p1c_184.001 der Thiere eigentlich Menschen züchtige. Ein Thier oder p1c_184.002 ein Mensch falle, so wird man lachen, wenn der Fall nicht p1c_184.003 gefährlich aussieht. Warum? Weil ein Kontrast darin p1c_184.004 liegt, Beine zu haben, und damit nicht gehen zu können. p1c_184.005 Aber es schreite ein eingebildeter Mann ohne eigentliche p1c_184.006 Würde in vollem Ornate daher und stolpere. So wird man p1c_184.007 auch lachen. Aber warum hier? Das Lachen wird hier p1c_184.008 satyrisch seyn. Man denkt an den ohnmächtigen Stolz, p1c_184.009 der sich blos äußerlich brüstet und gerade durch einen äußerlichen p1c_184.010 Fehltritt zu Schanden wird. Das Satyrischep1c_184.011 nähert sich oft mehr dem Lustigen, oft wiederum mehr p1c_184.012 dem Bitteren. Die lustige Satyre bezieht sich auf p1c_184.013 Fehler der Menschen, deren Betrachtung nicht so angreifend p1c_184.014 für uns ist. Dieß ist der Charakter der meisten Horazischenp1c_184.015 Satyren, der Lustspiele von Plautus, Terenz, Moliere, p1c_184.016 Foote, Baumarchais u. s. w. Auch Rabener, Zachariä, p1c_184.017 Rost u. s. w. im Deutschen gehören hierher. Wenn p1c_184.018 auch die Fehler, die ersterer persiflirt, zuweilen wichtig sind, p1c_184.019 so wird doch das moralische Gefühl bey ihrer Darstellung p1c_184.020 nicht so empört. Z. B. Der Kommentar über das Sprüchwort: p1c_184.021 Ehrlich währt am längsten, der Briefwechsel in Angelegenheiten p1c_184.022 einer alten Kokette, eines Amtmanns und seiner p1c_184.023 Tochter, eines gnädigen Herrn, der einen Hofmeister p1c_184.024 sucht u. s. w. Die bittere Satyre nähert sich schon p1c_184.025 dem Heftigen. Sie artet oft in Persönlichkeitenp1c_184.026 und Pasquille aus. Beyspiele liefern Aristophanes, p1c_184.027 Juvenal, Persius, Swift, Pope, Sheridan, Boileau p1c_184.028 (wiewohl auch dieser nicht immer schimpft, zuweilen mehr
p1c_184.001 der Thiere eigentlich Menschen züchtige. Ein Thier oder p1c_184.002 ein Mensch falle, so wird man lachen, wenn der Fall nicht p1c_184.003 gefährlich aussieht. Warum? Weil ein Kontrast darin p1c_184.004 liegt, Beine zu haben, und damit nicht gehen zu können. p1c_184.005 Aber es schreite ein eingebildeter Mann ohne eigentliche p1c_184.006 Würde in vollem Ornate daher und stolpere. So wird man p1c_184.007 auch lachen. Aber warum hier? Das Lachen wird hier p1c_184.008 satyrisch seyn. Man denkt an den ohnmächtigen Stolz, p1c_184.009 der sich blos äußerlich brüstet und gerade durch einen äußerlichen p1c_184.010 Fehltritt zu Schanden wird. Das Satyrischep1c_184.011 nähert sich oft mehr dem Lustigen, oft wiederum mehr p1c_184.012 dem Bitteren. Die lustige Satyre bezieht sich auf p1c_184.013 Fehler der Menschen, deren Betrachtung nicht so angreifend p1c_184.014 für uns ist. Dieß ist der Charakter der meisten Horazischenp1c_184.015 Satyren, der Lustspiele von Plautus, Terenz, Moliere, p1c_184.016 Foote, Baumarchais u. s. w. Auch Rabener, Zachariä, p1c_184.017 Rost u. s. w. im Deutschen gehören hierher. Wenn p1c_184.018 auch die Fehler, die ersterer persiflirt, zuweilen wichtig sind, p1c_184.019 so wird doch das moralische Gefühl bey ihrer Darstellung p1c_184.020 nicht so empört. Z. B. Der Kommentar über das Sprüchwort: p1c_184.021 Ehrlich währt am längsten, der Briefwechsel in Angelegenheiten p1c_184.022 einer alten Kokette, eines Amtmanns und seiner p1c_184.023 Tochter, eines gnädigen Herrn, der einen Hofmeister p1c_184.024 sucht u. s. w. Die bittere Satyre nähert sich schon p1c_184.025 dem Heftigen. Sie artet oft in Persönlichkeitenp1c_184.026 und Pasquille aus. Beyspiele liefern Aristophanes, p1c_184.027 Juvenal, Persius, Swift, Pope, Sheridan, Boileau p1c_184.028 (wiewohl auch dieser nicht immer schimpft, zuweilen mehr
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/242>, abgerufen am 27.11.2024.
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