p1c_339.001 den rhythmischen Tanz, wenn die Eurythmie peinlich p1c_339.002 wird. Z. B. L'oeil recoit et reflechit en meme temps p1c_339.003 la lumiere de la pensee, et la chaleur du sentiment, p1c_339.004 c'est le sens de l'esprit et la langue de l'intelligence. p1c_339.005 Buffon. Manche schreiben in lauter Jamben. Das mißfällt. p1c_339.006 Oft erscheint ein andrer bekannter Verstakt im Rhythmus p1c_339.007 der Prosa, z. B. es schließt der Periode mit dem Ausgang p1c_339.008 eines Hexameters: "quamquam sciunt placuisse p1c_339.009 Catoni." Das tadelt Quinctilian in der Prosa. Warum? p1c_339.010 Ein bestimmtes Maaß, das zu genau wiederkehrt, stöhrt p1c_339.011 die Freyheit des Rhythmus. Gleichwohl wird eine Clausel, p1c_339.012 ein Fall des Perioden am Schluß erfordert. Non vult populus p1c_339.013 Romanus obsoletis criminibus accusari Verrem. p1c_339.014 Dieß würde unangenehm seyn zum Schluß. Das obsoletis p1c_339.015 criminibus ist zu lebhaft, und das accusari Verremp1c_339.016 würde zu schnell enden. Also scheint dem Rhythmus noch p1c_339.017 etwas zu fehlen. Deswegen nimmt Cicero den Perioden p1c_339.018 wieder auf: noua postulat, inaudita desiderat. Also p1c_339.019 ist allerdings das Folgende auf gewisse Art durch das Vorhergehende p1c_339.020 bestimmt. Der Rhythmus selbst verlangt eine p1c_339.021 Totalität, nur läßt sich diese Totalität nach keinem gewissen p1c_339.022 Maaß angeben. Plato schließt seine Apologiam Socratisp1c_339.023 mit einem Creticus: - alla gar ede ora apienai, emoi p1c_339.024 men, apothanoumeno, umin de, biosomenois. Opoteroi p1c_339.025 de emon erkhontai epi ameinon pragma, adelon panti p1c_339.026 plen e to theo. Cicero in seiner Uebersetzung dieser Worte p1c_339.027 schließt mit einem Daktylus: sed tempus est iam hinc p1c_339.028 abire, me, ut moriar, vos, ut vitam agatis. Utrum
p1c_339.001 den rhythmischen Tanz, wenn die Eurythmie peinlich p1c_339.002 wird. Z. B. L'oeil reçoit et réflechit en même temps p1c_339.003 la lumière de la pensée, et la chaleur du sentiment, p1c_339.004 c'est le sens de l'esprit et la langue de l'intelligence. p1c_339.005 Buffon. Manche schreiben in lauter Jamben. Das mißfällt. p1c_339.006 Oft erscheint ein andrer bekannter Verstakt im Rhythmus p1c_339.007 der Prosa, z. B. es schließt der Periode mit dem Ausgang p1c_339.008 eines Hexameters: „quamquam sciunt placuisse p1c_339.009 Catoni.“ Das tadelt Quinctilian in der Prosa. Warum? p1c_339.010 Ein bestimmtes Maaß, das zu genau wiederkehrt, stöhrt p1c_339.011 die Freyheit des Rhythmus. Gleichwohl wird eine Clausel, p1c_339.012 ein Fall des Perioden am Schluß erfordert. Non vult populus p1c_339.013 Romanus obsoletis criminibus accusari Verrem. p1c_339.014 Dieß würde unangenehm seyn zum Schluß. Das obsoletis p1c_339.015 criminibus ist zu lebhaft, und das accusari Verremp1c_339.016 würde zu schnell enden. Also scheint dem Rhythmus noch p1c_339.017 etwas zu fehlen. Deswegen nimmt Cicero den Perioden p1c_339.018 wieder auf: noua postulat, inaudita desiderat. Also p1c_339.019 ist allerdings das Folgende auf gewisse Art durch das Vorhergehende p1c_339.020 bestimmt. Der Rhythmus selbst verlangt eine p1c_339.021 Totalität, nur läßt sich diese Totalität nach keinem gewissen p1c_339.022 Maaß angeben. Plato schließt seine Apologiam Socratisp1c_339.023 mit einem Creticus: ─ ἀλλα γαρ ἠδη ὡρα ἀπιεναι, ἐμοι p1c_339.024 μεν, ἀποθανουμενῳ, ὑμιν δε, βιωσομενοις. Ὁποτεροι p1c_339.025 δε ἡμων ἐρχονται ἐπι ἀμεινον πραγμα, ἀδηλον παντι p1c_339.026 πλην ἡ τω θεῳ. Cicero in seiner Uebersetzung dieser Worte p1c_339.027 schließt mit einem Daktylus: sed tempus est iam hinc p1c_339.028 abire, me, ut moriar, vos, ut vitam agatis. Utrum
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/397>, abgerufen am 23.11.2024.
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