Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.in der Nachbarschaft wie auf den Messias, aber "Und Comtesse Albertine?" fragte Blauenstein "Nun," sagte der Verlobungsreferendar heim¬ Weibliche Würde! dachte Blauenstein tief im in der Nachbarſchaft wie auf den Meſſias, aber „Und Comteſſe Albertine?“ fragte Blauenſtein „Nun,“ ſagte der Verlobungsreferendar heim¬ Weibliche Wuͤrde! dachte Blauenſtein tief im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="30"/> in der Nachbarſchaft wie auf den Meſſias, aber<lb/> ſie mußten ſich das Maͤulchen wiſchen!“</p><lb/> <p>„Und Comteſſe Albertine?“ fragte Blauenſtein<lb/> ganz blaß und bebend wie Espenlaub.</p><lb/> <p>„Nun,“ ſagte der Verlobungsreferendar heim¬<lb/> lich laͤchelnd, „die hoffte juſt nicht, denn die konnte<lb/> nur pfeifen, und ſie hatte zehn an jedem ihrer<lb/> Finger. Jung, huͤbſch, reich, und dabei gut, wie<lb/> die lieben Engel im Himmel; ich will den jungen<lb/> Mann ſehn, dem ſie mißfiele. Was in der Welt<lb/> koͤnnte der noch mangeln?“</p><lb/> <p>Weibliche Wuͤrde! dachte Blauenſtein tief im<lb/> Innerſten verwundert bei ſich, und entließ den<lb/> alten Schwaͤtzer. — Wie ungeheuer hatte ihn<lb/> das Maͤdchen getaͤuſcht! Verlobt, verlobt! toͤnte<lb/> es in ihm wieder, und das ganze Rieſengebirge<lb/> waͤlzte ſich mit ſeiner Laſt auf das gequaͤlte<lb/> Herz. Wie war es moͤglich, ſich ſo zu ver¬<lb/> ſtellen, ſein redliches Streben ſo zu belohnen!<lb/> — Und ihre Anſpielungen beim Schach, waren<lb/> ſie nicht eine Buͤrgſchaft fuͤr ſeine beſten Hoff¬<lb/> nungen? — Die alte Tante Letty hatte ihm bei<lb/> Tiſche erzaͤhlt, Tina habe ſeit dem Tode ihrer Mutter<lb/> im Hauſe der Madam Lafleure in der Reſidenz eine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0036]
in der Nachbarſchaft wie auf den Meſſias, aber
ſie mußten ſich das Maͤulchen wiſchen!“
„Und Comteſſe Albertine?“ fragte Blauenſtein
ganz blaß und bebend wie Espenlaub.
„Nun,“ ſagte der Verlobungsreferendar heim¬
lich laͤchelnd, „die hoffte juſt nicht, denn die konnte
nur pfeifen, und ſie hatte zehn an jedem ihrer
Finger. Jung, huͤbſch, reich, und dabei gut, wie
die lieben Engel im Himmel; ich will den jungen
Mann ſehn, dem ſie mißfiele. Was in der Welt
koͤnnte der noch mangeln?“
Weibliche Wuͤrde! dachte Blauenſtein tief im
Innerſten verwundert bei ſich, und entließ den
alten Schwaͤtzer. — Wie ungeheuer hatte ihn
das Maͤdchen getaͤuſcht! Verlobt, verlobt! toͤnte
es in ihm wieder, und das ganze Rieſengebirge
waͤlzte ſich mit ſeiner Laſt auf das gequaͤlte
Herz. Wie war es moͤglich, ſich ſo zu ver¬
ſtellen, ſein redliches Streben ſo zu belohnen!
— Und ihre Anſpielungen beim Schach, waren
ſie nicht eine Buͤrgſchaft fuͤr ſeine beſten Hoff¬
nungen? — Die alte Tante Letty hatte ihm bei
Tiſche erzaͤhlt, Tina habe ſeit dem Tode ihrer Mutter
im Hauſe der Madam Lafleure in der Reſidenz eine
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