Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_655.001 p2c_655.020 p2c_655.001 p2c_655.020 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0179" n="655"/><lb n="p2c_655.001"/> auch Schäferromane. Allein diese sind mehr galanter Art, <lb n="p2c_655.002"/> und haben nicht viel mehr von der eigentlichen Jdylle, als <lb n="p2c_655.003"/> die Jtalienischen. Mit dem Don Quixotte, so wie in Deutschland <lb n="p2c_655.004"/> mit Theuerdank hatten diese Romane ein Ende. Näher <lb n="p2c_655.005"/> kamen dem Wesen des eigentlichen Romans die Jtaliener <lb n="p2c_655.006"/> durch ihre <hi rendition="#g">Novellen</hi> oder kleine Erzählungen von Begebenheiten <lb n="p2c_655.007"/> der geselligen Welt, z. B. der Decamerone des <lb n="p2c_655.008"/> Boccaccio. Allein die französische Nazion scheint zuerst dem <lb n="p2c_655.009"/> Roman seine neueste Gestalt gegeben zu haben. Jm Cleveland <lb n="p2c_655.010"/> (von Prevot d'Exiles), in den Schriften von Lesage und <lb n="p2c_655.011"/> andern, zeigte sich der Roman als Schilderung von Abentheuern <lb n="p2c_655.012"/> in den geselligen Verhältnissen des Privatlebens. <lb n="p2c_655.013"/> Noch mehr suchten Richardson und die andern Englischen <lb n="p2c_655.014"/> Romanschreiber das häusliche und gesellschaftliche Leben in <lb n="p2c_655.015"/> einem idealen Lichte zu zeigen. Rousseau, Göthe und andere <lb n="p2c_655.016"/> bestimmten den Charakter des Romans noch näher, indem <lb n="p2c_655.017"/> sie besonders den Kampf des Naturmenschen und der <lb n="p2c_655.018"/> naiven poetischen Charaktere mit den Convenienzen und platten <lb n="p2c_655.019"/> Gemeinheiten der Städtewelt darstellten.</p> <p><lb n="p2c_655.020"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 2. Außer dem komischen erzählenden Gedicht <lb n="p2c_655.021"/> und dem Roman, giebt es zwar auch noch andre poetische <lb n="p2c_655.022"/> Erzählungen, z. B. Mährchen, welche die Empfindung des niedern <lb n="p2c_655.023"/> Schönen erwecken, und doch gehören sie meist wo anders <lb n="p2c_655.024"/> hin. Einige dieser Art grenzen an die <hi rendition="#g">Fabel,</hi> z. B. Erzählungen <lb n="p2c_655.025"/> von Gellert, Hagedorn, einige sind idyllischen Jnnhalts. <lb n="p2c_655.026"/> Doch werden wir von der eigentlichen Jdylle an einem andern <lb n="p2c_655.027"/> Ort handeln. Die Jdyllen haben zwar oft die Einkleidung </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [655/0179]
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auch Schäferromane. Allein diese sind mehr galanter Art, p2c_655.002
und haben nicht viel mehr von der eigentlichen Jdylle, als p2c_655.003
die Jtalienischen. Mit dem Don Quixotte, so wie in Deutschland p2c_655.004
mit Theuerdank hatten diese Romane ein Ende. Näher p2c_655.005
kamen dem Wesen des eigentlichen Romans die Jtaliener p2c_655.006
durch ihre Novellen oder kleine Erzählungen von Begebenheiten p2c_655.007
der geselligen Welt, z. B. der Decamerone des p2c_655.008
Boccaccio. Allein die französische Nazion scheint zuerst dem p2c_655.009
Roman seine neueste Gestalt gegeben zu haben. Jm Cleveland p2c_655.010
(von Prevot d'Exiles), in den Schriften von Lesage und p2c_655.011
andern, zeigte sich der Roman als Schilderung von Abentheuern p2c_655.012
in den geselligen Verhältnissen des Privatlebens. p2c_655.013
Noch mehr suchten Richardson und die andern Englischen p2c_655.014
Romanschreiber das häusliche und gesellschaftliche Leben in p2c_655.015
einem idealen Lichte zu zeigen. Rousseau, Göthe und andere p2c_655.016
bestimmten den Charakter des Romans noch näher, indem p2c_655.017
sie besonders den Kampf des Naturmenschen und der p2c_655.018
naiven poetischen Charaktere mit den Convenienzen und platten p2c_655.019
Gemeinheiten der Städtewelt darstellten.
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Anmerk. 2. Außer dem komischen erzählenden Gedicht p2c_655.021
und dem Roman, giebt es zwar auch noch andre poetische p2c_655.022
Erzählungen, z. B. Mährchen, welche die Empfindung des niedern p2c_655.023
Schönen erwecken, und doch gehören sie meist wo anders p2c_655.024
hin. Einige dieser Art grenzen an die Fabel, z. B. Erzählungen p2c_655.025
von Gellert, Hagedorn, einige sind idyllischen Jnnhalts. p2c_655.026
Doch werden wir von der eigentlichen Jdylle an einem andern p2c_655.027
Ort handeln. Die Jdyllen haben zwar oft die Einkleidung
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