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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.

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Von der darstellenden Poesie. ------

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Die darstellende Poesie ist diejenige, welche p2c_587.005
irgend ein bestimmtes Objekt im Lichte der Schönheit, p2c_587.006
oder idealisirt schildert, und ihre Gedankenreihe p2c_587.007
an dieses Objekt bindet.

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die Gemüthsstimmung die objektive Gedankenreihe veranlaßt. p2c_587.010
Hier ist es umgekehrt. Der Gedanke, das Objekt geht p2c_587.011
voraus und bewirkt die Stimmung. Bey der lyrischen p2c_587.012
Poesie ist der Gedanke frey und die Empfindung p2c_587.013
gebunden. Bey der darstellenden Poesie ist die Gedankenreihe p2c_587.014
gebunden und die Empfindung frey.

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Ein Objekt, an welches die Form und Empfindung p2c_587.017
des Schönen fixirt ist, heißt ein Jdeal im p2c_587.018
weitern Sinne des Worts.

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Von der darstellenden Poesie. ──────

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Die darstellende Poesie ist diejenige, welche p2c_587.005
irgend ein bestimmtes Objekt im Lichte der Schönheit, p2c_587.006
oder idealisirt schildert, und ihre Gedankenreihe p2c_587.007
an dieses Objekt bindet.

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Anmerk. Bey der lyrischen Poesie ward durch p2c_587.009
die Gemüthsstimmung die objektive Gedankenreihe veranlaßt. p2c_587.010
Hier ist es umgekehrt. Der Gedanke, das Objekt geht p2c_587.011
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Ein Objekt, an welches die Form und Empfindung p2c_587.017
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. E587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/111>, abgerufen am 02.05.2024.