gethan, überzeugte ich mich, daß die Hamburger Tante bereits seit einem Jahre mit Tode abge¬ gangen sei, und wenig oder kein Vermögen hin¬ terlassen habe. --
Geholfen mußte werden, aber wie, das war mir unter diesen Umständen noch unbekannt. Zum Stiefvater zurückzukehren, -- nein, das ging nicht; denn nach dem, was mir Adeline über diesen Punct gesagt, so wäre sie lieber in den Tod gesunken, als in das nun verwais'te väterliche Haus zurückgekehrt. -- -- Ich faßte Adelinens Hand, als sie zu sich selbst gekommen war, ich suchte ihr Trost zuzusprechen, und schlug ihr zuletzt Blumenau als einstweiligen Aufenthalt vor. Aber sie winkte mildlächlend mit der kleinen Hand, schimmernde Thränen im Auge, und bat, sie ein wenig, allein zu lassen.
Freund Kluge war ausgegangen, und ich zog mich, im Innern auf das Sonderbarste aufgeregt, in das benachbarte Cabinet zurück.
Ich konnte es mir nicht länger verbergen, was auch meine Verhältnisse zu Tina dagegen streiten mogten, was ich auch selbst mit Vernunft¬ gründen dagegen kämpfte, mit einem Worte, ich
gethan, uͤberzeugte ich mich, daß die Hamburger Tante bereits ſeit einem Jahre mit Tode abge¬ gangen ſei, und wenig oder kein Vermoͤgen hin¬ terlaſſen habe. —
Geholfen mußte werden, aber wie, das war mir unter dieſen Umſtaͤnden noch unbekannt. Zum Stiefvater zuruͤckzukehren, — nein, das ging nicht; denn nach dem, was mir Adeline uͤber dieſen Punct geſagt, ſo waͤre ſie lieber in den Tod geſunken, als in das nun verwaiſ'te vaͤterliche Haus zuruͤckgekehrt. — — Ich faßte Adelinens Hand, als ſie zu ſich ſelbſt gekommen war, ich ſuchte ihr Troſt zuzuſprechen, und ſchlug ihr zuletzt Blumenau als einſtweiligen Aufenthalt vor. Aber ſie winkte mildlaͤchlend mit der kleinen Hand, ſchimmernde Thraͤnen im Auge, und bat, ſie ein wenig, allein zu laſſen.
Freund Kluge war ausgegangen, und ich zog mich, im Innern auf das Sonderbarſte aufgeregt, in das benachbarte Cabinet zuruͤck.
Ich konnte es mir nicht laͤnger verbergen, was auch meine Verhaͤltniſſe zu Tina dagegen ſtreiten mogten, was ich auch ſelbſt mit Vernunft¬ gruͤnden dagegen kaͤmpfte, mit einem Worte, ich
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gethan, uͤberzeugte ich mich, daß die Hamburger
Tante bereits ſeit einem Jahre mit Tode abge¬
gangen ſei, und wenig oder kein Vermoͤgen hin¬
terlaſſen habe. —
Geholfen mußte werden, aber wie, das war
mir unter dieſen Umſtaͤnden noch unbekannt.
Zum Stiefvater zuruͤckzukehren, — nein, das
ging nicht; denn nach dem, was mir Adeline
uͤber dieſen Punct geſagt, ſo waͤre ſie lieber in
den Tod geſunken, als in das nun verwaiſ'te
vaͤterliche Haus zuruͤckgekehrt. — — Ich faßte
Adelinens Hand, als ſie zu ſich ſelbſt gekommen
war, ich ſuchte ihr Troſt zuzuſprechen, und ſchlug
ihr zuletzt Blumenau als einſtweiligen Aufenthalt
vor. Aber ſie winkte mildlaͤchlend mit der kleinen
Hand, ſchimmernde Thraͤnen im Auge, und bat,
ſie ein wenig, allein zu laſſen.
Freund Kluge war ausgegangen, und ich zog
mich, im Innern auf das Sonderbarſte aufgeregt,
in das benachbarte Cabinet zuruͤck.
Ich konnte es mir nicht laͤnger verbergen,
was auch meine Verhaͤltniſſe zu Tina dagegen
ſtreiten mogten, was ich auch ſelbſt mit Vernunft¬
gruͤnden dagegen kaͤmpfte, mit einem Worte, ich
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/225>, abgerufen am 27.07.2024.
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