Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Wiesen, endlich alle Berge die mit einiger Mühe erstiegen
werden müssen, gehören zu den Terrainhindernissen dieser
Art, nämlich zu solchen die zwar passirt werden können,
aber nur mit Anstrengung und langsam, die also den da-
hinter aufgestellten Truppen eine größere Stärke in dem
Gefechte geben. Wälder sind nur dann hierher zu rechnen,
wenn sie sehr verwachsen und sumpfig sind. Ein gewöhn-
licher hoher Wald ist eben so leicht zu passiren als die
Ebene. In Rücksicht der Wälder aber darf man einen
Punkt nicht übersehen, daß sie nämlich den Feind verber-
gen. Stellt man sich hinein, so findet dieser Nachtheil
für beide Theile Statt; sehr gefährlich und also ein gro-
ßer Fehler ist es aber sie vor der Fronte oder auf den
Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur geschehen wenn
der Durchgang auf wenige Wege beschränkt ist. Verhaue
die man zu diesem Behufe anlegt helfen nicht Viel, sie
sind leicht weggeräumt.

6. Aus allem diesen folgt daß man sich dieser Ter-
rainhindernisse auf einer Flanke zu bedienen suchen wird,
um hier mit wenigen Truppen verhältnißmäßig einen star-
ken Widerstand zu leisten, während man auf der andern
Flanke seine vorgesetzte Offensive ausführt. Sehr zweck-
mäßig ist es mit diesen Hindernissen den Gebrauch der
Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das
Hinderniß passirt hat, unter dem Feuer der Schanzen diese
die schwachen Truppen gegen einen zu überlegenen Anfall
und ein zu plötzliches Zurückwerfen sichern.

7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte ist da wo
man sich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem
Werthe.

Alle Berge auf die man sich stellt werden allein aus
dieser Rücksicht besetzt. Denn auf die Wirkung der Waf-

Wieſen, endlich alle Berge die mit einiger Muͤhe erſtiegen
werden muͤſſen, gehoͤren zu den Terrainhinderniſſen dieſer
Art, naͤmlich zu ſolchen die zwar paſſirt werden koͤnnen,
aber nur mit Anſtrengung und langſam, die alſo den da-
hinter aufgeſtellten Truppen eine groͤßere Staͤrke in dem
Gefechte geben. Waͤlder ſind nur dann hierher zu rechnen,
wenn ſie ſehr verwachſen und ſumpfig ſind. Ein gewoͤhn-
licher hoher Wald iſt eben ſo leicht zu paſſiren als die
Ebene. In Ruͤckſicht der Waͤlder aber darf man einen
Punkt nicht uͤberſehen, daß ſie naͤmlich den Feind verber-
gen. Stellt man ſich hinein, ſo findet dieſer Nachtheil
fuͤr beide Theile Statt; ſehr gefaͤhrlich und alſo ein gro-
ßer Fehler iſt es aber ſie vor der Fronte oder auf den
Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur geſchehen wenn
der Durchgang auf wenige Wege beſchraͤnkt iſt. Verhaue
die man zu dieſem Behufe anlegt helfen nicht Viel, ſie
ſind leicht weggeraͤumt.

6. Aus allem dieſen folgt daß man ſich dieſer Ter-
rainhinderniſſe auf einer Flanke zu bedienen ſuchen wird,
um hier mit wenigen Truppen verhaͤltnißmaͤßig einen ſtar-
ken Widerſtand zu leiſten, waͤhrend man auf der andern
Flanke ſeine vorgeſetzte Offenſive ausfuͤhrt. Sehr zweck-
maͤßig iſt es mit dieſen Hinderniſſen den Gebrauch der
Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das
Hinderniß paſſirt hat, unter dem Feuer der Schanzen dieſe
die ſchwachen Truppen gegen einen zu uͤberlegenen Anfall
und ein zu ploͤtzliches Zuruͤckwerfen ſichern.

7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte iſt da wo
man ſich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem
Werthe.

