Namen, in Ihrer Gegenwart damals nicht berüh¬ ren, und behielt meine Entdeckung bei mir. --
Gestern Abend kommt mein Schwager Hein¬ rich, erzählt mir Staunitz wunderbare Ver¬ heirathung, und entdeckt mir in's Geheim, daß seine Gemahlin hier in der Nähe wohne, und nur des Augenblicks harre, wo sie mit ihrem Gatten hieher eilen könne. Mein armes Kind, meine Tina, that mir unaussprechlich leid, denn ich glaubte, sie würde ein Opfer ihres Grames werden, und sagte dies meinem Schwager, da lacht mir der Mensch, meine Stimmung contrastirte widrig hiemit, laut in's Gesicht, und meint, Sie, mein junger Freund, würden Staunitz Stelle schon auszufüllen wissen. Allerdings ist es mir nicht entgangen, daß Sie mein Kind auszeichneten, aber ich ahnete nicht, daß ein sonderbares Ungefähr Tinas Verbindung mit Staunitz aufhob."
Der Graf ergriff nach diesen Worten das kleine Bild seiner verstorbenen Gemahlin, trocknete die darauffallenden Thränen von dem spiegelreinen Glase, aus welchem die zauberischen Züge der Verklärten hervorlächelten, und fuhr, nachdem er sich wieder erholt, denn es schien ein Kampf sonderbar geweckter Empfindungen in ihm zu
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Namen, in Ihrer Gegenwart damals nicht beruͤh¬ ren, und behielt meine Entdeckung bei mir. —
Geſtern Abend kommt mein Schwager Hein¬ rich, erzaͤhlt mir Staunitz wunderbare Ver¬ heirathung, und entdeckt mir in's Geheim, daß ſeine Gemahlin hier in der Naͤhe wohne, und nur des Augenblicks harre, wo ſie mit ihrem Gatten hieher eilen koͤnne. Mein armes Kind, meine Tina, that mir unausſprechlich leid, denn ich glaubte, ſie wuͤrde ein Opfer ihres Grames werden, und ſagte dies meinem Schwager, da lacht mir der Menſch, meine Stimmung contraſtirte widrig hiemit, laut in's Geſicht, und meint, Sie, mein junger Freund, wuͤrden Staunitz Stelle ſchon auszufuͤllen wiſſen. Allerdings iſt es mir nicht entgangen, daß Sie mein Kind auszeichneten, aber ich ahnete nicht, daß ein ſonderbares Ungefaͤhr Tinas Verbindung mit Staunitz aufhob.“
Der Graf ergriff nach dieſen Worten das kleine Bild ſeiner verſtorbenen Gemahlin, trocknete die darauffallenden Thraͤnen von dem ſpiegelreinen Glaſe, aus welchem die zauberiſchen Zuͤge der Verklaͤrten hervorlaͤchelten, und fuhr, nachdem er ſich wieder erholt, denn es ſchien ein Kampf ſonderbar geweckter Empfindungen in ihm zu
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Namen, in Ihrer Gegenwart damals nicht beruͤh¬
ren, und behielt meine Entdeckung bei mir. —
Geſtern Abend kommt mein Schwager Hein¬
rich, erzaͤhlt mir Staunitz wunderbare Ver¬
heirathung, und entdeckt mir in's Geheim, daß
ſeine Gemahlin hier in der Naͤhe wohne, und nur
des Augenblicks harre, wo ſie mit ihrem Gatten
hieher eilen koͤnne. Mein armes Kind, meine
Tina, that mir unausſprechlich leid, denn ich
glaubte, ſie wuͤrde ein Opfer ihres Grames werden,
und ſagte dies meinem Schwager, da lacht mir
der Menſch, meine Stimmung contraſtirte widrig
hiemit, laut in's Geſicht, und meint, Sie, mein
junger Freund, wuͤrden Staunitz Stelle ſchon
auszufuͤllen wiſſen. Allerdings iſt es mir nicht
entgangen, daß Sie mein Kind auszeichneten, aber
ich ahnete nicht, daß ein ſonderbares Ungefaͤhr
Tinas Verbindung mit Staunitz aufhob.“
Der Graf ergriff nach dieſen Worten das
kleine Bild ſeiner verſtorbenen Gemahlin, trocknete
die darauffallenden Thraͤnen von dem ſpiegelreinen
Glaſe, aus welchem die zauberiſchen Zuͤge der
Verklaͤrten hervorlaͤchelten, und fuhr, nachdem er
ſich wieder erholt, denn es ſchien ein Kampf
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/247>, abgerufen am 27.07.2024.
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