p1c_290.001 und künstlicher in seinen Vergleichungen und deswegen vielleicht p1c_290.002 weniger ächt. Uebrigens ist noch die Frage, ob es p1c_290.003 unedle Gleichnisse gebe. Homer vergleicht den Ajax mit p1c_290.004 einem Esel langsam durchs Kornfeld weichend von Knaben p1c_290.005 verfolgt. Daß der Esel bey uns lächerlich geworden ist, p1c_290.006 ist Zufall, der dem Homer nicht zugerechnet werden kann. - p1c_290.007 Was unästhetisch, wahrhaft ekelhaft ist, kann freylich nicht p1c_290.008 würdig seyn, in eine Vergleichung aufgenommen zu werden. p1c_290.009 Wer aber seine Gleichnisse aus der großen Natur oder aus p1c_290.010 dem häuslichen Leben nimmt, wie Homer (Il. XXI. 362.), p1c_290.011 wird hier selten in einen Fehler verfallen. Die hebräischen p1c_290.012 Dichter haben manches Bild aus dem gemeinen Leben, oder p1c_290.013 aus der kleinern Natur: Jes. 10, 14. "Meine Hand hat p1c_290.014 der Völker Schätze geleert wie Nester. Jch eignete mir die p1c_290.015 Welt zu, wie verlaßne Eyer. Nichts regte die Flügel, p1c_290.016 nichts öffnete den Mund und zwitscherte. - Wie wenn p1c_290.017 Salbe fleußt aus Aarons Bart auf seines Kleides Saum" p1c_290.018 u. s. w. - Jm Lied Salomons sind einige zu harte Vergleichungen. p1c_290.019 Z. B. Der Hals mit einem Thurm. Die p1c_290.020 Asiaten überhaupt lieben in ihrer Poesie das Auffallende. p1c_290.021 4) Collatio et Exemplum. Diese Figur kann man noch p1c_290.022 von der Vergleichung unterscheiden. Hier wird ein ähnlicher p1c_290.023 Fall zu einem ähnlichen beyspielweise gesetzt und ohne p1c_290.024 ein vergleichendes Bindewort. Pallasne exurere classem p1c_290.025 Archivum atque ipsos potuit submergere ponto. - p1c_290.026 Antenor potuit medius elapsus Achivis regna Libernorum p1c_290.027 et fontem superare Timavi. Virg. Der griechische p1c_290.028 Chor in den Trauerspielen hat oft solche historische
p1c_290.001 und künstlicher in seinen Vergleichungen und deswegen vielleicht p1c_290.002 weniger ächt. Uebrigens ist noch die Frage, ob es p1c_290.003 unedle Gleichnisse gebe. Homer vergleicht den Ajax mit p1c_290.004 einem Esel langsam durchs Kornfeld weichend von Knaben p1c_290.005 verfolgt. Daß der Esel bey uns lächerlich geworden ist, p1c_290.006 ist Zufall, der dem Homer nicht zugerechnet werden kann. ─ p1c_290.007 Was unästhetisch, wahrhaft ekelhaft ist, kann freylich nicht p1c_290.008 würdig seyn, in eine Vergleichung aufgenommen zu werden. p1c_290.009 Wer aber seine Gleichnisse aus der großen Natur oder aus p1c_290.010 dem häuslichen Leben nimmt, wie Homer (Il. XXI. 362.), p1c_290.011 wird hier selten in einen Fehler verfallen. Die hebräischen p1c_290.012 Dichter haben manches Bild aus dem gemeinen Leben, oder p1c_290.013 aus der kleinern Natur: Jes. 10, 14. „Meine Hand hat p1c_290.014 der Völker Schätze geleert wie Nester. Jch eignete mir die p1c_290.015 Welt zu, wie verlaßne Eyer. Nichts regte die Flügel, p1c_290.016 nichts öffnete den Mund und zwitscherte. ─ Wie wenn p1c_290.017 Salbe fleußt aus Aarons Bart auf seines Kleides Saum“ p1c_290.018 u. s. w. ─ Jm Lied Salomons sind einige zu harte Vergleichungen. p1c_290.019 Z. B. Der Hals mit einem Thurm. Die p1c_290.020 Asiaten überhaupt lieben in ihrer Poesie das Auffallende. p1c_290.021 4) Collatio et Exemplum. Diese Figur kann man noch p1c_290.022 von der Vergleichung unterscheiden. Hier wird ein ähnlicher p1c_290.023 Fall zu einem ähnlichen beyspielweise gesetzt und ohne p1c_290.024 ein vergleichendes Bindewort. Pallasne exurere classem p1c_290.025 Archivum atque ipsos potuit submergere ponto. ─ p1c_290.026 Antenor potuit medius elapsus Achivis regna Libernorum p1c_290.027 et fontem superare Timavi. Virg. Der griechische p1c_290.028 Chor in den Trauerspielen hat oft solche historische
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/348>, abgerufen am 24.11.2024.
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