Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.p1c_263.001 größte Feld für die poetische Lizenz im Styl. Hier kommt p1c_263.003 alles auf den Witz des Dichters, aber auch auf eine gesunde p1c_263.004 Urtheilskraft an, um nicht in tausend Fehler zu verfallen. [Annotation] p1c_263.005 Bey der Metapher liegt also eine Vergleichung zum p1c_263.006 Grunde zwischen zwey Dingen, die aber nicht ausgedrückt p1c_263.007 wird. Man nimmt stillschweigend an, als wären p1c_263.008 die zwey verglichnen Gegenstände in einander übergegangen. p1c_263.009 Der gewöhnliche Ausdruck steht wieder neben dem metaphorischen, p1c_263.010 damit man den Uebergang einsehe, und so wird das p1c_263.011 megethos in der dichterischen Sprache vermehrt. [Annotation] Es versteht p1c_263.012 sich, daß die Sprache des Prosaikers eben auch voll p1c_263.013 Metaphern ist, aber von solchen, die das poetische Leben p1c_263.014 verlohren haben, weil die Gewohnheit sie schon geschwächt p1c_263.015 hat. [Annotation] Der Dichter muß auch nicht sowohl die Metaphern p1c_263.016 selbst als vollendet hinsetzen, sondern mehr den metaphorischen p1c_263.017 Styl im Werden zeigen, so daß man die Vergleichung p1c_263.018 zwischen den Gegenständen immer von neuem anstelle. p1c_263.019 Wir betrachten hier blos die Metapher, in wie fern p1c_263.020 sie die Reichhaltigkeit des Ausdrucks vermehrt. [Annotation] Jede p1c_263.021 Sprache hat ihre eignen Metaphern, die oft unübersetzlich p1c_263.022 sind. [Annotation] So sagt Dafne im Amint des Tasso zur Silvia: p1c_263.023 Spero veder, ch' anco il tuo Aminta pur un giorno p1c_263.024 domestichi la tua salvatichezza. [Annotation] Die Nebenidee p1c_263.025 von Häuslichkeit ist nicht zu übersetzen. [Annotation] Wenn zu Anfang p1c_263.026 des Oedipus Tyr. die Pest beschrieben wird und der Priester p1c_263.027 sagt: melas d' Aides stenagmois kai goois ploutizetai, [Annotation] p1c_263.028 so wird durch die verborgne Vergleichung mit dem p1c_263.001 größte Feld für die poetische Lizenz im Styl. Hier kommt p1c_263.003 alles auf den Witz des Dichters, aber auch auf eine gesunde p1c_263.004 Urtheilskraft an, um nicht in tausend Fehler zu verfallen. [Annotation] p1c_263.005 Bey der Metapher liegt also eine Vergleichung zum p1c_263.006 Grunde zwischen zwey Dingen, die aber nicht ausgedrückt p1c_263.007 wird. Man nimmt stillschweigend an, als wären p1c_263.008 die zwey verglichnen Gegenstände in einander übergegangen. p1c_263.009 Der gewöhnliche Ausdruck steht wieder neben dem metaphorischen, p1c_263.010 damit man den Uebergang einsehe, und so wird das p1c_263.011 μεγεθος in der dichterischen Sprache vermehrt. 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Worts auf einen ähnlichen Fall nennen. Dies ist nun das p1c_263.002
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alles auf den Witz des Dichters, aber auch auf eine gesunde p1c_263.004
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