Alle Berge auf die man ſich ſtellt werden allein aus
dieſer Ruͤckſicht beſetzt. Denn auf die Wirkung der Waf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0247" n="233"/>
Wie&#x017F;en, endlich alle Berge die mit einiger Mu&#x0364;he er&#x017F;tiegen<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, geho&#x0364;ren zu den Terrainhinderni&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;er<lb/>
Art, na&#x0364;mlich zu &#x017F;olchen die zwar pa&#x017F;&#x017F;irt werden ko&#x0364;nnen,<lb/>
aber nur mit An&#x017F;trengung und lang&#x017F;am, die al&#x017F;o den da-<lb/>
hinter aufge&#x017F;tellten Truppen eine gro&#x0364;ßere Sta&#x0364;rke in dem<lb/>
Gefechte geben. Wa&#x0364;lder &#x017F;ind nur dann hierher zu rechnen,<lb/>
wenn &#x017F;ie &#x017F;ehr verwach&#x017F;en und &#x017F;umpfig &#x017F;ind. Ein gewo&#x0364;hn-<lb/>
licher hoher Wald i&#x017F;t eben &#x017F;o leicht zu pa&#x017F;&#x017F;iren als die<lb/>
Ebene. In Ru&#x0364;ck&#x017F;icht der Wa&#x0364;lder aber darf man einen<lb/>
Punkt nicht u&#x0364;ber&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie na&#x0364;mlich den Feind verber-<lb/>
gen. Stellt man &#x017F;ich hinein, &#x017F;o findet die&#x017F;er Nachtheil<lb/>
fu&#x0364;r beide Theile Statt; &#x017F;ehr gefa&#x0364;hrlich und al&#x017F;o ein gro-<lb/>
ßer Fehler i&#x017F;t es aber &#x017F;ie vor der Fronte oder auf den<lb/>
Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur ge&#x017F;chehen wenn<lb/>
der Durchgang auf wenige Wege be&#x017F;chra&#x0364;nkt i&#x017F;t. Verhaue<lb/>
die man zu die&#x017F;em Behufe anlegt helfen nicht Viel, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ind leicht weggera&#x0364;umt.</p><lb/>
              <p>6. Aus allem die&#x017F;en folgt daß man &#x017F;ich die&#x017F;er Ter-<lb/>
rainhinderni&#x017F;&#x017F;e auf einer Flanke zu bedienen &#x017F;uchen wird,<lb/>
um hier mit wenigen Truppen verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig einen &#x017F;tar-<lb/>
ken Wider&#x017F;tand zu lei&#x017F;ten, wa&#x0364;hrend man auf der andern<lb/>
Flanke &#x017F;eine vorge&#x017F;etzte Offen&#x017F;ive ausfu&#x0364;hrt. Sehr zweck-<lb/>
ma&#x0364;ßig i&#x017F;t es mit die&#x017F;en Hinderni&#x017F;&#x017F;en den Gebrauch der<lb/>
Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das<lb/>
Hinderniß pa&#x017F;&#x017F;irt hat, unter dem Feuer der Schanzen die&#x017F;e<lb/>
die &#x017F;chwachen Truppen gegen einen zu u&#x0364;berlegenen Anfall<lb/>
und ein zu plo&#x0364;tzliches Zuru&#x0364;ckwerfen &#x017F;ichern.</p><lb/>
              <p>7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte i&#x017F;t da wo<lb/>
man &#x017F;ich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem<lb/>
Werthe.</p><lb/>
              <p>Alle Berge auf die man &#x017F;ich &#x017F;tellt werden allein aus<lb/>
die&#x017F;er Ru&#x0364;ck&#x017F;icht be&#x017F;etzt. Denn auf die Wirkung der Waf-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0247] Wieſen, endlich alle Berge die mit einiger Muͤhe erſtiegen werden muͤſſen, gehoͤren zu den Terrainhinderniſſen dieſer Art, naͤmlich zu ſolchen die zwar paſſirt werden koͤnnen, aber nur mit Anſtrengung und langſam, die alſo den da- hinter aufgeſtellten Truppen eine groͤßere Staͤrke in dem Gefechte geben. Waͤlder ſind nur dann hierher zu rechnen, wenn ſie ſehr verwachſen und ſumpfig ſind. Ein gewoͤhn- licher hoher Wald iſt eben ſo leicht zu paſſiren als die Ebene. In Ruͤckſicht der Waͤlder aber darf man einen Punkt nicht uͤberſehen, daß ſie naͤmlich den Feind verber- gen. Stellt man ſich hinein, ſo findet dieſer Nachtheil fuͤr beide Theile Statt; ſehr gefaͤhrlich und alſo ein gro- ßer Fehler iſt es aber ſie vor der Fronte oder auf den Flanken zu nehmen: dies darf durchaus nur geſchehen wenn der Durchgang auf wenige Wege beſchraͤnkt iſt. Verhaue die man zu dieſem Behufe anlegt helfen nicht Viel, ſie ſind leicht weggeraͤumt. 6. Aus allem dieſen folgt daß man ſich dieſer Ter- rainhinderniſſe auf einer Flanke zu bedienen ſuchen wird, um hier mit wenigen Truppen verhaͤltnißmaͤßig einen ſtar- ken Widerſtand zu leiſten, waͤhrend man auf der andern Flanke ſeine vorgeſetzte Offenſive ausfuͤhrt. Sehr zweck- maͤßig iſt es mit dieſen Hinderniſſen den Gebrauch der Schanzen zu verbinden, weil dann, wenn der Feind das Hinderniß paſſirt hat, unter dem Feuer der Schanzen dieſe die ſchwachen Truppen gegen einen zu uͤberlegenen Anfall und ein zu ploͤtzliches Zuruͤckwerfen ſichern. 7. Als Zugangshinderniß auf der Fronte iſt da wo man ſich vertheidigen will jedes Hinderniß von großem Werthe. Alle Berge auf die man ſich ſtellt werden allein aus dieſer Ruͤckſicht beſetzt. Denn auf die Wirkung der Waf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/247
Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/247>, abgerufen am 23.11.2024.