p1c_187.001 Anwendung ein und ebendesselben ernsthaften oder fehlerhaften p1c_187.002 Styls auf einen andern meist komischen Gegenstand, wie p1c_187.003 z. B. manche meisterhafte Parodieen von Göthe. Beym p1c_187.004 Travestiren bleibt ebenderselbe Gegenstand und Gedanke, p1c_187.005 und der Styl wird satyrisch verändert. Bey größern Werken p1c_187.006 dieser Art wird freylich der Witz am Ende matt und gesucht, p1c_187.007 oft wohl auch läppisch. Wenn Blumauer Infandum p1c_187.008 regina iubes etc. mit Jnfantin, omnibus his nivea p1c_187.009 cinguntur tempora vitta (L. VI. 665.) mit musselinene p1c_187.010 Schlafhaube übersetzt, so muß einem nicht selten das p1c_187.011 Original dauern, das so ungerechter Weise dadurch lächerlich p1c_187.012 wird. Doch ist bey travestirten Werken nicht immer p1c_187.013 das Original das Ziel des Witzes, auch andere Dinge, p1c_187.014 wie z. B. im Blumauer Hierarchie und Mönchswesen. p1c_187.015 Dem Scherzhaften und Lächerlichen ist auch das p1c_187.016 Witzige verwandt. Jn so fern der Witz Vorstellungen p1c_187.017 zusammenstellt, die an sich ganz entfernte Verhältnisse p1c_187.018 zu haben scheinen, und nun plötzlich auf einer ungeahnten p1c_187.019 Seite zusammentreffen, so bewirkt er auch gemeiniglich das p1c_187.020 Lachen. Der Geist wird dadurch aus der gewöhnlichen p1c_187.021 Sphäre seiner Begriffe herausgerissen und in neue unerhörte p1c_187.022 Bewegung gesetzt, und am Ende ist das Zusammenhalten p1c_187.023 disparater Dinge ein bloßer Scherz gewesen. Vom Spielep1c_187.024 mit Worten werden wir unten bey der dichterischen Sprache p1c_187.025 reden. Es beruht aber auch auf einer Art von Witz. Jeder p1c_187.026 hohe poetische Geist muß, wie wir an Shakespear sehen, p1c_187.027 Witz haben, denn der ästhetische idealische Gedanke, kann p1c_187.028 nur erzeugt werden, durch ein schnelles Zusammenhalten
p1c_187.001 Anwendung ein und ebendesselben ernsthaften oder fehlerhaften p1c_187.002 Styls auf einen andern meist komischen Gegenstand, wie p1c_187.003 z. B. manche meisterhafte Parodieen von Göthe. Beym p1c_187.004 Travestiren bleibt ebenderselbe Gegenstand und Gedanke, p1c_187.005 und der Styl wird satyrisch verändert. Bey größern Werken p1c_187.006 dieser Art wird freylich der Witz am Ende matt und gesucht, p1c_187.007 oft wohl auch läppisch. Wenn Blumauer Infandum p1c_187.008 regina iubes etc. mit Jnfantin, omnibus his nivea p1c_187.009 cinguntur tempora vitta (L. VI. 665.) mit musselinene p1c_187.010 Schlafhaube übersetzt, so muß einem nicht selten das p1c_187.011 Original dauern, das so ungerechter Weise dadurch lächerlich p1c_187.012 wird. Doch ist bey travestirten Werken nicht immer p1c_187.013 das Original das Ziel des Witzes, auch andere Dinge, p1c_187.014 wie z. B. im Blumauer Hierarchie und Mönchswesen. p1c_187.015 Dem Scherzhaften und Lächerlichen ist auch das p1c_187.016 Witzige verwandt. Jn so fern der Witz Vorstellungen p1c_187.017 zusammenstellt, die an sich ganz entfernte Verhältnisse p1c_187.018 zu haben scheinen, und nun plötzlich auf einer ungeahnten p1c_187.019 Seite zusammentreffen, so bewirkt er auch gemeiniglich das p1c_187.020 Lachen. Der Geist wird dadurch aus der gewöhnlichen p1c_187.021 Sphäre seiner Begriffe herausgerissen und in neue unerhörte p1c_187.022 Bewegung gesetzt, und am Ende ist das Zusammenhalten p1c_187.023 disparater Dinge ein bloßer Scherz gewesen. Vom Spielep1c_187.024 mit Worten werden wir unten bey der dichterischen Sprache p1c_187.025 reden. Es beruht aber auch auf einer Art von Witz. Jeder p1c_187.026 hohe poetische Geist muß, wie wir an Shakespear sehen, p1c_187.027 Witz haben, denn der ästhetische idealische Gedanke, kann p1c_187.028 nur erzeugt werden, durch ein schnelles Zusammenhalten
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/245>, abgerufen am 27.11.2024.
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