Vortheil auf einem andern Wege suchen, wie wir gleich sehen werden.
418. Ist aber die erste Fronte so klein wie sie nur irgend sein konnte, hat mithin der Angreifende ein Recht durch Überflügelung und Umfassung nach Vortheilen zu streben, so muß doch die Grenze dieses Umfassens wieder bestimmt werden.
419. Diese bestimmt sich durch die in einem über- triebenen Umfassen liegenden (Nr. 356 bis 365 genannten) Nachtheile.
420. Jene Nachtheile entstehen wenn das Umfassen trotz einer zu großen feindlichen Fronteausdehnung gesucht wird; sie entstehen aber noch viel stärker wenn die Über- treibung in einem zu weiten Umfassen einer kurzen Linie liegt, wie der Augenschein lehrt.
421. Stellen sich dem Angreifenden diese Nachtheile entgegen, so müssen die Vortheile successiver Kraftverwen- dung, die der Gegner durch seine kurze Fronte erhält, um so mehr Gewicht bekommen.
422. Nun scheint es zwar daß Der welcher die kurze Fronte und tiefe Aufstellung nimmt dadurch nicht in dem einseitigen Genusse der successiven Kraftanwendung bleibt; denn wenn der Gegner eine eben so kleine Fronte nimmt und ihn also nicht umfaßt, so haben beide den Genuß der successiven Kraftverwendung in gleichem Grade; wenn der Gegner ihn aber umfaßt, so muß er ihm überall eine Fronte entgegenstellen, also (mit Ausnahme des geringen hier nicht zu berücksichtigenden Unterschiedes beider konzen- trischen Kreisstärken) in eben so großer Fronte fechten. Aber es kommen hier vier Gegenstände zur Betrachtung.
423. Erstlich bleibt es, wenn auch der Gegner seine Fronte eben so sehr verkürzt, immer ein Vortheil des
Vortheil auf einem andern Wege ſuchen, wie wir gleich ſehen werden.
418. Iſt aber die erſte Fronte ſo klein wie ſie nur irgend ſein konnte, hat mithin der Angreifende ein Recht durch Überfluͤgelung und Umfaſſung nach Vortheilen zu ſtreben, ſo muß doch die Grenze dieſes Umfaſſens wieder beſtimmt werden.
419. Dieſe beſtimmt ſich durch die in einem uͤber- triebenen Umfaſſen liegenden (Nr. 356 bis 365 genannten) Nachtheile.
420. Jene Nachtheile entſtehen wenn das Umfaſſen trotz einer zu großen feindlichen Fronteausdehnung geſucht wird; ſie entſtehen aber noch viel ſtaͤrker wenn die Über- treibung in einem zu weiten Umfaſſen einer kurzen Linie liegt, wie der Augenſchein lehrt.
421. Stellen ſich dem Angreifenden dieſe Nachtheile entgegen, ſo muͤſſen die Vortheile ſucceſſiver Kraftverwen- dung, die der Gegner durch ſeine kurze Fronte erhaͤlt, um ſo mehr Gewicht bekommen.
422. Nun ſcheint es zwar daß Der welcher die kurze Fronte und tiefe Aufſtellung nimmt dadurch nicht in dem einſeitigen Genuſſe der ſucceſſiven Kraftanwendung bleibt; denn wenn der Gegner eine eben ſo kleine Fronte nimmt und ihn alſo nicht umfaßt, ſo haben beide den Genuß der ſucceſſiven Kraftverwendung in gleichem Grade; wenn der Gegner ihn aber umfaßt, ſo muß er ihm uͤberall eine Fronte entgegenſtellen, alſo (mit Ausnahme des geringen hier nicht zu beruͤckſichtigenden Unterſchiedes beider konzen- triſchen Kreisſtaͤrken) in eben ſo großer Fronte fechten. Aber es kommen hier vier Gegenſtaͤnde zur Betrachtung.
423. Erſtlich bleibt es, wenn auch der Gegner ſeine Fronte eben ſo ſehr verkuͤrzt, immer ein Vortheil des
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Vortheil auf einem andern Wege ſuchen, wie wir gleich
ſehen werden.
418. Iſt aber die erſte Fronte ſo klein wie ſie nur
irgend ſein konnte, hat mithin der Angreifende ein Recht
durch Überfluͤgelung und Umfaſſung nach Vortheilen zu
ſtreben, ſo muß doch die Grenze dieſes Umfaſſens wieder
beſtimmt werden.
419. Dieſe beſtimmt ſich durch die in einem uͤber-
triebenen Umfaſſen liegenden (Nr. 356 bis 365 genannten)
Nachtheile.
420. Jene Nachtheile entſtehen wenn das Umfaſſen
trotz einer zu großen feindlichen Fronteausdehnung geſucht
wird; ſie entſtehen aber noch viel ſtaͤrker wenn die Über-
treibung in einem zu weiten Umfaſſen einer kurzen Linie
liegt, wie der Augenſchein lehrt.
421. Stellen ſich dem Angreifenden dieſe Nachtheile
entgegen, ſo muͤſſen die Vortheile ſucceſſiver Kraftverwen-
dung, die der Gegner durch ſeine kurze Fronte erhaͤlt, um
ſo mehr Gewicht bekommen.
422. Nun ſcheint es zwar daß Der welcher die kurze
Fronte und tiefe Aufſtellung nimmt dadurch nicht in dem
einſeitigen Genuſſe der ſucceſſiven Kraftanwendung bleibt;
denn wenn der Gegner eine eben ſo kleine Fronte nimmt
und ihn alſo nicht umfaßt, ſo haben beide den Genuß der
ſucceſſiven Kraftverwendung in gleichem Grade; wenn der
Gegner ihn aber umfaßt, ſo muß er ihm uͤberall eine
Fronte entgegenſtellen, alſo (mit Ausnahme des geringen
hier nicht zu beruͤckſichtigenden Unterſchiedes beider konzen-
triſchen Kreisſtaͤrken) in eben ſo großer Fronte fechten.
Aber es kommen hier vier Gegenſtaͤnde zur Betrachtung.
423. Erſtlich bleibt es, wenn auch der Gegner ſeine
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/368>, abgerufen am 16.07.2024.
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