Voll banger Erwartung trat Blauenstein, von dem Kammermädchen geleitet, in des Frem¬ den Zimmer. Seine Ahnung hatte ihn nicht ge¬ täuscht, es war seines Vaters getreuer Secretair. "Erschrecken Sie nicht, Herr Baron," hob dieser an und trat Blauenstein mit milder Freundlichkeit entgegen. "Vor allen Dingen muß ich Ihnen sagen, wie ich mich Ihrer Zurückkunft von der langen Reise freue, der Ihre körperliche Ausbildung viel ver¬ dankt, denn ich finde manche vortheilhafte Ver¬ änderung!"
"O, lassen wir jetzt dergleichen, lieber, guter Blum," entgegnete Blauenstein dringend, "sagen Sie mir vielmehr schnell heraus, was Sie so plötzlich zu mir führt. Mein Vater hat doch meinen Brief empfangen? --"
"Allerdings," nahm Blum mit einem Seufzer
4. Die Bothſchaft.
Voll banger Erwartung trat Blauenſtein, von dem Kammermaͤdchen geleitet, in des Frem¬ den Zimmer. Seine Ahnung hatte ihn nicht ge¬ taͤuſcht, es war ſeines Vaters getreuer Secretair. „Erſchrecken Sie nicht, Herr Baron,“ hob dieſer an und trat Blauenſtein mit milder Freundlichkeit entgegen. „Vor allen Dingen muß ich Ihnen ſagen, wie ich mich Ihrer Zuruͤckkunft von der langen Reiſe freue, der Ihre koͤrperliche Ausbildung viel ver¬ dankt, denn ich finde manche vortheilhafte Ver¬ aͤnderung!“
„O, laſſen wir jetzt dergleichen, lieber, guter Blum,“ entgegnete Blauenſtein dringend, „ſagen Sie mir vielmehr ſchnell heraus, was Sie ſo ploͤtzlich zu mir fuͤhrt. Mein Vater hat doch meinen Brief empfangen? —“
„Allerdings,“ nahm Blum mit einem Seufzer
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0082"n="76"/></div><divn="1"><head>4.<lb/>
Die Bothſchaft.<lb/></head><p>Voll banger Erwartung trat Blauenſtein, von<lb/>
dem Kammermaͤdchen geleitet, in des Frem¬<lb/>
den Zimmer. Seine Ahnung hatte ihn nicht ge¬<lb/>
taͤuſcht, es war<lb/>ſeines Vaters getreuer Secretair. „Erſchrecken<lb/>
Sie nicht, Herr Baron,“ hob dieſer an und trat<lb/>
Blauenſtein mit milder Freundlichkeit entgegen.<lb/>„Vor allen Dingen muß ich Ihnen ſagen, wie<lb/>
ich mich Ihrer Zuruͤckkunft von der langen Reiſe<lb/>
freue, der Ihre koͤrperliche Ausbildung viel ver¬<lb/>
dankt, denn ich finde manche vortheilhafte Ver¬<lb/>
aͤnderung!“</p><lb/><p>„O, laſſen wir jetzt dergleichen, lieber, guter<lb/>
Blum,“ entgegnete Blauenſtein dringend, „ſagen<lb/>
Sie mir vielmehr ſchnell heraus, was Sie ſo<lb/>
ploͤtzlich zu mir fuͤhrt. Mein Vater hat doch<lb/>
meinen Brief empfangen? —“</p><lb/><p>„Allerdings,“ nahm Blum mit einem Seufzer<lb/></p></div></body></text></TEI>
[76/0082]
4.
Die Bothſchaft.
Voll banger Erwartung trat Blauenſtein, von
dem Kammermaͤdchen geleitet, in des Frem¬
den Zimmer. Seine Ahnung hatte ihn nicht ge¬
taͤuſcht, es war
ſeines Vaters getreuer Secretair. „Erſchrecken
Sie nicht, Herr Baron,“ hob dieſer an und trat
Blauenſtein mit milder Freundlichkeit entgegen.
„Vor allen Dingen muß ich Ihnen ſagen, wie
ich mich Ihrer Zuruͤckkunft von der langen Reiſe
freue, der Ihre koͤrperliche Ausbildung viel ver¬
dankt, denn ich finde manche vortheilhafte Ver¬
aͤnderung!“
„O, laſſen wir jetzt dergleichen, lieber, guter
Blum,“ entgegnete Blauenſtein dringend, „ſagen
Sie mir vielmehr ſchnell heraus, was Sie ſo
ploͤtzlich zu mir fuͤhrt. Mein Vater hat doch
meinen Brief empfangen? —“
„Allerdings,“ nahm Blum mit einem Seufzer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/82>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.