p1c_340.001 autem sit melius, dii immortales sciunt: hominem p1c_340.002 quidem scire arbitror neminem. Platos Wortstellung p1c_340.003 ist offenbar besser und sein Rhythmus passender, aber der p1c_340.004 Schluß des Cicero an sich vollendet den Perioden ebenfalls. p1c_340.005 Was nun vom Rhythmus der Perioden gilt, gilt von einzelnen p1c_340.006 Wörtern nicht minder. Es giebt Worte, die numeröser p1c_340.007 sind als andre. Aber es ist dazu schlechterdings nicht p1c_340.008 nothwendig, daß der Rhythmus in ihnen, wie Quinctilian p1c_340.009 sich ausdrückt, par sey, d. h. eine gleiche Zeitabtheilung p1c_340.010 vollendet darstelle. Freylich ist die Zeit ein continuump1c_340.011 und läßt sich, je kleiner die Theile gemacht werden, immer p1c_340.012 mehr gleich abtheilen. Aber es ist der Natur des Rhythmus p1c_340.013 ganz zuwider, daß man auf diese Gleichheit aufmerksam p1c_340.014 werde. Animadverti iudices - omnem accusatoris p1c_340.015 orationem - in duas - divisam esse partes. p1c_340.016 Hier sind Theile der Zeit durch Worte dargestellt, die p1c_340.017 Erhebung der Stimme macht die Eintheilung. Man wird p1c_340.018 durch hinzugefügte mehr oder weniger lange Pausen die p1c_340.019 Theile einander angemeßner machen, aber zu einer völligen p1c_340.020 Gleichheit (ad strepitum digiti) wird man es nicht kommen p1c_340.021 lassen. Denn die freye Ursache, die sich erhebende p1c_340.022 Stimme stellt eine Bewegung in der Zeit vor, die zweckmäßig p1c_340.023 ist, ohne daß doch der Verstand seinen Begriff, die p1c_340.024 Einheit wiederholt hineintragen könne. Auch wird die p1c_340.025 Zweckmäßigkeit des Rhythmus, der numerus, beym Redner p1c_340.026 und Dichter nicht ganz rein formell bestimmt, sondern p1c_340.027 man nimmt dabey sowohl auf den Gedanken Rücksicht, der p1c_340.028 bald kürzere bald längere Wortreihen verlangt, als auf das
p1c_340.001 autem sit melius, dii immortales sciunt: hominem p1c_340.002 quidem scire arbitror neminem. Platos Wortstellung p1c_340.003 ist offenbar besser und sein Rhythmus passender, aber der p1c_340.004 Schluß des Cicero an sich vollendet den Perioden ebenfalls. p1c_340.005 Was nun vom Rhythmus der Perioden gilt, gilt von einzelnen p1c_340.006 Wörtern nicht minder. Es giebt Worte, die numeröser p1c_340.007 sind als andre. Aber es ist dazu schlechterdings nicht p1c_340.008 nothwendig, daß der Rhythmus in ihnen, wie Quinctilian p1c_340.009 sich ausdrückt, par sey, d. h. eine gleiche Zeitabtheilung p1c_340.010 vollendet darstelle. Freylich ist die Zeit ein continuump1c_340.011 und läßt sich, je kleiner die Theile gemacht werden, immer p1c_340.012 mehr gleich abtheilen. Aber es ist der Natur des Rhythmus p1c_340.013 ganz zuwider, daß man auf diese Gleichheit aufmerksam p1c_340.014 werde. Animadverti iudices ─ omnem accusatoris p1c_340.015 orationem ─ in duas ─ divisam esse partes. p1c_340.016 Hier sind Theile der Zeit durch Worte dargestellt, die p1c_340.017 Erhebung der Stimme macht die Eintheilung. Man wird p1c_340.018 durch hinzugefügte mehr oder weniger lange Pausen die p1c_340.019 Theile einander angemeßner machen, aber zu einer völligen p1c_340.020 Gleichheit (ad strepitum digiti) wird man es nicht kommen p1c_340.021 lassen. Denn die freye Ursache, die sich erhebende p1c_340.022 Stimme stellt eine Bewegung in der Zeit vor, die zweckmäßig p1c_340.023 ist, ohne daß doch der Verstand seinen Begriff, die p1c_340.024 Einheit wiederholt hineintragen könne. Auch wird die p1c_340.025 Zweckmäßigkeit des Rhythmus, der numerus, beym Redner p1c_340.026 und Dichter nicht ganz rein formell bestimmt, sondern p1c_340.027 man nimmt dabey sowohl auf den Gedanken Rücksicht, der p1c_340.028 bald kürzere bald längere Wortreihen verlangt, als auf das
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/398>, abgerufen am 27.11.2024.
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