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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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war; auf dem Sitze lag ein weiches Polster von
rothem Sammt mit reichen Kanten. Tina so¬
wohl, als ihre neue Freundin Adeline war höchst
von der glänzenden, phantastischen Erscheinung
überrascht, denn Bruder Emil und Oncle Heinrich
hatten Alles ganz heimlich in großer Geschwin¬
digkeit angeordnet, und diese Verwunderung stieg
noch höher, als die drei Damen genöthigt wurden,
in dem Rosenwagen Platz zu nehmen, und sich
von der geputzten Landjugend nach dem Park
von Blumenau ziehn zu lassen. Im Bosquet
war in aller Schnelligkeit ein grüner Laubtempel
errichtet, ebenfalls mit Rosen und andern Früh¬
lingsblüthen durchflochten, und unter einer in der
Mitte der durchsichtigen Decke schwebenden Blu¬
menkrone erhob sich ein einfacher Altar mit der
flackernden Flamme. In der Nähe des einen
Blumenpfeilers stand der Graf in glänzendem
Hofstaat mit Kreuz und Orden, und empfing
die Gemahlin seines Vetters Staunitz mit
der ihm eigenen zuvorkommenden Freundlichkeit
und Güte.

Adeline war fast keines Wortes mächtig; sie
war ihrer Freundin Albertine in die Arme ge¬
sunken, als könne sie diese Fülle freudiger Ereig¬
nisse nicht ertragen. Da faßte der Graf, der

war; auf dem Sitze lag ein weiches Polſter von
rothem Sammt mit reichen Kanten. Tina ſo¬
wohl, als ihre neue Freundin Adeline war hoͤchſt
von der glaͤnzenden, phantaſtiſchen Erſcheinung
uͤberraſcht, denn Bruder Emil und Oncle Heinrich
hatten Alles ganz heimlich in großer Geſchwin¬
digkeit angeordnet, und dieſe Verwunderung ſtieg
noch hoͤher, als die drei Damen genoͤthigt wurden,
in dem Roſenwagen Platz zu nehmen, und ſich
von der geputzten Landjugend nach dem Park
von Blumenau ziehn zu laſſen. Im Bosquet
war in aller Schnelligkeit ein gruͤner Laubtempel
errichtet, ebenfalls mit Roſen und andern Fruͤh¬
lingsbluͤthen durchflochten, und unter einer in der
Mitte der durchſichtigen Decke ſchwebenden Blu¬
menkrone erhob ſich ein einfacher Altar mit der
flackernden Flamme. In der Naͤhe des einen
Blumenpfeilers ſtand der Graf in glaͤnzendem
Hofſtaat mit Kreuz und Orden, und empfing
die Gemahlin ſeines Vetters Staunitz mit
der ihm eigenen zuvorkommenden Freundlichkeit
und Guͤte.

Adeline war faſt keines Wortes maͤchtig; ſie
war ihrer Freundin Albertine in die Arme ge¬
ſunken, als koͤnne ſie dieſe Fuͤlle freudiger Ereig¬
niſſe nicht ertragen. Da faßte der Graf, der

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[255/0261] war; auf dem Sitze lag ein weiches Polſter von rothem Sammt mit reichen Kanten. Tina ſo¬ wohl, als ihre neue Freundin Adeline war hoͤchſt von der glaͤnzenden, phantaſtiſchen Erſcheinung uͤberraſcht, denn Bruder Emil und Oncle Heinrich hatten Alles ganz heimlich in großer Geſchwin¬ digkeit angeordnet, und dieſe Verwunderung ſtieg noch hoͤher, als die drei Damen genoͤthigt wurden, in dem Roſenwagen Platz zu nehmen, und ſich von der geputzten Landjugend nach dem Park von Blumenau ziehn zu laſſen. Im Bosquet war in aller Schnelligkeit ein gruͤner Laubtempel errichtet, ebenfalls mit Roſen und andern Fruͤh¬ lingsbluͤthen durchflochten, und unter einer in der Mitte der durchſichtigen Decke ſchwebenden Blu¬ menkrone erhob ſich ein einfacher Altar mit der flackernden Flamme. In der Naͤhe des einen Blumenpfeilers ſtand der Graf in glaͤnzendem Hofſtaat mit Kreuz und Orden, und empfing die Gemahlin ſeines Vetters Staunitz mit der ihm eigenen zuvorkommenden Freundlichkeit und Guͤte. Adeline war faſt keines Wortes maͤchtig; ſie war ihrer Freundin Albertine in die Arme ge¬ ſunken, als koͤnne ſie dieſe Fuͤlle freudiger Ereig¬ niſſe nicht ertragen. Da faßte der Graf, der

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/261>, abgerufen am 24.11.2024.