p1c_338.001 sunt et illa discrimina, quod rhythmis libera spatia, p1c_338.002 metris finita sunt - Inania quoque temporap1c_338.003 rhythmi facilius accipient. - Hieraus folgt, daß der p1c_338.004 Rhythmus allerdings Zeiten abtheile, sie mit einander p1c_338.005 der Länge nach vergleiche, aber nicht nach einem bestimmten p1c_338.006 immer wiederkehrenden Maaße messe. Die bisher p1c_338.007 aufgestellten Behauptungen kommen mit der Erfahrung überein. p1c_338.008 Man nennt einen numerösen Perioden in Prosa einen p1c_338.009 solchen, der gewisse Ruhepunkte und Cola hat, wo man p1c_338.010 Athem schöpfen kann, wo der Sinn sich schon in etwas entwickelt p1c_338.011 hat (dies sind die Zeitabtheilungen). Diese p1c_338.012 einzelnen Cola müssen eine Art Eurythmie begründen, es p1c_338.013 muß eine gewisse Proportion in den Zeitabtheilungen seyn, p1c_338.014 welche sowohl die Eintheilungen des Gedankens anschaulich p1c_338.015 macht, als auch an sich durch Aehnlichkeit (nicht p1c_338.016 Gleichheit) dem Ohr wohlgefällig wird. (Dies ist die p1c_338.017 Vergleichung oder vielmehr Beziehung der Sätze p1c_338.018 ihrer Länge nach auf einander.) Diese Eurythmie darf aber p1c_338.019 nicht bis zu einer völligen Gleichheit der einzelnen Sätze gehen, p1c_338.020 vielmehr sind die Sätze eines Perioden bald an Länge p1c_338.021 steigend, bald fallend, wenn der Gedanke, den sie ausdrükken, p1c_338.022 durch eine Art Climar steigt oder sinkt. Z. B. "Dieser p1c_338.023 Held, - dieser mächtige Eroberer, - dieser von einem p1c_338.024 Welttheil angebetete Fürst - was ist aus ihm geworden? p1c_338.025 Die Geschichte seines Lebens schließt mit der Grabschrift - p1c_338.026 hier liegt er." Also gehört zum Wesen des Rhythmus, daß p1c_338.027 kein bestimmtes Maaß als wiederkehrend erscheine. Auch p1c_338.028 wird ein Periode sogleich minder schön und die Sprache verliehrt
p1c_338.001 sunt et illa discrimina, quod rhythmis libera spatia, p1c_338.002 metris finita sunt ─ Inania quoque temporap1c_338.003 rhythmi facilius accipient. ─ Hieraus folgt, daß der p1c_338.004 Rhythmus allerdings Zeiten abtheile, sie mit einander p1c_338.005 der Länge nach vergleiche, aber nicht nach einem bestimmten p1c_338.006 immer wiederkehrenden Maaße messe. Die bisher p1c_338.007 aufgestellten Behauptungen kommen mit der Erfahrung überein. p1c_338.008 Man nennt einen numerösen Perioden in Prosa einen p1c_338.009 solchen, der gewisse Ruhepunkte und Cola hat, wo man p1c_338.010 Athem schöpfen kann, wo der Sinn sich schon in etwas entwickelt p1c_338.011 hat (dies sind die Zeitabtheilungen). Diese p1c_338.012 einzelnen Cola müssen eine Art Eurythmie begründen, es p1c_338.013 muß eine gewisse Proportion in den Zeitabtheilungen seyn, p1c_338.014 welche sowohl die Eintheilungen des Gedankens anschaulich p1c_338.015 macht, als auch an sich durch Aehnlichkeit (nicht p1c_338.016 Gleichheit) dem Ohr wohlgefällig wird. (Dies ist die p1c_338.017 Vergleichung oder vielmehr Beziehung der Sätze p1c_338.018 ihrer Länge nach auf einander.) Diese Eurythmie darf aber p1c_338.019 nicht bis zu einer völligen Gleichheit der einzelnen Sätze gehen, p1c_338.020 vielmehr sind die Sätze eines Perioden bald an Länge p1c_338.021 steigend, bald fallend, wenn der Gedanke, den sie ausdrükken, p1c_338.022 durch eine Art Climar steigt oder sinkt. Z. B. „Dieser p1c_338.023 Held, ─ dieser mächtige Eroberer, ─ dieser von einem p1c_338.024 Welttheil angebetete Fürst ─ was ist aus ihm geworden? p1c_338.025 Die Geschichte seines Lebens schließt mit der Grabschrift ─ p1c_338.026 hier liegt er.“ Also gehört zum Wesen des Rhythmus, daß p1c_338.027 kein bestimmtes Maaß als wiederkehrend erscheine. Auch p1c_338.028 wird ein Periode sogleich minder schön und die Sprache verliehrt
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Rhythmus allerdings Zeiten abtheile, sie mit einander p1c_338.005
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/396>, abgerufen am 23.11.2024.
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