c_706.018
auch dadurch wird ein Lehrgedicht den Verstand interessiren, p2c_706.019
indem es sein Begriffsvermögen in Ansehung p2c_706.020
minder wichtiger Objekte unter der Form der p2c_706.021
Schönheit darstellt. Hier wird vorzüglich das Gefühl p2c_706.022
des niedern Schönen entstehn. Es giebt also p2c_706.023
eine höhere und eine niedere didactische Poesie.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |