Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.p1c_197.001 p1c_197.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0255" n="197"/><lb n="p1c_197.001"/> und das <hi rendition="#g">höhere Schöne</hi> wird durch eine <hi rendition="#g">gewisse</hi> Offenherzigkeit <lb n="p1c_197.002"/> auch mit dem <hi rendition="#g">naiv Schönen</hi> verbunden. <lb n="p1c_197.003"/> So weinen die <hi rendition="#g">Griechischen</hi> Helden selbst in der Schlacht. <lb n="p1c_197.004"/> Achill sagt selbst einmal zum Patroclus: <hi rendition="#aq">Il. <foreign xml:lang="grc">Π</foreign>. 7. <foreign xml:lang="grc">τιπτε</foreign> <lb n="p1c_197.005"/> <foreign xml:lang="grc">δεδακρυσαι, Πατροκλεις, ηυτε κουρη νηπιη, ἡθ' ἁμα μητρι</foreign> <lb n="p1c_197.006"/> <foreign xml:lang="grc">θεουσ' ἀνελεσθαι ἀνωγει εἱανου ἁπτομενη, και τ' ἐσσυμενην</foreign> <lb n="p1c_197.007"/> <foreign xml:lang="grc">κατερυκει δακρυοεσσα δε μιν ποτι δερκεται, ὀφρ</foreign>' <lb n="p1c_197.008"/> <foreign xml:lang="grc">ἀνεληται</foreign></hi>. Wie naiv ist die traurige Unterredung des Odysseus <lb n="p1c_197.009"/> mit seiner Mutter in der Unterwelt im eilften Buche der <lb n="p1c_197.010"/> Odyssee, selbst die tragische Schilderung, die der Schatten <lb n="p1c_197.011"/> des Agamemnon von seiner Ermordung macht, besonders <lb n="p1c_197.012"/> die Warnung <hi rendition="#aq">vs. 440. <foreign xml:lang="grc">Τῷ νυν μη ποτε και συ γυναικι</foreign> <lb n="p1c_197.013"/> <foreign xml:lang="grc">περ ἠπιος εἰναι, μηδ' οἱ μυθον ἁπαντα πιφαυσκεμεν</foreign>, <lb n="p1c_197.014"/> <foreign xml:lang="grc">ὁν κ' ἐῦ εἰδῆς, αλλα το μεν φασθαι, το δε και κεκρυμμενον</foreign> <lb n="p1c_197.015"/> <foreign xml:lang="grc">εἰναι</foreign></hi>. ─ Jn den Hymnen, welche dem Homer zugeschrieben <lb n="p1c_197.016"/> werden, findet sich ebenfalls der griechische naive <lb n="p1c_197.017"/> Charakter. Z. B. in der Geschichte der Venus und des <lb n="p1c_197.018"/> Anchises <hi rendition="#aq">in Vener. vs</hi>. 100. Wie naiv ist das Gebet des <lb n="p1c_197.019"/> Anchises: <foreign xml:lang="grc">Δος με μετα τρωεσσιν ἀριπρεπε' ἐμμεναι ἀνδρα</foreign>, <lb n="p1c_197.020"/> <foreign xml:lang="grc">ποιει δ' εἰσοπισω θαλερον γονον, αὑταρ ἐμ ἀυτον</foreign> <lb n="p1c_197.021"/> <foreign xml:lang="grc">δηρον ἐϋζωειν, και ὁρᾶν φαος ἠελιοιο ὀλβιον ἐν λαοις</foreign>, <lb n="p1c_197.022"/> <foreign xml:lang="grc">και γηραος οὐδον ἱκεσθαι</foreign>. Er verlangt nicht weniger, <lb n="p1c_197.023"/> als alles, es ist die beynah unbescheidene Kühnheit eines <lb n="p1c_197.024"/> jungen sich fühlenden Lebens. Und wie er späterhin erfährt, <lb n="p1c_197.025"/> daß er das Bett einer Göttin getheilt habe, fleht er: <foreign xml:lang="grc">ἀλλα</foreign> <lb n="p1c_197.026"/> <foreign xml:lang="grc">σε προς Ζηνος γουναζομαι Αιγιοχοιο μη με ζωντ' ἀμενηνον</foreign> <lb n="p1c_197.027"/> <foreign xml:lang="grc">ἐν ἀνθρωποισιν ἐασης ναιειν, ἀλλ' ἐλεαιρ', ἐπει</foreign> <lb n="p1c_197.028"/> <foreign xml:lang="grc">οὐ βιοθαλμιος ἀνηρ γιγνεται, ὁϛε θεαισ' ἐυναζεται ἀθα-</foreign> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0255]
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und das höhere Schöne wird durch eine gewisse Offenherzigkeit p1c_197.002
auch mit dem naiv Schönen verbunden. p1c_197.003
So weinen die Griechischen Helden selbst in der Schlacht. p1c_197.004
Achill sagt selbst einmal zum Patroclus: Il. Π. 7. τιπτε p1c_197.005
δεδακρυσαι, Πατροκλεις, ηυτε κουρη νηπιη, ἡθ' ἁμα μητρι p1c_197.006
θεουσ' ἀνελεσθαι ἀνωγει εἱανου ἁπτομενη, και τ' ἐσσυμενην p1c_197.007
κατερυκει δακρυοεσσα δε μιν ποτι δερκεται, ὀφρ' p1c_197.008
ἀνεληται. Wie naiv ist die traurige Unterredung des Odysseus p1c_197.009
mit seiner Mutter in der Unterwelt im eilften Buche der p1c_197.010
Odyssee, selbst die tragische Schilderung, die der Schatten p1c_197.011
des Agamemnon von seiner Ermordung macht, besonders p1c_197.012
die Warnung vs. 440. Τῷ νυν μη ποτε και συ γυναικι p1c_197.013
περ ἠπιος εἰναι, μηδ' οἱ μυθον ἁπαντα πιφαυσκεμεν, p1c_197.014
ὁν κ' ἐῦ εἰδῆς, αλλα το μεν φασθαι, το δε και κεκρυμμενον p1c_197.015
εἰναι. ─ Jn den Hymnen, welche dem Homer zugeschrieben p1c_197.016
werden, findet sich ebenfalls der griechische naive p1c_197.017
Charakter. Z. B. in der Geschichte der Venus und des p1c_197.018
Anchises in Vener. vs. 100. Wie naiv ist das Gebet des p1c_197.019
Anchises: Δος με μετα τρωεσσιν ἀριπρεπε' ἐμμεναι ἀνδρα, p1c_197.020
ποιει δ' εἰσοπισω θαλερον γονον, αὑταρ ἐμ ἀυτον p1c_197.021
δηρον ἐϋζωειν, και ὁρᾶν φαος ἠελιοιο ὀλβιον ἐν λαοις, p1c_197.022
και γηραος οὐδον ἱκεσθαι. Er verlangt nicht weniger, p1c_197.023
als alles, es ist die beynah unbescheidene Kühnheit eines p1c_197.024
jungen sich fühlenden Lebens. Und wie er späterhin erfährt, p1c_197.025
daß er das Bett einer Göttin getheilt habe, fleht er: ἀλλα p1c_197.026
σε προς Ζηνος γουναζομαι Αιγιοχοιο μη με ζωντ' ἀμενηνον p1c_197.027
ἐν ἀνθρωποισιν ἐασης ναιειν, ἀλλ' ἐλεαιρ', ἐπει p1c_197.028
οὐ βιοθαλμιος ἀνηρ γιγνεται, ὁϛε θεαισ' ἐυναζεται ἀθα-
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