p1c_219.001 wenn er die Stimme vernimmt, dem gesetzlichen Wesen an, p1c_219.002 und fühlt sich nun durch diese Aufnahme verbunden, welches p1c_219.003 das Gefühl der Religion ist. Wenn das nicht blos p1c_219.004 negative und verbietende, sondern zum Handeln antreibende, p1c_219.005 alles Wissen und Handeln bestimmende Gewissen nun an p1c_219.006 die Spitze des Wissens gestellt wird, so entsteht daraus p1c_219.007 eine rationale Psychologie, nach welcher sich die p1c_219.008 Thatsachen der empirischen Psychologie erklären, p1c_219.009 absolut nothwendig deduciren, die Seelenkräfte a priorip1c_219.010 eintheilen lassen, was bisher noch nie geschehen ist. Als p1c_219.011 Satz ausgedrückt, der in einem System der reflektirenden p1c_219.012 oder theoretischen Philosophie oben an stünde, wär der Offenbarungsimperativ p1c_219.013 folgender. Das instinktmäßige Leben p1c_219.014 wird vom absolut nothwendigen Wesen aufgefordert zu wirken, p1c_219.015 anzuschaun, zu begreifen, auf das ihn zur Wirksamkeit p1c_219.016 Auffordernde wieder zu reflektiren, und so am Bewußtseyn der p1c_219.017 absoluten Gesetzlichkeit Theil zu nehmen. Weil also das absolut p1c_219.018 nothwendig gesetzliche Wesen durch den Menschen p1c_219.019 wirken und das Jdeale darstellen will, so weiß der p1c_219.020 Mensch, warum er 1) einen Willen habe, um das Gesetzlichep1c_219.021 an dem Realen darzustellen und hervorzubringen. Der p1c_219.022 Wille erscheint nun nicht mehr als bloßes Begehrungsvermögen, p1c_219.023 sondern als der formende gesetzliche Wille p1c_219.024 Gottes. 2) Warum der Mensch ein Empfindungsvermögen p1c_219.025 habe, um das Gewirkte anzuschauen, um es mit p1c_219.026 dem Gesetzlichen vergleichen zu können. Dieses Anschauungsvermögen, p1c_219.027 das als ein Streben vom absolut Nothwendigen p1c_219.028 ausgeht, erscheint nun nicht mehr als ein blos leidendes
p1c_219.001 wenn er die Stimme vernimmt, dem gesetzlichen Wesen an, p1c_219.002 und fühlt sich nun durch diese Aufnahme verbunden, welches p1c_219.003 das Gefühl der Religion ist. Wenn das nicht blos p1c_219.004 negative und verbietende, sondern zum Handeln antreibende, p1c_219.005 alles Wissen und Handeln bestimmende Gewissen nun an p1c_219.006 die Spitze des Wissens gestellt wird, so entsteht daraus p1c_219.007 eine rationale Psychologie, nach welcher sich die p1c_219.008 Thatsachen der empirischen Psychologie erklären, p1c_219.009 absolut nothwendig deduciren, die Seelenkräfte a priorip1c_219.010 eintheilen lassen, was bisher noch nie geschehen ist. Als p1c_219.011 Satz ausgedrückt, der in einem System der reflektirenden p1c_219.012 oder theoretischen Philosophie oben an stünde, wär der Offenbarungsimperativ p1c_219.013 folgender. Das instinktmäßige Leben p1c_219.014 wird vom absolut nothwendigen Wesen aufgefordert zu wirken, p1c_219.015 anzuschaun, zu begreifen, auf das ihn zur Wirksamkeit p1c_219.016 Auffordernde wieder zu reflektiren, und so am Bewußtseyn der p1c_219.017 absoluten Gesetzlichkeit Theil zu nehmen. Weil also das absolut p1c_219.018 nothwendig gesetzliche Wesen durch den Menschen p1c_219.019 wirken und das Jdeale darstellen will, so weiß der p1c_219.020 Mensch, warum er 1) einen Willen habe, um das Gesetzlichep1c_219.021 an dem Realen darzustellen und hervorzubringen. Der p1c_219.022 Wille erscheint nun nicht mehr als bloßes Begehrungsvermögen, p1c_219.023 sondern als der formende gesetzliche Wille p1c_219.024 Gottes. 2) Warum der Mensch ein Empfindungsvermögen p1c_219.025 habe, um das Gewirkte anzuschauen, um es mit p1c_219.026 dem Gesetzlichen vergleichen zu können. Dieses Anschauungsvermögen, p1c_219.027 das als ein Streben vom absolut Nothwendigen p1c_219.028 ausgeht, erscheint nun nicht mehr als ein blos leidendes
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/277>, abgerufen am 27.11.2024.
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