p1c_317.001 Knecht auszankte. Allein die Theorie ist eine Betrachtung;p1c_317.002 sie soll auf die Wendungen der Rede aufmerksam p1c_317.003 machen, daß man über die einzelnen Schönheiten nicht zu p1c_317.004 schnell hinweggehe. Hierzu sind Kunstwörter von Nutzen, p1c_317.005 wie bey jeder Art Kenntniß. Man klassifizirt den vorhandenen p1c_317.006 Stoff und erleichtert sich dadurch eine Uebersicht. p1c_317.007 Auch muß sich der Philolog damit bekannt machen. Unnütze p1c_317.008 Arbeit ist es aber, die Figuren unter allgemeine Eintheilungen p1c_317.009 zu bringen, da man noch nicht einmal übereingekommen p1c_317.010 ist, was man Figur nennen will. - Blair p1c_317.011 schlägt vor, sie in Figuren für die Einbildungskraft und für p1c_317.012 die Leidenschaft einzutheilen. Aber giebt es deren nicht auch p1c_317.013 für den Verstand? Scaliger sagt in seiner Poetik: Significatur p1c_317.014 aut id quod est aut contrarium, si id quod est, p1c_317.015 aut aeque, aut plus, aut minus, aut aliter. Contrarium, p1c_317.016 z. B. Ironie, aeque, z. B. Descriptio - p1c_317.017 plus, z. B. Hyperbel, minus, z. B. Ellipsis, aliter, p1c_317.018 z. B. Allegorie. Aber der Eintheilungsgrund ist zu eng.p1c_317.019 Wie manche von den oben bemerkten leidenschaftlichen oder p1c_317.020 lebendigen Wendungen der dichterischen Sprache wird nach p1c_317.021 diesen Klassen hierhin und dorthin passen, und so hat sie auch p1c_317.022 Scaliger selbst oft mehr als einmal setzen müssen. Wer sich p1c_317.023 in die aristotelischen Spitzfindigkeiten der griechischen Grammatiker p1c_317.024 bey der Lehre von Tropen und Figuren einlassen und p1c_317.025 ihre widereinanderlaufenden Terminologieen ordnen wollte, p1c_317.026 könnte mit eben so vielem Nutzen Gesichter in einen Pflaumenkern p1c_317.027 schneiden. Quinctilian selbst denkt darüber p1c_317.028 sehr vernünftig, wenn er sich auch gleich noch zu viel mit
p1c_317.001 Knecht auszankte. Allein die Theorie ist eine Betrachtung;p1c_317.002 sie soll auf die Wendungen der Rede aufmerksam p1c_317.003 machen, daß man über die einzelnen Schönheiten nicht zu p1c_317.004 schnell hinweggehe. Hierzu sind Kunstwörter von Nutzen, p1c_317.005 wie bey jeder Art Kenntniß. Man klassifizirt den vorhandenen p1c_317.006 Stoff und erleichtert sich dadurch eine Uebersicht. p1c_317.007 Auch muß sich der Philolog damit bekannt machen. Unnütze p1c_317.008 Arbeit ist es aber, die Figuren unter allgemeine Eintheilungen p1c_317.009 zu bringen, da man noch nicht einmal übereingekommen p1c_317.010 ist, was man Figur nennen will. ─ Blair p1c_317.011 schlägt vor, sie in Figuren für die Einbildungskraft und für p1c_317.012 die Leidenschaft einzutheilen. Aber giebt es deren nicht auch p1c_317.013 für den Verstand? Scaliger sagt in seiner Poetik: Significatur p1c_317.014 aut id quod est aut contrarium, si id quod est, p1c_317.015 aut aeque, aut plus, aut minus, aut aliter. Contrarium, p1c_317.016 z. B. Ironie, aeque, z. B. Descriptio ─ p1c_317.017 plus, z. B. Hyperbel, minus, z. B. Ellipsis, aliter, p1c_317.018 z. B. Allegorie. Aber der Eintheilungsgrund ist zu eng.p1c_317.019 Wie manche von den oben bemerkten leidenschaftlichen oder p1c_317.020 lebendigen Wendungen der dichterischen Sprache wird nach p1c_317.021 diesen Klassen hierhin und dorthin passen, und so hat sie auch p1c_317.022 Scaliger selbst oft mehr als einmal setzen müssen. Wer sich p1c_317.023 in die aristotelischen Spitzfindigkeiten der griechischen Grammatiker p1c_317.024 bey der Lehre von Tropen und Figuren einlassen und p1c_317.025 ihre widereinanderlaufenden Terminologieen ordnen wollte, p1c_317.026 könnte mit eben so vielem Nutzen Gesichter in einen Pflaumenkern p1c_317.027 schneiden. Quinctilian selbst denkt darüber p1c_317.028 sehr vernünftig, wenn er sich auch gleich noch zu viel mit
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schlägt vor, sie in Figuren für die Einbildungskraft und für p1c_317.012
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für den Verstand? Scaliger sagt in seiner Poetik: Significatur p1c_317.014
aut id quod est aut contrarium, si id quod est, p1c_317.015
aut aeque, aut plus, aut minus, aut aliter. Contrarium, p1c_317.016
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plus, z. B. Hyperbel, minus, z. B. Ellipsis, aliter, p1c_317.018
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Wie manche von den oben bemerkten leidenschaftlichen oder p1c_317.020
lebendigen Wendungen der dichterischen Sprache wird nach p1c_317.021
diesen Klassen hierhin und dorthin passen, und so hat sie auch p1c_317.022
Scaliger selbst oft mehr als einmal setzen müssen. Wer sich p1c_317.023
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bey der Lehre von Tropen und Figuren einlassen und p1c_317.025
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/375>, abgerufen am 23.11.2024.
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