"Kind," erwiederte Heinrich lachend, "das klingt Alles recht fein, aber es ist dummes Zeug! Und am Ende ist Dir das Kloster, was Blauen¬ stein Dir zeigen oder erweisen wird, zehnmal lieber, als so ein alter verwetterter Steinhaufen mit Eulen und alten Weibern angefüllt!" --
Tina versetzte dem Oncle einen leichten Schlag, verbarg ihr Erröthen an Blauensteins seliger Brust, und fragte Staunitz, ob er zu Ende sei.
"Allerdings," erwiederte dieser, "meine Leidens- und Liebesgeschichte wäre aus, und jetzt, meine Theuren, lade ich Sie gegenseitig ein, mir nach dem gastlichen Hause des Forstinspectors zu fol¬ gen, und erwarte durchaus keine abschlägliche Antwort. Das Wetter ist heiter und zu einem Gange in's Freie einladend, wenn es daher beliebt, so gehn wir zu Fuß durch den schönen Forst!"
Man dankte dem Erzähler für seine Mitthei¬ lungen; Heinrich meinte, seine Rechtfertigung wäre im Ganzen so übel eben nicht, und verdiene beachtet zu werden. Die Gesellschaft war auch sogleich, von innerer Neugierde getrieben, bereit, dem ungeduldigen Staunitz zu folgen, der so
„Kind,“ erwiederte Heinrich lachend, „das klingt Alles recht fein, aber es iſt dummes Zeug! Und am Ende iſt Dir das Kloſter, was Blauen¬ ſtein Dir zeigen oder erweiſen wird, zehnmal lieber, als ſo ein alter verwetterter Steinhaufen mit Eulen und alten Weibern angefuͤllt!“ —
Tina verſetzte dem Oncle einen leichten Schlag, verbarg ihr Erroͤthen an Blauenſteins ſeliger Bruſt, und fragte Staunitz, ob er zu Ende ſei.
„Allerdings,“ erwiederte dieſer, „meine Leidens- und Liebesgeſchichte waͤre aus, und jetzt, meine Theuren, lade ich Sie gegenſeitig ein, mir nach dem gaſtlichen Hauſe des Forſtinſpectors zu fol¬ gen, und erwarte durchaus keine abſchlaͤgliche Antwort. Das Wetter iſt heiter und zu einem Gange in's Freie einladend, wenn es daher beliebt, ſo gehn wir zu Fuß durch den ſchoͤnen Forſt!“
Man dankte dem Erzaͤhler fuͤr ſeine Mitthei¬ lungen; Heinrich meinte, ſeine Rechtfertigung waͤre im Ganzen ſo uͤbel eben nicht, und verdiene beachtet zu werden. Die Geſellſchaft war auch ſogleich, von innerer Neugierde getrieben, bereit, dem ungeduldigen Staunitz zu folgen, der ſo
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0239"n="233"/><p>„Kind,“ erwiederte Heinrich lachend, „das<lb/>
klingt Alles recht fein, aber es iſt dummes Zeug!<lb/>
Und am Ende iſt Dir das Kloſter, was Blauen¬<lb/>ſtein Dir zeigen oder erweiſen wird, zehnmal lieber,<lb/>
als ſo ein alter verwetterter Steinhaufen mit<lb/>
Eulen und alten Weibern angefuͤllt!“—</p><lb/><p>Tina verſetzte dem Oncle einen leichten Schlag,<lb/>
verbarg ihr Erroͤthen an Blauenſteins ſeliger<lb/>
Bruſt, und fragte Staunitz, ob er zu Ende ſei.</p><lb/><p>„Allerdings,“ erwiederte dieſer, „meine Leidens-<lb/>
und Liebesgeſchichte waͤre aus, und jetzt, meine<lb/>
Theuren, lade ich Sie gegenſeitig ein, mir nach<lb/>
dem gaſtlichen Hauſe des Forſtinſpectors zu fol¬<lb/>
gen, und erwarte durchaus keine abſchlaͤgliche<lb/>
Antwort. Das Wetter iſt heiter und zu einem<lb/>
Gange in's Freie einladend, wenn es daher<lb/>
beliebt, ſo gehn wir zu Fuß durch den ſchoͤnen<lb/>
Forſt!“</p><lb/><p>Man dankte dem Erzaͤhler fuͤr ſeine Mitthei¬<lb/>
lungen; Heinrich meinte, ſeine Rechtfertigung<lb/>
waͤre im Ganzen ſo uͤbel eben nicht, und verdiene<lb/>
beachtet zu werden. Die Geſellſchaft war auch<lb/>ſogleich, von innerer Neugierde getrieben, bereit,<lb/>
dem ungeduldigen Staunitz zu folgen, der ſo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[233/0239]
„Kind,“ erwiederte Heinrich lachend, „das
klingt Alles recht fein, aber es iſt dummes Zeug!
Und am Ende iſt Dir das Kloſter, was Blauen¬
ſtein Dir zeigen oder erweiſen wird, zehnmal lieber,
als ſo ein alter verwetterter Steinhaufen mit
Eulen und alten Weibern angefuͤllt!“ —
Tina verſetzte dem Oncle einen leichten Schlag,
verbarg ihr Erroͤthen an Blauenſteins ſeliger
Bruſt, und fragte Staunitz, ob er zu Ende ſei.
„Allerdings,“ erwiederte dieſer, „meine Leidens-
und Liebesgeſchichte waͤre aus, und jetzt, meine
Theuren, lade ich Sie gegenſeitig ein, mir nach
dem gaſtlichen Hauſe des Forſtinſpectors zu fol¬
gen, und erwarte durchaus keine abſchlaͤgliche
Antwort. Das Wetter iſt heiter und zu einem
Gange in's Freie einladend, wenn es daher
beliebt, ſo gehn wir zu Fuß durch den ſchoͤnen
Forſt!“
Man dankte dem Erzaͤhler fuͤr ſeine Mitthei¬
lungen; Heinrich meinte, ſeine Rechtfertigung
waͤre im Ganzen ſo uͤbel eben nicht, und verdiene
beachtet zu werden. Die Geſellſchaft war auch
ſogleich, von innerer Neugierde getrieben, bereit,
dem ungeduldigen Staunitz zu folgen, der ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/239>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.