Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.sagen sollte, ob Staunitz, ob Tina oder Oncle Der Graf war von seiner Geschäftsreise zu¬ Blauenstein erging es nicht viel besser; er ſagen ſollte, ob Staunitz, ob Tina oder Oncle Der Graf war von ſeiner Geſchaͤftsreiſe zu¬ Blauenſtein erging es nicht viel beſſer; er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="237"/> ſagen ſollte, ob Staunitz, ob Tina oder Oncle<lb/> Heinrich. Der letztere meinte zwar, das werde<lb/> ſich ſchon finden, erfahren muͤſſe er es doch, und<lb/> dann ſei es im Grunde einerlei, durch wen.<lb/> Aber er beſchloß heimlich bei ſich, die Sache<lb/> ſelbſt, und zwar noch heute Abend abmachen<lb/> zu wollen.</p><lb/> <p>Der Graf war von ſeiner Geſchaͤftsreiſe zu¬<lb/> ruͤckgekehrt; Oncle Heinrich ging ſchnurſtracks zu<lb/> ihm in's Cabinet, und beide Herren kamen auch<lb/> daraus nicht wieder fuͤr den Abend zum Vorſchein.<lb/> Der alte Martin wurde von Tina einmal gar<lb/> beauftragt, vor dem erwaͤhnten Zimmer vorbei¬<lb/> zugehn, ob etwa drinnen heftig geredet wuͤrde,<lb/> denn es war ihr ſo bang um's Herz, als ſolle<lb/> die kaum emporſteigende Sonne ihres jungen<lb/> Liebesgluͤckes wieder hinabſteigen in ein finſteres<lb/> Wolkenmeer; und wirklich berichtete der alte<lb/> Graukopf, es werde ziemlich laut geſprochen, aber<lb/> man koͤnne durchaus kein Wort verſtehn. Die<lb/> heimliche Angſt ließ ſie nicht zu ſich ſelbſt kommen;<lb/> ſie vermogte bei Tiſch keinen Biſſen zu eſſen, und<lb/> die Nacht entſchwand unter tauſend Qualen.</p><lb/> <p>Blauenſtein erging es nicht viel beſſer; er<lb/> ſtarrte eine Zeitlang auf Tinas kunſtreiches Ge¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [237/0243]
ſagen ſollte, ob Staunitz, ob Tina oder Oncle
Heinrich. Der letztere meinte zwar, das werde
ſich ſchon finden, erfahren muͤſſe er es doch, und
dann ſei es im Grunde einerlei, durch wen.
Aber er beſchloß heimlich bei ſich, die Sache
ſelbſt, und zwar noch heute Abend abmachen
zu wollen.
Der Graf war von ſeiner Geſchaͤftsreiſe zu¬
ruͤckgekehrt; Oncle Heinrich ging ſchnurſtracks zu
ihm in's Cabinet, und beide Herren kamen auch
daraus nicht wieder fuͤr den Abend zum Vorſchein.
Der alte Martin wurde von Tina einmal gar
beauftragt, vor dem erwaͤhnten Zimmer vorbei¬
zugehn, ob etwa drinnen heftig geredet wuͤrde,
denn es war ihr ſo bang um's Herz, als ſolle
die kaum emporſteigende Sonne ihres jungen
Liebesgluͤckes wieder hinabſteigen in ein finſteres
Wolkenmeer; und wirklich berichtete der alte
Graukopf, es werde ziemlich laut geſprochen, aber
man koͤnne durchaus kein Wort verſtehn. Die
heimliche Angſt ließ ſie nicht zu ſich ſelbſt kommen;
ſie vermogte bei Tiſch keinen Biſſen zu eſſen, und
die Nacht entſchwand unter tauſend Qualen.
Blauenſtein erging es nicht viel beſſer; er
ſtarrte eine Zeitlang auf Tinas kunſtreiches Ge¬
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