p1c_165.001 Strymons, allen seinen Gram in schaudernden p1c_165.002 Höhlen gesungen, Tieger besänftigt' er da und Hörerin p1c_165.003 ward ihm die Eiche. Wie die Nachtigall, von der Ulme p1c_165.004 beschattet, in ihrer Wehmuth klagt der Zöglinge Tod, die p1c_165.005 der grämliche Pflüger, Späher des Nestes, ihr nahm noch p1c_165.006 unbefiedert, sie weinet Nächte lang, erneut, an dem Zweige p1c_165.007 schwankend, das bange Lied und durchhallt das Gefild' umher p1c_165.008 mit jammernder Trauer. Venus nicht bewegt und p1c_165.009 nicht Hymenäus das Herz ihm. Einsam bewandelt er nordisches p1c_165.010 Eis, des Tanais Flocke" u. s. w. - und der p1c_165.011 Schluß: "Damals, da sein Haupt, von dem Marmorhalse p1c_165.012 gerissen, mitten trug, und wälzt' in dem Strom der p1c_165.013 dagrische Hebrus, rufte die Stimme Euridice noch, und p1c_165.014 die starrende Zunge, ach! dein Jammer, Euridice noch, p1c_165.015 da die Seele dahin floh und Euridice hallte zurück von des p1c_165.016 Flusses Gestaden." - Da das Saufte durch den Charakter p1c_165.017 der Ruhe mit dem Großen verwandt ist, so findet es sich p1c_165.018 gerade bey solchen Nationen und Dichtern, die großer Empfindungen p1c_165.019 fähig sind. Daher ist selbst der rauhe Dante p1c_165.020 des Sanften fähig, z. B. Inferno C. 5. die Geschichte von p1c_165.021 Francesca und Paolo: - "Quali colombe dal disio p1c_165.022 chiamate con l' ali aperte e ferme al dolce nido volan p1c_165.023 per l' aer dal voler portate ... amor, ch' a null' p1c_165.024 amato amar perdona mi prese del costui piacer si p1c_165.025 forte, che come vedi ancor non m' abbandona, amor p1c_165.026 condusse noi ad una morte - quando legemmo il p1c_165.027 disiato riso esser baciato da cotanto amante, questi p1c_165.028 che mai da me non sia diviso, la bocca mi bacio tutto
p1c_165.001 Strymons, allen seinen Gram in schaudernden p1c_165.002 Höhlen gesungen, Tieger besänftigt' er da und Hörerin p1c_165.003 ward ihm die Eiche. Wie die Nachtigall, von der Ulme p1c_165.004 beschattet, in ihrer Wehmuth klagt der Zöglinge Tod, die p1c_165.005 der grämliche Pflüger, Späher des Nestes, ihr nahm noch p1c_165.006 unbefiedert, sie weinet Nächte lang, erneut, an dem Zweige p1c_165.007 schwankend, das bange Lied und durchhallt das Gefild' umher p1c_165.008 mit jammernder Trauer. Venus nicht bewegt und p1c_165.009 nicht Hymenäus das Herz ihm. Einsam bewandelt er nordisches p1c_165.010 Eis, des Tanais Flocke“ u. s. w. ─ und der p1c_165.011 Schluß: „Damals, da sein Haupt, von dem Marmorhalse p1c_165.012 gerissen, mitten trug, und wälzt' in dem Strom der p1c_165.013 dagrische Hebrus, rufte die Stimme Euridice noch, und p1c_165.014 die starrende Zunge, ach! dein Jammer, Euridice noch, p1c_165.015 da die Seele dahin floh und Euridice hallte zurück von des p1c_165.016 Flusses Gestaden.“ ─ Da das Saufte durch den Charakter p1c_165.017 der Ruhe mit dem Großen verwandt ist, so findet es sich p1c_165.018 gerade bey solchen Nationen und Dichtern, die großer Empfindungen p1c_165.019 fähig sind. Daher ist selbst der rauhe Dante p1c_165.020 des Sanften fähig, z. B. Inferno C. 5. die Geschichte von p1c_165.021 Francesca und Paolo: ─ „Quali colombe dal disio p1c_165.022 chiamate con l' ali aperte e ferme al dolce nido volan p1c_165.023 per l' aer dal voler portate ... amor, ch' a null' p1c_165.024 amato amar perdona mi prese del costui piacer si p1c_165.025 forte, che come vedi ancor non m' abbandona, amor p1c_165.026 condusse noi ad una morte ─ quando legemmo il p1c_165.027 disiato riso esser baciato da cotanto amante, questi p1c_165.028 che mai da me non sia diviso, la bocca mi baciò tutto
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/223>, abgerufen am 25.11.2024.
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