p1c_185.001 lustig ist) und andere mehr. Die bittere Satyre zeugt p1c_185.002 von zu viel Leidenschaft und zugleich Schwäche, sie empört p1c_185.003 zu sehr den, welchen sie trifft um wirksam zu seyn. Dagegen p1c_185.004 zeugt die lustige am meisten von Geistesenergie. p1c_185.005 Wenn sie sich mit gutem Willen vereinigt, kann sie zu einer p1c_185.006 Zeit, wo das Lächerliche der einzige Donnerkeil ist, vor den p1c_185.007 sich unsterbliche Geister fürchten, sehr nützen. - Bittere p1c_185.008 Satyre zeugt von eigener Verdorbenheit, die sich gern p1c_185.009 mit dem Schlechten unterhält. Man sehe z. B. wie Aristophanes p1c_185.010 und Boileau das weibliche Geschlecht in dem Joche p1c_185.011 der Ehe schildern. Ersterer (z. B. Thesmophoriazus. p1c_185.012 Scen. II.) überschreitet hier wirklich alle Gränzen der Sittlichkeit p1c_185.013 und zugleich der Kunst, und schon daraus ist es klar, p1c_185.014 daß sein Publikum nur aus Männern bestand. Jm Juvenalp1c_185.015 jedoch nähert sich das Lächerliche vermöge der p1c_185.016 energischen heftigen Bitterkeit nicht selten dem höhernp1c_185.017 Schönen. Ueberhaupt findet sich das Lächerliche auch p1c_185.018 zuweilen als integrirende Theilvorstellung beym höhernp1c_185.019 Schönen. Wir haben davon schon ein Beyspiel oben gehabt, p1c_185.020 die lachenden Freyer in der Odyssee. Man sehe p1c_185.021 manche Kupferstiche Hogarths, wo er z. B. ein Narrenhaus p1c_185.022 darstellt. Da sitzt einer in einem dunkeln Käfter auf Stroh p1c_185.023 halb nakt mit Krone und Zepter, und andre fatastisch gekleidet p1c_185.024 nach andern fixen Jdeen. Der Kontrast bringt uns p1c_185.025 zum Lachen. Aber es ist ein Lachen des bittersten Entsezzens. p1c_185.026 Eben dieß geschieht, wenn Juvenal in der vierten p1c_185.027 Satyre ein Senatorisches Consilium, das die Welt regieren p1c_185.028 sollte, berathschlagen läßt, wie ein Fisch zu sieden sey.
p1c_185.001 lustig ist) und andere mehr. Die bittere Satyre zeugt p1c_185.002 von zu viel Leidenschaft und zugleich Schwäche, sie empört p1c_185.003 zu sehr den, welchen sie trifft um wirksam zu seyn. Dagegen p1c_185.004 zeugt die lustige am meisten von Geistesenergie. p1c_185.005 Wenn sie sich mit gutem Willen vereinigt, kann sie zu einer p1c_185.006 Zeit, wo das Lächerliche der einzige Donnerkeil ist, vor den p1c_185.007 sich unsterbliche Geister fürchten, sehr nützen. ─ Bittere p1c_185.008 Satyre zeugt von eigener Verdorbenheit, die sich gern p1c_185.009 mit dem Schlechten unterhält. Man sehe z. B. wie Aristophanes p1c_185.010 und Boileau das weibliche Geschlecht in dem Joche p1c_185.011 der Ehe schildern. Ersterer (z. B. Thesmophoriazus. p1c_185.012 Scen. II.) überschreitet hier wirklich alle Gränzen der Sittlichkeit p1c_185.013 und zugleich der Kunst, und schon daraus ist es klar, p1c_185.014 daß sein Publikum nur aus Männern bestand. Jm Juvenalp1c_185.015 jedoch nähert sich das Lächerliche vermöge der p1c_185.016 energischen heftigen Bitterkeit nicht selten dem höhernp1c_185.017 Schönen. Ueberhaupt findet sich das Lächerliche auch p1c_185.018 zuweilen als integrirende Theilvorstellung beym höhernp1c_185.019 Schönen. Wir haben davon schon ein Beyspiel oben gehabt, p1c_185.020 die lachenden Freyer in der Odyssee. Man sehe p1c_185.021 manche Kupferstiche Hogarths, wo er z. B. ein Narrenhaus p1c_185.022 darstellt. Da sitzt einer in einem dunkeln Käfter auf Stroh p1c_185.023 halb nakt mit Krone und Zepter, und andre fatastisch gekleidet p1c_185.024 nach andern fixen Jdeen. Der Kontrast bringt uns p1c_185.025 zum Lachen. Aber es ist ein Lachen des bittersten Entsezzens. p1c_185.026 Eben dieß geschieht, wenn Juvenal in der vierten p1c_185.027 Satyre ein Senatorisches Consilium, das die Welt regieren p1c_185.028 sollte, berathschlagen läßt, wie ein Fisch zu sieden sey.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/243>, abgerufen am 27.11.2024.
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