Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.p1c_124.001 p1c_124.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="124"/><lb n="p1c_124.001"/> , ihm schlug sein Herz und um ihn lag wartend, wie <lb n="p1c_124.002"/> vorm nahen Gewitter die Erde, sein schweigender Weltkreis. <lb n="p1c_124.003"/> Nur in die Seelen zukünftiger Christen kam sanftes Entzücken, <lb n="p1c_124.004"/> und ein süßbetäubend Gefühl des ewigen Lebens. <lb n="p1c_124.005"/> (Nach der alten Lesart. Jn den neuen Ausgaben heißt es <lb n="p1c_124.006"/> minder natürlich: Sanftes Entzücken kam allein in der <lb n="p1c_124.007"/> künftigen Christen Seelen und süßbetäubend Gefühl des ewigen <lb n="p1c_124.008"/> Lebens.) Aber sinnlos, wider Gott was zu denken <lb n="p1c_124.009"/> entstürzten im Abgrund ihren Thronen die Geister der Hölle. <lb n="p1c_124.010"/> Da jeder dahin sank, stürzt' auf jeden ein Fels, brach unter <lb n="p1c_124.011"/> jedem die Tiefe ungestüm ein und donnernd erklang die unterste <lb n="p1c_124.012"/> Hölle.“ ─ Hier ist Pracht und im Einzelnen Heftigkeit. <lb n="p1c_124.013"/> Aber die große Empfindung, die der Anfang erregt, hält <lb n="p1c_124.014"/> das Ganze ruhig zusammen. Das Werden der Seelen, <lb n="p1c_124.015"/> das süßbetäubende Gefühl des ewigen Lebens überwiegt alle <lb n="p1c_124.016"/> die andern schrecklichen Theilvorstellungen. So bleibt das <lb n="p1c_124.017"/> ganze Gemälde <hi rendition="#g">ruhig, groß</hi> und <hi rendition="#g">licht.</hi> Eine ähnliche <lb n="p1c_124.018"/> Bemerkung läßt sich bey der Beschreibung des Schlachtmorgens <lb n="p1c_124.019"/> im <hi rendition="#aq">Aeschylus</hi> machen. <hi rendition="#aq">Pers. 350. seq</hi>. Hier <lb n="p1c_124.020"/> ist überall im Einzelnen heftige Bewegung, und das Ganze <lb n="p1c_124.021"/> hat doch den Charakter einer heitern lichten Ruhe. <foreign xml:lang="grc">ἐπει</foreign> <lb n="p1c_124.022"/> <foreign xml:lang="grc">γε μεντοι λευκοπωλος ἡμερα πᾶσαν κατεσχε γαῖαν ἐυφεγγης</foreign> <lb n="p1c_124.023"/> <foreign xml:lang="grc">ἰδεῖν, πρῶτον μεν ηχοῖ κελαδος ἑλληνων παρα</foreign>, <lb n="p1c_124.024"/> <foreign xml:lang="grc">μολπηδον ἠυφημησεν, ὀρθιον δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἁμα ἀντηλαλαξε νησιωτιδος</foreign> <lb n="p1c_124.025"/> <foreign xml:lang="grc">πετρας ἠχω·</foreign> <foreign xml:lang="grc">φοβος δε πᾶσι βαρβαροις παρῆν γνωμης</foreign> <lb n="p1c_124.026"/> <foreign xml:lang="grc">ἀποσφαλεῖσιν</foreign>. <foreign xml:lang="grc">Ὀυ γαρ ὡς φυγῇ παιᾶν' ἐφυμνουν</foreign> <lb n="p1c_124.027"/> <foreign xml:lang="grc">σεμνον ἑλληνες τοτε, ἀλλ ἐς μαχην ὁρμωντες ευψυχῳ</foreign> <lb n="p1c_124.028"/> <foreign xml:lang="grc">θρασει</foreign>. <foreign xml:lang="grc">Σαλπιγξ δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἀϋτῇ παντ' ἐκεῖν' <hi rendition="#g">ἐπεφλεγεν</hi></foreign>. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0182]
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, ihm schlug sein Herz und um ihn lag wartend, wie p1c_124.002
vorm nahen Gewitter die Erde, sein schweigender Weltkreis. p1c_124.003
Nur in die Seelen zukünftiger Christen kam sanftes Entzücken, p1c_124.004
und ein süßbetäubend Gefühl des ewigen Lebens. p1c_124.005
(Nach der alten Lesart. Jn den neuen Ausgaben heißt es p1c_124.006
minder natürlich: Sanftes Entzücken kam allein in der p1c_124.007
künftigen Christen Seelen und süßbetäubend Gefühl des ewigen p1c_124.008
Lebens.) Aber sinnlos, wider Gott was zu denken p1c_124.009
entstürzten im Abgrund ihren Thronen die Geister der Hölle. p1c_124.010
Da jeder dahin sank, stürzt' auf jeden ein Fels, brach unter p1c_124.011
jedem die Tiefe ungestüm ein und donnernd erklang die unterste p1c_124.012
Hölle.“ ─ Hier ist Pracht und im Einzelnen Heftigkeit. p1c_124.013
Aber die große Empfindung, die der Anfang erregt, hält p1c_124.014
das Ganze ruhig zusammen. Das Werden der Seelen, p1c_124.015
das süßbetäubende Gefühl des ewigen Lebens überwiegt alle p1c_124.016
die andern schrecklichen Theilvorstellungen. So bleibt das p1c_124.017
ganze Gemälde ruhig, groß und licht. Eine ähnliche p1c_124.018
Bemerkung läßt sich bey der Beschreibung des Schlachtmorgens p1c_124.019
im Aeschylus machen. Pers. 350. seq. Hier p1c_124.020
ist überall im Einzelnen heftige Bewegung, und das Ganze p1c_124.021
hat doch den Charakter einer heitern lichten Ruhe. ἐπει p1c_124.022
γε μεντοι λευκοπωλος ἡμερα πᾶσαν κατεσχε γαῖαν ἐυφεγγης p1c_124.023
ἰδεῖν, πρῶτον μεν ηχοῖ κελαδος ἑλληνων παρα, p1c_124.024
μολπηδον ἠυφημησεν, ὀρθιον δ'ἁμα ἀντηλαλαξε νησιωτιδος p1c_124.025
πετρας ἠχω· φοβος δε πᾶσι βαρβαροις παρῆν γνωμης p1c_124.026
ἀποσφαλεῖσιν. Ὀυ γαρ ὡς φυγῇ παιᾶν' ἐφυμνουν p1c_124.027
σεμνον ἑλληνες τοτε, ἀλλ ἐς μαχην ὁρμωντες ευψυχῳ p1c_124.028
θρασει. Σαλπιγξ δ'ἀϋτῇ παντ' ἐκεῖν' ἐπεφλεγεν.
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