Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_656.001 p2c_656.008 p2c_656.017 p2c_656.018 p2c_656.001 p2c_656.008 p2c_656.017 p2c_656.018 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0180" n="656"/><lb n="p2c_656.001"/> von Erzählungen. An sich sind sie aber doch mehr <lb n="p2c_656.002"/> <hi rendition="#g">beschreibende</hi> Gedichte. ─ Die <hi rendition="#g">moralischen</hi> Erzählungen, <lb n="p2c_656.003"/> die an die <hi rendition="#g">Fabeln</hi> gränzen, gehören als <lb n="p2c_656.004"/> Fabeln zur <hi rendition="#g">allegorischen</hi> Poesie. Andre kleine <lb n="p2c_656.005"/> Erzählungen sind als <hi rendition="#g">Novellen</hi> anzusehn, und gehören <lb n="p2c_656.006"/> also doch zur Gattung des <hi rendition="#g">Romans,</hi> wenn sie gleich diesen <lb n="p2c_656.007"/> Nahmen nicht führen.</p> <p><lb n="p2c_656.008"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 3. Zuweilen nimmt die <hi rendition="#g">poetische</hi> Erzählung <lb n="p2c_656.009"/> die Form des <hi rendition="#g">Liedes</hi> an. Viele Volkslieder sind <lb n="p2c_656.010"/> komische Erzählungen, z. B. John Gilpin bey den Engländern. <lb n="p2c_656.011"/> Kleine romanhafte Erzählungen, zumal aus der Welt <lb n="p2c_656.012"/> der Liebe in Liederform, werden zuweilen <hi rendition="#g">Romanzen</hi> <lb n="p2c_656.013"/> im engern Sinne genannt, und von den Balladen unterschieden, <lb n="p2c_656.014"/> die mehr erhabenen Jnnhalts sind. Diese Unterscheidung <lb n="p2c_656.015"/> ist zwar nicht in der ästhetischen Litterargeschichte <lb n="p2c_656.016"/> gegründet, kann aber doch von Nutzen seyn.</p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_656.017"/> §. 3.</hi> </p> <p><lb n="p2c_656.018"/><hi rendition="#aq">C</hi>) Das <hi rendition="#g">Lustspiel</hi> ist die Darstellung einer <lb n="p2c_656.019"/> Handlung, bey welcher nicht sowohl die Freyheit oder <lb n="p2c_656.020"/> die höhere Natur des Willens, als das niedere Begehrungsvermögen <lb n="p2c_656.021"/> interessirt ist, und welche die Empfindungen <lb n="p2c_656.022"/> des niedern Schönen erweckt: in <hi rendition="#g">Form</hi> <lb n="p2c_656.023"/> des vollkommenen <hi rendition="#g">Drama,</hi> zu dem Endzweck eingerichtet, <lb n="p2c_656.024"/> mit Schauspielkunst verbunden zu werden.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [656/0180]
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von Erzählungen. An sich sind sie aber doch mehr p2c_656.002
beschreibende Gedichte. ─ Die moralischen Erzählungen, p2c_656.003
die an die Fabeln gränzen, gehören als p2c_656.004
Fabeln zur allegorischen Poesie. Andre kleine p2c_656.005
Erzählungen sind als Novellen anzusehn, und gehören p2c_656.006
also doch zur Gattung des Romans, wenn sie gleich diesen p2c_656.007
Nahmen nicht führen.
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Anmerk. 3. Zuweilen nimmt die poetische Erzählung p2c_656.009
die Form des Liedes an. Viele Volkslieder sind p2c_656.010
komische Erzählungen, z. B. John Gilpin bey den Engländern. p2c_656.011
Kleine romanhafte Erzählungen, zumal aus der Welt p2c_656.012
der Liebe in Liederform, werden zuweilen Romanzen p2c_656.013
im engern Sinne genannt, und von den Balladen unterschieden, p2c_656.014
die mehr erhabenen Jnnhalts sind. Diese Unterscheidung p2c_656.015
ist zwar nicht in der ästhetischen Litterargeschichte p2c_656.016
gegründet, kann aber doch von Nutzen seyn.
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§. 3.
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C) Das Lustspiel ist die Darstellung einer p2c_656.019
Handlung, bey welcher nicht sowohl die Freyheit oder p2c_656.020
die höhere Natur des Willens, als das niedere Begehrungsvermögen p2c_656.021
interessirt ist, und welche die Empfindungen p2c_656.022
des niedern Schönen erweckt: in Form p2c_656.023
des vollkommenen Drama, zu dem Endzweck eingerichtet, p2c_656.024
mit Schauspielkunst verbunden zu werden.
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